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Tansania: Immer noch arbeiten Kinder unter schlimmsten Bedingungen

Shinyanga, Tansania 18. März 2010: Kinder auf der Suche nach Gold, hier sind viele Kinder, die nicht zur Schule gehen und in den Minen arbeiten,Kinderarbeiter sind schweren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. |  Bild: Afrikanische Kinder © Djembe | Dreamstime.com [Royalty Free]  - DreamstimeShinyanga, Tansania 18. März 2010: Kinder auf der Suche nach Gold, hier sind viele Kinder, die nicht zur Schule gehen und in den Minen arbeiten,

Kinderarbeiter sind schweren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. | Bild: Afrikanische Kinder © Djembe | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime

In Tansania liegt das Durchschnittsalter der Bevölkerung bei 18 Jahren, der überwiegende Teil der tansanischen Gesellschaft ist also noch minderjährig. Laut dem US-Department of Labor arbeiten 20 Prozent der Kinder zwischen fünf und 14 Jahren. In Tansania ist Arbeit von Minderjährigen, die mindestens 14 Jahre alt sind, legal, obwohl diese Regelung international verboten ist. Auch wenn Tansania im Jahr 2022 Fortschritte bei der Bekämpfung von Kinderarbeit gemacht hat, gibt es immer noch die schwersten Formen im Land. Außerdem werden Erwachsene, die Kinder für illegale Aktivitäten einstellen, nicht bestraft – dadurch wird dieses Verhalten nur weiter bestärkt. 85 Prozent der arbeitenden Kinder in Tansania sind in der Landwirtschaft tätig, vor allem beim Anbau von Kaffee, Nelken, Sisal, Tee, Zuckerrohr und Tabak. Die Arbeit auf Tabakplantagen zählt zu den schlimmsten Formen von Kinderarbeit. Weitere 14,5 Prozent sind im Bereich der Dienstleistungen und häuslicher Arbeit beschäftigt. 0,6 Prozent der betroffenen Kinder arbeiten im Industriesektor, unter anderem in Goldminen. 1) 2)

Nach Schätzungen arbeiten etwa 4000 Mädchen und Jungen bei der Produktion von Gold in Goldminen. Sie arbeiten daran, eines der wertvollsten Güter der Welt zu beschaffen und werden selbst am Tag mit nur wenigen Cents entlohnt. Dabei birgt diese Tätigkeit große gesundheitliche Risiken: Die Kinder arbeiten teils 24 Stunden am Stück, ohne eine Möglichkeit sich auszuruhen. Sie müssen schwere Säcke tragen und arbeiten in tiefen, instabilen Schächten. Die Minen sind oft nicht gut gesichert und stürzen nicht selten ein. Wenn Menschen beim Einsturz in den Schächten gearbeitet haben, werden sie häufig bei lebendigem Leib begraben. Selbst wenn sie es schaffen, sich zu befreien, sind die Krankenhäuser zu weit weg – eine medizinische Behandlung nach einer schweren Verletzung ist oftmals nicht möglich. Ein 17-jähriger Junge, der ein Grubenunglück überlebt hat, sagt: „Ich dachte, ich sei tot, ich hatte solche Angst.“ Auch das Werkzeug, dass die Kinder in den Goldminen nutzen, ist gefährlich. Minenarbeiter mischen zum Beispiel das zerkleinerte Roherz aus den Minen mit Quecksilber, um das Gold aus dem Gestein herauszulösen. Quecksilber ist giftig und greift das Nervensystem an. Es kann zu lebenslangen Behinderungen führen. Die Arbeiter erhalten keine ausreichende Schutzkleidung und sind den giftigen Gasen so tagtäglich schutzlos ausgesetzt. Oft atmen sogar schon Kleinkinder die Gase ein, weil das Verfahren häufig zuhause im Beisammensein der Familie durchgeführt wird. Emanuel ist 13 Jahre alt und arbeitet gemeinsam mit seinen Geschwistern bei der Goldproduktion. Er erklärt: „Mir wird von den Dämpfen ganz schwindelig. Ich weiß auch, dass man sterben kann, wenn man das Quecksilber in den Mund bekommt.“ Da es an Krankenhäusern fehlt und Ärzte oftmals weder das Wissen noch die Medikamente haben, um eine Quecksilbervergiftung zu kurieren, sind die Menschen den Folgen ihrer Arbeit ausgeliefert und können nichts dagegen tun. „In Tansania gibt es, zumindest auf dem Papier, strenge Gesetze, die Kinderarbeit im Bergbau verbieten, doch die Regierung hat bisher viel zu wenig für deren Durchsetzung getan“, so Janine Morna, Research Fellow in der Abteilung Kinderrechte von Human Rights Watch. „Arbeitsinspektoren müssen Minen mit und ohne Schürflizenz regelmäßig kontrollieren und dafür sorgen, dass gegen Arbeitgeber, die Kinder beschäftigen, Sanktionen verhängt werden.“ 3) 4)

