„In den letzten 100 Jahren sind Familien in einem Kreislauf der Armut gefangen und sie kennen nichts anderes als die Arbeit auf einer Palmölplantage“, sagte die Forscherin Kartika Manurung, die Arbeitsprobleme auf (hauptsächlich indonesischen) Plantagen dokumentiert hat. 1)
Am 30. November 2016 veröffentlichte Amnesty International einen schockierenden Bericht mit dem Titel „The great palm oil scandal: Labour abuses behind big brand names“. 2) In diesem Bericht wurden systematische Ausbeutungen von Arbeitskräften, wie Kinderarbeit und Zwangsarbeit, auf Palmölplantagen in Indonesien aufgedeckt. Dabei waren einige der weltweit bekanntesten Marken wie Kellogg’s, Nestlé, Unilever und Procter & Gamble in die skandalösen Menschenrechtsverletzungen verwickelt. 3) Der Bericht von Amnesty International beleuchtete eine Reihe von Verstößen auf diesen Plantagen. Weibliche Arbeiterinnen wurden mit Lohnkürzungen bedroht, wenn sie keine Überstunden leisteten. In einigen extremen Fällen erhielten diese Frauen nur 2,50 US-Dollar pro Tag. Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren mussten gefährliche Arbeiten verrichten, und einige von ihnen konnten ihre Schulbildung nicht fortsetzen, um die übermäßigen Produktivitätsziele ihrer Arbeitgeber zu erfüllen. Der Einsatz von Paraquat ist in der EU verboten, was auf die extremen Risiken dieser Chemikalie hinweist, jedoch waren die Arbeiter auf diesen Plantagen hochgiftigen Unkrautvernichtungsmitteln wie Paraquat ausgesetzt, was zu schweren Gesundheitsproblemen führte. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, die Arbeitsbedingungen in der Palmölindustrie zu verbessern und Verantwortung für die Menschenrechte ernst zu nehmen.
Kinderarbeit hat schon lange einen dunklen Schatten auf die 65 Milliarden US-Dollar schweren globalen Palmölindustrie geworfen, was die Aufmerksamkeit von Menschenrechtsgruppen, den Vereinten Nationen und der US-Regierung auf sich gezogen hat. Es ist fraglich, ob Zertifizierungssysteme, die angeblich nachhaltiges Palmöl garantieren sollten, wirksam sind. In dem Amnesty Bericht wurde betont, dass Zertifizierungen, wie sie beispielsweise vom Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) vergeben werden, nicht ausreichen, um die Sicherheit von Produkten und die Einhaltung der Menschenrechte zu gewährleisten. Die Tatsache, dass Palmöl-Lieferketten trotz solcher Zertifikate von schweren Menschenrechtsverletzungen betroffen waren, stellt die Glaubwürdigkeit solcher Systeme in Frage. Es ist erschreckend, dass diese Vergehen überhaupt nicht erkannt oder verhindert wurden. Viele der betroffenen Unternehmen beziehen ihr Palmöl von Raffinerien, die unmittelbar mit den Plantagen zusammenarbeiten, auf denen solche Missbräuche stattfinden. Dies zeigt, dass die Palmöl-Lieferketten kurz und wenig komplex sind. Daher haben die großen Akteure in der Palmölindustrie ihre Sorgfaltspflichten in Bezug auf die Einhaltung der Menschenrechte vernachlässigt.
Amnesty International forderte die Länder, in denen die importierenden Unternehmen ansässig waren, auf, wirksame Maßnahmen gegen diese schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen auf den Plantagen zu ergreifen. Dieser Skandal beleuchtete ein dunkles Geheimnis der Palmölindustrie, in der Kinderarbeit und Zwangsarbeit weit verbreitet sind. Zertifikate und Zertifizierungen können Verbrauchern nicht als Garantie für ethische Praktiken dienen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Auswirkungen dieses Skandals weit über die palmölproduzierenden Länder hinausgehen. Palmöl ist in zahlreichen Produkten des täglichen Lebens enthalten, darunter Lebensmittel, Kosmetika und Reinigungsmittel. Viele Verbraucher verwenden solche Produkte, ohne sich der Herkunft des enthaltenen Palmöls bewusst zu sein. In der Folge könnten sie unwissentlich Produkte unterstützen, bei deren Herstellung Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. 4)
Palmöl ist ein weit verbreiteter Inhaltssoff, der in etwa der Hälfte der Produkte auf Supermarktregalen und in fast drei von vier Kosmetikmarken zu finden ist. Palmöl findet sich in vielen der Produkte, die im Alltag verwendet werden: es könnte im Shampoo, der Seife, der Zahnpasta oder dem Make-up sein. Auch im Frühstücksbrot oder in der Margarine könnte es stecken. Selbst die Fortbewegungsmittel wie Busse, Züge und Autos nutzen Treibstoff, der Palmöl enthält. Es ist offensichtlich, dass Palmöl vorerst nicht verschwinden wird, es ist fast unmöglich es zu vermeiden und ebenso schwer es zu ersetzen. Aber das wissenschaftliche Potenzial ist vorhanden, um unseren Einfluss auf die Welt zu reduzieren, indem nachhaltigere Möglichkeiten entwickelt werden, um unsere Bedürfnisse in Bezug auf Lebensmittel, Treibstoff und Kosmetik zu decken. Alles was dafür benötigt wird, ist der Wille, diesen Wandel zu bewirken – und dass dieser Wille genauso allgegenwärtig wird wie Palmöl selbst 5). Es ist also von entscheidender Bedeutung, dass Staaten Unternehmen gesetzlich dazu verpflichten, ihre Sorgfaltspflichten gemäß den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte zu erfüllen und transparent über ihre Lieferketten zu berichten. Diese Maßnahmen sind wichtig, um sicherzustellen, dass Unternehmen Verantwortung für die Menschenrechte übernehmen und Menschenrechtsverletzungen aktiv verhindern.
- ctv News: 12-year-olds can’t buy cigarettes, but they can work in tobacco fields; veröffentlicht am 17.04.2023 ↩
- Amnesty International: The great palm oil scandal: Labor abuses behind big brand names; veröffentlicht am 28.11.2016 ↩
- Rettet den Regenawald: Kellogg´s, Nestlé, Unilever: Stoppt die Kinderarbeit für Palmöl! ↩
- Rheinische Post: Kinderarbeit und Hungerlohn auf Palmöl-Plantagen; veröffentlicht am 30.11.2016 ↩
- BBC: How do we go Palm Oil free?; veröffentlicht am 14.01.2020↩