Betroffene Länder
Die Streichholzfabrik „Sarasram Matches“ befindet sich in dem Dorf N. Mettupatti. Die Anlage wirkt wie ein Gehöft, und genau das war sie auch, bis vor sieben Jahren die Kühe aus- und die Kinder eingezogen sind. Ein mit Wellblechdach gedecktes, lang gestrecktes Stallgebäude. Neu sind nur die großen, leistungsstarken Lautsprecherboxen, die unablässig fetzige, tamilische Filmmusik in den Ex-Kuhstall dröhnen, wo Muthu und die anderen im Dämmerlicht ihre Arbeit verrichten. „Die Kinder arbeiten schneller mit Musik“, sagt Aufseher Permual, dessen Beitrag zur Produktionssteigerung darin besteht, dass er ständig zwischen den Arbeiterinnen umherwandert und mit schnarrenden Kommandos Angst verbreitet.
In je zwei Doppelreihen längs den Raum entlang sitzen und hocken sie, nach Arbeitsgängen getrennt, auf dem nackten Steinboden. Wohl an die hundert Arbeiterinnen mögen sich in dem Raum befinden – schätzungsweise siebzig bis achtzig davon Kinder unter 14 Jahren. Muthu ist elf. Sie gehört zu denen, die die Rahmen zu füllen haben.
52 ist die Schlüsselzahl. 52 Zündhölzer kommen in die Schachtel, 52 Leisten mit je 52 Hölzchen – also 2704 Stück – müssen in jeden Rahmen eingeklemmt werden. Muthu arbeitet wie alle anderen täglich außer sonntags von sechs Uhr früh bis sechs Uhr abends. Pro Tag schafft sie 15 Rahmen. Das zeigt, dass sie noch eine Anfängerin ist. Ihre zwei Jahre ältere Schwester Govindhammal, die hier bereits sechs Jahre arbeitet, kommt auf mehr als 20 Rahmen. 1)
Wo wird Kinderarbeit produziert?
Die Streichholzproduktion ist ein wichtiger Industriezweig im Süden Indiens. Dort arbeiten etwa 100.000 Mädchen in Streichholzfabriken. Kinderarbeit wird eingesetzt, weil diese billiger ist als maschinelle. 2) 3)
Tätigkeiten
Welche Arbeiten werden von Kindern ausgeführt?
Sie sitzen bis zu 12 Stunden täglich vor Holzgestellen und sortieren Streichhölzer ein. Die Hölzchen tauchen sie in Chemikalien, damit die Zündköpfe entstehen. Kinder basteln außerdem aus Holzstreifen und Papier fertige Streichholzschachteln und bringen an den Seiten die Reibeflächen an. Anschließend verpacken sie die gefüllten Schachteln für den Verkauf. Für diese Arbeit bekommen sie einen Minimallohn. 2)
Konsequenzen
Welche Gefahren und Folgen ergeben sich für die Kinder?
Sie müssen mit gefährlichen Chemikalien arbeiten und atmen giftige Gase ein. Außerdem sind sie während der Arbeit großer Hitze ausgeliefert. 3)
Verbraucher-Tipps
Wie können wir gegen Kinderarbeit aktiv werden?
In diesem Fall kaum. Streichhölzer, die mit Kinderarbeit produziert werden, werden in der Regel nicht zu uns exportiert.
Die Riesa Hölzer kommen mittlerweile auch alle aus Indien – es gibt keine Zündholzfabrik in Deutschland.
Habe gerade entdeckt das die Streichhölzer von EDEKA GUT UND GUENSTIG in Indien gefertigt werden. 45
Ja, Michaela, das ging mir vorgestern auch so! Wie irre ist das denn?
Habe mal in Riesa angefragt, wo denn hier in Berlin ihre Streichhölzer
zu bekommen sind. Antwort: Nur bei „real“ und „norma“
Olaf Teßmann.