Bananen sind das meistkonsumierte Obst der Welt. 2020 hat die EU über fünf Millionen Tonnen der Frucht importiert, besonders Deutschland ist einer der größten Bananenimporteure. Rund ein Viertel der Bananen in der EU stammen aus Ecuador, dem Land, das am meisten Bananen auf den Weltmarkt bringt. Allerdings steckt eine bittere Geschichte hinter den süßen Früchten: Auf vielen Bananenplantagen arbeiten Kinder, die ausgebeutet werden. Da viele Familien in den betroffenen Ländern sehr arm sind, gibt es für die Kinder keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen – ihr Gehalt wird dringend gebraucht. Deshalb müssen die Kinder auf den Bananenfarmen schuften, vom Anbau bis hin zur Verpackung sind sie beim Bananengeschäft beteiligt. Kinder sollten unter keinen Umständen arbeiten müssen und ihre Jugend auf der Schulbank verbringen. Doch zu dieser Kinderrechtsverletzung kommen bei der Arbeit auf den Bananenplantagen noch körperliche und gesundheitliche Risiken. Kinder werden in der Landwirtschaft außerdem regelmäßig sexuell und verbal missbraucht. Kinderarbeit in der Bananenproduktion wurde vom US Department of Labor in Ecuador, Belize, Phillipinen und Nicaragua festgestellt. 1) 2) 3) 4)
Wir sind es gewohnt, unsere Bananen zu niedrigsten Preisen zu kaufen, teils kostet ein ganzes Kilo Bananen weniger als einen Euro. Bananenbauern in Ecuador verdienen dadurch nur etwa 4,50 US-Dollar pro Kiste Bananen, obwohl der gesetzlich festgelegte Mindestpreis bei über sechs US-Dollar liegt. Bauern können von diesen geringen Löhnen ihre Familie nicht ernähren, aber sie haben keine Wahl: Wenn sie für ihre Bananen höhere Preise verlangen würden, werden sie nicht mehr gekauft und die Bauern stehen ganz ohne Verdienst da. Die rekordverdächtigen Tiefpreise von dem Obst können somit ganze Existenzen zerstören. Um zumindest etwas Gewinn zu machen, entschließen sich viele Farmbesitzer, Kinderarbeiter einzustellen – sie sind die günstigsten Arbeiter, weil sie weit unter dem Mindestlohn bezahlt werden können. Als Folge werden erwachsene Arbeiter, die mehr Lohn verlangen, entlassen. Kinderarbeiter sind für die Bananenbauern außerdem von Vorteil, weil sie sich leicht ausbeuten lassen und nur selten gegen die Autoritätspersonen aufbegehren. Während erwachsene Menschen also arbeitslos werden, müssen die Kinder schuften – ein Kreislauf, der sich weiter fortsetzen wird, denn nur die wenigsten Kinderarbeiter bekommen eine vollständige Ausbildung. Weniger als 60 Prozent der arbeitenden Minderjährigen besuchen noch die Schule, wenn sie 14 Jahre alt werden. Da sie keine ausreichende Bildung erfahren, werden sie im Erwachsenenalter keinen guten Beruf finden und auf die Arbeit ihrer Kinder angewiesen sein, um über die Runden zu kommen. 5) 4)
Gleichzeitig ist keine Möglichkeit auf Bildung auch erst der Grund, warum Kinder schon in jungen Jahren anfangen, zu arbeiten. Arme Familien können sich das Schulgeld für ihre Kinder oftmals nicht leisten. Selbst wenn sie hierbei unterstützt werden, bleiben immer noch Schuluniform und Schulbücher, die die Mädchen und Jungen benötigen. Wenn die Eltern diese Gelder nicht aufbringen können, haben sie oft keine andere Wahl, als ihren Kindern die Schulbildung zu verwehren. Doch auch abgesehen von der Armut der einzelnen Familien gibt es Probleme im Schulsystem armer Länder: In manchen Regionen gibt es nicht genug Schulen, Klassenräume oder Lehrer. Für Kinder in abgelegenen Dörfern sind oftmals keine Transportmöglichkeiten vorhanden, die sie zur Schule bringen könnten. Wenn die Situation so aussichtslos ist, schicken viele Eltern ihre Kinder lieber zur Arbeit, so haben sie nach ihrer Ansicht zumindest eine Aufgabe. Laut dem US Department of Labor besuchen in Ecuador fast die Hälfte der indigenen Kinder in ländlichen Gegenden nicht die Schule. Sie sind für ausbeuterische Kinderarbeit besonders anfällig. 4)