Die meisten Kinderarbeiter würden der Arbeit einen Schulbesuch klar vorziehen. Doch viele Mädchen und Jungen haben diese Möglichkeit nicht: Obwohl die Grundschule kostenlos und verpflichtend ist, lassen arme Eltern ihre Kinder häufig gar nicht erst einschulen. Schülerinnen und Schüler müssen für die Kosten ihrer Schuluniform und der Schulbücher selbst aufkommen, Eltern können dieses Geld meist nicht aufbringen. Außerdem sind besonders Schulen auf dem Land nicht ausreichend ausgestattet, es fehlt ihnen an ausgebildeten Lehrern, Klassenräumen, Schultischen und sanitären Anlagen. Es wird von den Familien der Schulkinder oftmals erwartet, einen Beitrag zur Renovierung der Schule zu zahlen – diesen gesellschaftlichen Anforderungen können viele Eltern nicht nachkommen. Schulen sind außerdem oft nicht darauf eingestellt, Kinder mit Behinderung oder mit Lernschwächen besonders zu unterstützen. Betroffene brechen ihre Ausbildung deshalb vermehrt ab. Auch gilt in Tansania ein Gesetz, das es schwangeren Mädchen untersagt, weiterhin die Schule zu besuchen. Obwohl sie nach der Geburt ihren Unterricht fortsetzen dürften, ist die Hemmschwelle, in die Schule zurückzukehren, groß. Auch Flüchtlingskinder und Waisen haben häufig keine Chance, eine Bildung zu bekommen. Jungen und Mädchen, die die Schule nicht besuchen, sind besonders gefährdet, durch Kinderarbeit ausgebeutet zu werden. Es trifft also diejenigen, die ohnehin schon am vulnerabelsten sind. 3) 1) 2) 5)

Wir können Kinderarbeit verhindern, indem wir beim Kauf neuer Produkte auf das Fairtrade-Siegel achten. Dieses kennzeichnet Konsumgüter, die zum Teil oder ganz ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Fairtrade-Produkte haben weitreichend positive Auswirkungen, weil ein Teil der Erlöse in die Erweiterung der Fairtrade-Projekte fließt. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel verbessern außerdem die Einkommenssituation und die finanzielle Stabilität der Kleinbauern am Beginn der Lieferkette. Indirekt sind damit auch Kinder positiv betroffen. Außerdem helfen Patenschaften betroffenen Kindern sehr. Über Hilfsorganisationen wie Plan International kann man gezielt Kinder und ihre ganze Gemeinde finanziell unterstützen. Die Hilfsorganisationen klären Eltern darüber auf, wie wichtig die Schule für ihre Kinder ist und unterstützen Familien, auch ohne die Arbeit ihrer Kinder genügend Geld zu verdienen. 6) 7) 8)

  1. Humanium: Kinder in Tansania. Die Verwirklichung der Kinderrechte in Tansania, Stand Oktober 2023
  2. Bureau of International Affairs: Child Labor and Forced Labor Reports, Stand November 2023
  3. ARD Mittagsmagazin: Kinderarbeit in Tansania, erschienen am 28.08.2013
  4. Human Rights Watch: Tansania. Gefährliches Leben für Kinder in Goldminen, erscheinen am 28.08.2013
  5. Save The Children: Tansania. Kinder in den Mittelpunkt, erschienen am 02.11.2018
  6. Plan International: Patenschaften für Kinder in Tansania, Stand November 2023
  7. Fairtrade Deutschland: Fairtrade-Standards. Die Spielregeln des Fairen Handels, Stand November 2023
  8. Fairtrade Deutschland: Wirkung von Fairtrade. Fairtrade ist ein Prozess auf mehreren Ebenen, Stand November 2023



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