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Kakao

Kinder beim Sortieren trocknender Kakaobohnen |  Bild: Sun drying cocoa © International Institute of Tropical Agriculture [CC BY-NC-SA 2.0]  - IITA Image Library - flickr

Kinder beim Sortieren trocknender Kakaobohnen | Bild: Sun drying cocoa © International Institute of Tropical Agriculture [CC BY-NC-SA 2.0] - IITA Image Library - flickr

Zwischen 40 und 50 Millionen Menschen weltweit verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Kakao. Er wird ausschließlich in tropischen Regionen kultiviert, in Ländern des globalen Südens. Knapp 90 Prozent der Kakaoernte spielt sich auf kleinen Farmen ab, die meist nicht mehr als zwei Hektar Land umfassen. In Ghana und der Elfenbeinküste lebt die große Mehrheit der Bauern vom Anbau der begehrten Pflanze. Dabei decken die beiden Länder zusammen 60 Prozent des weltweiten Bedarfs. Die meisten Kakao-Farmer verdienen weniger als einen Dollar pro Tag. Die Schokolade, die aus Kakao gewonnen wird, konsumiert vor allem der globale Norden. Deutschland rangiert hierbei europaweit auf Platz 2, mit einem Pro-Kopf-Konsum von 9,1 Kilogramm im Jahr. 1) 2) 3)

Betroffene Länder

Wo wird mit Kinderarbeit produziert?

Da Kakao-Bauern extrem wenig verdienen, müssen ihre Kinder bei Anbau und Ernte mitarbeiten. Folglich ist Kinderarbeit weit verbreitet. Es gibt sie unter anderem in Brasilien, Kamerun, der Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Nigeria, Sierra Leone und Indonesien. Es wird geschätzt, dass allein in Westafrika mehr als zwei Millionen Minderjährige in diesem Bereich tätig sind, manche von ihnen gerade einmal 5 Jahre alt. 4) 5) 6)

Fallbeispiel
Bericht eines 16-jährigen Jungen aus Mali

„Wir schliefen auf dem Boden einer Hütte aus Schlamm und Stroh. Wir durften sie nur zur Arbeit in den Feldern verlassen. Die Arbeitszeiten waren sehr hart, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, und manchmal, wenn Vollmond war, sogar bis zehn Uhr abends. Uns wurde Lohn versprochen, aber sie sagten, dass wir erst die Kosten der Reise zurückzahlen müssten.

Ich habe mich dort zwei Jahre lang abgerackert, ohne jemals Geld zu bekommen. Kinder, die sich weigerten zu arbeiten, wurden mit dem Motorgurt des Traktors geschlagen oder mit Zigaretten verbrannt. Wir bekamen kaum etwas zu essen: mittags zwei Bananen, die wir aßen, ohne die Arbeit zu unterbrechen, und eine Maismehlsuppe am Abend. Einige Kinder sind vor Erschöpfung zusammengebrochen. Diejenigen, die krank wurden, wurden fortgeschafft. Wir haben sie nie wieder gesehen.“ 7)

Tätigkeiten

Welche Arbeiten werden von den Kindern ausgeführt?

Kinder führen auf Kakaoplantagen die gleichen Tätigkeiten wie Erwachsene aus. Bis zu 14 Stunden täglich müssen sie dabei schuften. Sie benutzen Kettensägen oder Macheten, um Platz im Regenwald zu schaffen. Sie beseitigen Unkraut und besprühen die Pflanzen mit Chemikalien. Später steigen sie auf Leitern, um die Kakaoschoten mit scharfen Geräten von den Bäumen zu schneiden. Anschließend müssen sie sie mit gezielten Schlägen öffnen und die Kakaobohnen entfernen. Danach verladen sie sie in Säcke und tragen sie anschließend in weit entfernte Lagerstätten durch den Dschungel. 6) 8)

Konsequenzen

Welche Gefahren und Folgen ergeben sich für die Kinder?