Die meisten Kinderarbeiter auf den Bananenplantagen beginnen im Alter von acht bis 13 Jahren mit der Arbeit. Sie schuften im Durchschnitt zwölf Stunden am Tag, aber auch Arbeitszeiten von 14 Stunden kommen immer wieder vor. Die Tätigkeit birgt viele Gefahren für die Kinder: Sie müssen schon als kleine Jungen und Mädchen mit scharfen Werkzeugen wie Macheten oder Messern umgehen und können sich dabei leicht verletzen. Außerdem müssen sie die schweren Bananenstauden auf ihrem Rücken tragen, sie sind bis zu 40 Kilogramm schwer. Die Minderjährigen sind zudem tagtäglich den giftigen Pestiziden ausgesetzt, mit denen die heranwachsenden Bananen behandelt werden. Auf großen Plantagen wird das Gift häufig von Flugzeugen auf die Pflanzen gesprüht. Während dieser Prozesse müssen die Arbeiter auf der Plantage bleiben und weiter schuften. Sie bekommen keine ausreichende Schutzkleidung gestellt, oftmals bleiben sie auch ganz ohne Ausrüstung. Kinderarbeiter erzählen, dass sie behelfsmäßig versuchen, sich vor dem Gift zu schützen, indem sie sich unter den Bananenblättern verstecken oder ihren Mund und Nase mit den Händen bedecken. Die Pestizide können Bauchschmerzen, Hautausschlag und Augenirritationen hervorrufen. Langfristig kann es sogar zu Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und Krebserkrankungen kommen. Die 37-jährige Soy Srey Phoeun arbeitet auf einer Bananenplantage in Kambodscha. Sie erzählt: „Ich habe seit vielen Jahren Magen- und Darmprobleme, seit ich auf den Bananenplantagen arbeite. Aber ich dachte niemals, dass es an den Chemikalien liegen könnte.“ So wie ihr geht es auch vielen Kinderarbeitern. 4) 3) 1) 6)
Wer Kinderarbeit in seinen Produkten vermeiden will, sollte besonders bei Obst und Gemüse saisonal einkaufen. So kann sichergestellt werden, dass die Lebensmittel in Deutschland gewachsen sind und keine Kinder beim Anbau beteiligt waren. Da Bananen aber nicht in Deutschland wachsen, ist es hier wichtig, beim Kauf auf das Fair-Trade-Siegel zu achten. Fair-Trade stellt sicher, dass bei den von ihnen zertifizierten Produkten keine Kinder gearbeitet haben. Außerdem gilt: Wer es sich leisten kann, sollte sich zweimal überlegen, ob er oder sie wirklich zum günstigsten Produkt greifen möchte. Denn wenn etwa die Bananenbauern nicht so wenig verdienen würden, wäre auch das Risiko für Kinderarbeit in der Branche geringer. 7)
- Gemeinsam für Afrika: Kinderarbeit in Lebensmitteln, Stand Oktober 2023↩↩
- European Coalition für Corporate Justice: World Food Day. The Time Is Ripe For Justice, erschienen am 15.10.2021↩
- Borgen Magazine: Labor Abuse And Exploitation. The Dark Side of Ecuador’s Banana Industry, erschienen am 12.11.2020↩↩
- National Consumers League: Not so sweet. Child Labor in Banana Production, erschienen am 15.09.2020↩↩↩↩
- ERF: „Billig-Bananen bedeuten Kinder- und Zwangsarbeit“. Fairtrade warnt vor Obst zu Schnäppchen-Preisen, erschienen am 12.02.2019↩
- Cambojanews: Workers, Including Underage Children, Brave Dangerous Chemicals To Make A Living At Cambodias’s Banana Plantations, erschienen am 26.11.2021↩
- Fairtrade Deutschland: Fairtrade-Siegel, Stand Oktober 2023↩