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Demokratische Republik Kongo

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In Zahlen

  • Gesamtbevölkerung: 101,780,263 Einwohner (Stand: Juli 2020, geschätzt) 1)
  • 0-14 Jahre: 46.38% 1)
  • Gesamtzahl der Kinderarbeiter (5–14 Jahre): 35,8% 2)

Tätigkeiten / Produkte

Fallbeispiel

„Was hätte ich sonst tun können?“

Noch immer träumt der 15-jährige Safari jede Nacht von dem Abend, als seine Einheit von gegnerischen Hutu-Milizen überfallen wurde. „Meine Freunde, die neben mir saßen, sind plötzlich umgefallen“, erzählt der Junge. „Die sind von Kugeln der Hutus getroffen worden.“ Bevor Safari sich den „Mai-Mai“-Milizen anschloss („Mai-Mai“ bedeutet reines Wasser), wohnte er zusammen mit seinen vier Geschwistern und seinen Eltern in einem Dorf in der Provinz Süd-Kivu. Die Familie lebte vom Ackerbau, und Safari verkaufte nach der Schule in dem kleinen Laden der Familie Kekse, Zigaretten und andere Kleinigkeiten. Als der Krieg ausbrach, wurde sein Vater von Tutsi-Rebellen getötet. Safari floh mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in ein Flüchtlingscamp. Doch auch das Camp wurde ständig von Rebellen angegriffen. „Als ich gerade dabei war, die restlichen Waren aus unserem Laden zu verkaufen, um das Schulgeld für meine Geschwister und mich bezahlen zu können, kamen fünf bewaffnete Kämpfer der Milizen. Die haben mich geschlagen und mir alles weggenommen. Jetzt konnte ich noch nicht einmal mehr zur Schule gehen“, berichtet Safari. „Ich wusste von einigen Freunden, dass auch andere Kinder bei den Rebellen waren, und so habe ich mich diesen angeschlossen. Was hätte ich auch sonst tun können?“ Damals war Safari gerade zehn Jahre alt. Schon bald merkt er, dass es ein Fehler war, sich den Soldaten anzuschließen. „Es war so grausam. So viele meiner Freunde sind gestorben. Immer wieder wurden wir nachts angegriffen. Meistens hatten wir auch nichts zu essen. Dann haben wir Dörfer überfallen und geplündert“, erzählt Safari mit leiser Stimme. Nach Eintreffen der UN-Truppen war Safari einer der ersten seiner Einheit, die demobilisiert wurden. Safari möchte nun gerne einen „richtigen“ Laden aufmachen und jede Menge Fußball spielen. „Soldat sein, das möchte ich auf keinen Fall wieder“, beendet Safari unser Gespräch. 3)

Allgemeine Rahmenbedingungen

  • Arbeitslosenrate: 46,1% (Stand: 2013) 4)
  • Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze: 63% (Stand: 2014, geschätzt) 1)
  • Der jahrelange Bürgerkrieg hat das Land in einer extrem schlechten wirtschaftlichen Situation zurückgelassen.
  • Gewalt ist in einigen Teilen des Landes immer noch an der Tagesordnung, 5)
  • Weitere Übel sind weit verbreitete Armut und mangelnder Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Grundversorgung.

Schulbildung

  • Schulbildung ist kostenlos. 2)
  • Schulpflicht besteht bis zum 12. Lebensjahr. 2)
  • Analphabetenrate: 23% – Männer 11,5%, Frauen 33,5% (Stand: 2016) 1)
  • Fast 7 Millionen Kinder von 5 bis 17 Jahren gehen nicht zur Schule 6)

Ursachen für Kinderarbeit

  • In Folge von AIDS steigt die Zahl der von Kindern geführten Haushalte.
  • Arbeitslosigkeit, Armut, zunehmende Urbanisierung und die Folgen des Bürgerkrieges erhöhen die Zahl der Kinder, die auf ein eigenes Einkommen angewiesen sind.
  • Viele Eltern können zudem die Schulgebühren nicht bezahlen, was zu zunehmendem Austritt der Kinder aus der Schule führt. Vermehrt treten zudem Fälle auf, in denen Eltern ihre Kinder verstoßen, weil diese der Hexerei bezichtigt werden.
  • UNICEF geht von über 4 Millionen Waisenkindern in der Demokratischen Republik Kongo aus. 7)

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Bisherige Lösungsansätze

  • Einführung eines National Council for Children zur Durchführung von Programmen für ehemalige Kindersoldatem, Waisenkindern und Opfer sexuellen Missbrauchs
  • Seit 2004 existiert ein Programm zur Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration von 150 000 Soldaten, darunter etwa 30 000 Kinder und Jugendliche. Kritisiert wird jedoch, dass viele Kinder, vor allem Mädchen, bisher nicht in das Programm aufgenommen wurden. Zudem wurden die Demobilisierungsmaßnahmen im Jahr 2006 aus finanziellen Gründen teilweise eingestellt. Ebenso besteht laut Amnesty International die Gefahr einer erneuten Rekrutierung.

Bisherige Erfolge

  • UNICEF hat durch Verhandlungen mit Milizen im Kongo Kindersoldaten befreit und Rehabilitationsmaßnahmen für diese eingeleitet. In Transitlagern werden die ehemaligen Kindersoldaten psychologisch betreut und erhalten eine schulische und berufliche Ausbildung.
  1. The World Factbook – Congo, Democratic Republic of the – Central Intelligence Agency – aufgerufen am 14.01.2021
  2. 2019 Findings on the Worst Forms of Child Labor – U.S. Department of Labor – aufgerufen am 14.01.2021
  3. KindersoldatenAmnesty International – aufgerufen am 28.02.2013 – Seite nicht mehr aufrufbar am 03.06.2014
  4. Congo, Democratic Republic of the – Unemployment Rate – Trading Economics – aufgerufen am 14.01.2021
  5. Kriegsführung im Kongo – n-tv – aufgerufen am 28.02.2013
  6. Congo, Democratic Republic of the – BackgroundUNICEF – aufgerufen am 14.01.2021
  7. Congo, Democratic Republic of the – Background – UNICEF – aufgerufen am 28.02.2013
  8. Ratification of C105 – ILO – aufgerufen am 28.02.2013
  9. Ratification of C138 – ILO – aufgerufen am 28.02.2013
  10. Ratification of C182 – ILO – aufgerufen am 28.02.2013
  11. Convention on the Rights of the Child – RatificationVereinte Nationen – aufgerufen am 28.02.2013
  12. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Sale of Children, Child Prostitution and Child Pornography – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 28.02.2013
  13. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Involvement of Children in armed conflict – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 28.02.2013
  14. African Charter on the Rights and Welfare of the Child – Ratification – Afrikanische Union – aufgerufen am 28.02.2013



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