Die Arbeit in der Kakaoindustrie ist physisch äußerst belastend. Kinder müssen täglich unzählige Stunden in sengender Hitze verbringen und laufen dabei Gefahr zu dehydrieren. Zudem wirkt sich die starke Sonneneinstrahlung negativ auf Körper und Kreislauf aus. Die Kinder leiden unter Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. Der Umgang mit scharfen Messern oder Macheten führt immer wieder zu Schnittverletzungen. Wenn Kinder auf hohe Leitern steigen, besteht Sturzgefahr. Die Säcke mit Kakaobohnen, die Kinder nach der Ernte vom Feld transportieren müssen, wiegen bis zu 100 Pfund – viel zu viel für die nicht ausgewachsenen Körper von Minderjährigen. Die Folge sind bleibende Rücken- und Haltungsschäden. Da Kinder bei der Anwendung von Pestiziden keine Schutzkleidung tragen, vergiften sie sich mit den schädlichen Chemikalien. Dabei können sie Lungen- und Atemwegserkrankungen davontragen.

In Westafrika werden Kinder für die Arbeit auf Kakaoplantagen an Menschenhändler verkauft – manchmal von Farmern, in einigen Fällen aber auch von ihrer eigenen Verwandtschaft. Diese ist sich oftmals nicht bewusst, welche Gefahren die Arbeit in diesem Bereich für die Kinder birgt oder es fehlen ihr die Mittel, den eigenen Nachwuchs auf eine Schule zu schicken. In den schlimmsten Fällen werden Kinder sogar von Menschenhändlern aus Staaten wie Mali oder Burkina Faso enftührt und dann an Kakaobauern verkauft. Später hausen sie oftmals in fensterlosen, kleinen Unterkünften, schlafen auf Holzplanken und haben weder Zugang zu fließendem Wasser noch zu adäquaten, sanitären Einrichtungen. Nur selten können diese Kinder jemals eine Schule besuchen. 6) 3)

Verbraucher-Tipps

Wie können wir gegen Kinderarbeit aktiv werden?

Nur Schokolade mit dem Fairtrade-Siegel kaufen. Viele Kaufhäuser und Lebensmittelgeschäfte bieten solche Produkte an. Außerdem gibt es Weltläden, die Produkte anbieten, welche die Existenz der Erzeuger im Süden sichern. Sie sind alle fair gehandelt und viele stammen bereits aus ökologischer Produktion.


Video 1: Documentary. The Dark Side Of Chocolate; 2012
Video 2: Schokolade – Das bittere Geschäft | ZDFinfo Doku; 2020

Quellen + Links

  1. Make Chocolate Fair: Cocoa production in a nutshell; Stand 2022
  2. Statista: Pro-Kopf-Konsum von Schokoladenwaren in Europa nach Ländern im Jahr 2020; Stand 2022
  3. Global Slavery Index: Cacao; 2018
  4. Fairtrade Deutschland: Fairtrade Kakao; Stand 2022
  5. U.S. Department of State: List of Goods Produced by Child Labor or Forced Labor – Cocoa; Stand 2022
  6. Food is Power: Child Labor and Slavery in the Chocolate Industry; Stand 2022
  7. Kinderarbeit Kakao
  8. The Guardian: Cadbury faces fresh accusations of child labour on cocoa farms in Ghana; Artikel vom 03.04.2022



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14 Gedanken zu „Kakao“

  1. Hallo zusammen,
    bin auf eine Initiative/ein Unternehmen aus den Niederlanden gestoßen, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, Kinder-/Zwangsarbeit auf Kakao-Farmen zu bekämpfen:
    https://tonyschocolonely.com/de/de/unsere-geschichte/wie-alles-begann

    Hier ein aufwendiger Bericht aus der Financial Times von 2018:
    https://ig.ft.com/special-reports/child-labour/

    Bitte prüft, ob Ihr darüber berichten wollt!*

    Gruß, Jochen
    *Ich wurde mit Stichworten nicht fündig im Infoangebot hier.

    1. Hallo Jochen,
      danke dir für den Tipp!
      Tatsächlich haben wir auf unserem Blog noch nicht von Tony’s Chocolonely berichtet.
      Ihre Vision hört sich nichtsdestotrotz toll an. Wir werden uns sobald wie möglich dahinterklemmen und uns damit auseinandersetzen.

      Viele Grüße
      das earthlink-Team

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