Obwohl Kinderarbeit in den Philippinen gesetzlich verboten ist, schuften dort mehr als 2 Millionen Minderjährige zwischen 5 und 14 Jahren, die keine anderen Perspektiven haben. Das sind ungefähr 11 Prozent der Kinder im Land. Hauptursache für dieses Problem ist die Armut. 16 Prozent der Menschen leben von weniger als 1 US-Dollar pro Tag. Da Prostitution weit verbreitet ist, sind auch HIV-Infektionen eine große Herausforderung für die Bevölkerung. So bleiben viele Kinder ohne elterliche Fürsorge, Familie und Sicherheit und sehen sich von frühem Alter an gezwungen, sich selbst zu ernähren. Sie sind sogar bereits vor der Geburt gefährdet. Die Kindersterblichkeit liegt bei 22 Prozent und jedes neunte Neugeborene ist untergewichtig. Auch arme Familien leiden oft an Hunger oder Mangelernährung und brauchen finanzielle Unterstützung von den Kindern, um ihr Haushaltseinkommen zu erhöhen. Ein Großteil der Kinder landet auf der Straße, entweder ohne Unterkunft oder um Geld durch schwere Arbeit, Betteln oder Stehlen zu verdienen. 1.5 Millionen leben als Straßenkinder. Viele von ihnen fallen so auch in die Hände von Zuhältern und Menschenhändlern. So sind sie einem großen Risiko ausgesetzt, selbst Aids zu bekommen, verachtet und aus der Gesellschaft komplett ausgestoßen zu werden. 1) 2) 3)
Zwei Drittel der Kinderarbeiter in den Philippinen sind im landwirtschaftlichen Sektor beschäftigt, 5 Prozent in der Industrie und fast 30 Prozent im Dienstleistungssektor. Auf Zuckerrohr-, Reis- und Teeplantagen, in dem Fischereisektor oder sogar in den öffentlichen Mülldeponien – junge Philippiner sind von frühem Alter an arbeitstätig. Viele arbeiten auch unbezahlt für die eigene Familie. Obwohl die philippinische Regierung einige Erfolge im Kampf gegen die Kinderarbeit erzielt hat, hat sich die Lage nach der Corona-Pandemie wieder verschlimmert. Camarines Norte ist eine arme philippinische Provinz mit großen, unerschlossenen Goldvorkommen. Der Bergbau stellt dort eine der wenigen Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region dar. Das Programm Strategic Help Desks for Information, Education, Livelihood, and other Developmental Intervention (SHIELD), die mit der Hilfe von internationalen NGOs, darunter auch die ILO, durchgeführt wird, hat 2017 fast 50 minderjährigen Arbeitern Bildungsmaßnahmen geboten. Eines der geretteten Kinder ist Eron, der damals 15 Jahre alt war. Der Junge berichtet, dass er sehr glücklich war, als er von den Gedanken ums Geldverdienen befreit wurde und die Schule wieder besuchen konnte. „Ich war damals sehr froh. Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meinem Leben auf dem richtigen Pfad war,“ sagt er. 4)
Die meisten Kinder haben leider nicht das Glück von Eron. Sie müssen immer noch unter gefährlichen Arbeitsbedingungen jeden Tag in den Goldminen schuften. Manche müssen das gewonnene Gold mit Quecksilber verfeinern. Quecksilber ist ein giftiges Metall, das immer gesundheitsschädlich ist und in höheren Dosen auch tödlich. Die Kinder arbeiten mit dem Quecksilber mit bloßen Händen. Als Folge wird ihr Nerven-, kardiovaskulare-, Verdauungs- und Immunsystem angegriffen. Oft verursacht es auch Hirnschäden. Die Effekte sind unumkehrbar. Andere Kinder müssen auf der Suche nach dem Gold tief in schlammige Schächte, nicht breiter als ein Quadratmeter, tauchen. Sie gehen dann 25 Meter tief und atmen mithilfe von Schläuchen. Die Schächte sind oft instabil und brechen manchmal zusammen. Steine und Holz können auch herunterfallen. So bleiben die Minderjährigen bis zu drei Stunden unter Wasser. Diese Methode ist gefährlich und offiziell verboten. Viele dieser Kleinbergbauminen haben keine Lizenz und werden illegal betrieben. Aus diesem Grund finden keine Kontrollen statt und die Arbeiter bleiben jeden Tag der Gefahr des Ertrinkens, der Dekompressionskrankheit sowie bakteriellen Infektionen ausgesetzt. Da die Familien sich nicht leisten können, ihre Kinder zur Schule zu schicken, erhalten junge Philippiner oft wenig Bildung. In Malaya, wo viele Goldminen betrieben werden, brauchen die Kinder von der Dorfmitte zu Fuß zwei bis drei Stunden, um zur Schule zu gelangen. Die Schulmaterialien sind außerdem für die Eltern manchmal zu teuer. So melden sich manche Kinder, besonders nach der Corona-Pandemie, zur Einschulung gar nicht erst an. Das ist eine große Herausforderung, weil das Problem in den Philippinen nur durch Bildung gelöst werden kann. 5) 6)
Die Regierung hatte sich in ihrem Philippine Development Plan dazu verpflichtet, bis 2022 alle zwei Millionen Kinder aus den schlimmsten Arbeitsverhältnissen zu befreien. Das konnte nicht erreicht werden. Auch hat sie sich vor der UNO verpflichtet, die Kinderarbeit bis 2025 abzuschaffen. Auch dieses Ziel scheint unrealistisch. Organisationen berichten, dass die Gesetze häufig missachtet werden und die möglichen Initiativen, besonders während der Pandemie, durch bürokratische Probleme ausgebremst wurden. Bisher gibt es keine Programme, die die Kinderarbeit zu 100 Prozent ausschließen.
Wenigstens für einige Kinder und Familien ein Hoffungsschimmer: Das Fairtrade-Siegel garantiert einen Mindestpreis für Fairtrade-Gold und die Einhaltung strenger Kriterien zu Arbeits- und Gesundheitsschutz. In den zertifizierten Minen ist die Kinderarbeit grundsätzlich verboten. Das Ziel von Fairtrade ist mehr Anteil an und Kontrolle über die Wertschöpfungskette zu erreichen und für mehr Vorteile und Rechte für die betroffenen Familien und Gemeinschaften zu kämpfen. 7)
- Meet-the-philippines: Philippinen Armut – Kinderarbeit auf den Philippinen; Artikel vom 20.06.2016 ↩
- ILO: Philippines: Child labour data country brief; Daten von 01.01.2008 ↩
- humanium: Kinder auf den Philippinen; Stand September 2023 ↩
- Friedrich Naumann Stiftung: Die Goldfalle; Artikel vom 12.05.2022 ↩
- tagesspiegel: Kinderarbeit: Der schmutzige Weg des Goldes; Artikel vom 30.09.2015 ↩
- Der Farang: Kinderarbeit in Goldminen; Artikel vom 18.10.2015 ↩
- FairTrade Deutschland: Fairtrade-Gold; Stand September 2023 ↩