Reis ist Schätzungen zufolge das Grundnahrungsmittel der Hälfte der Weltbevölkerung. Rund 3,5 Prozent der globalen Agrarflächen sind Reis-Erntefläche. In manchen Regionen liegt der Pro-Kopf-Verbrauch jährlich bei über 100 Kilogramm, das sind circa 300 Gramm pro Tag. Die Top-Exportländer dieses Getreides sind Indien, Thailand und Vietnam. Fatalerweise wird Reis in über 10 Ländern mit Kinderarbeit produziert und zählt dadurch, laut US-amerikanischem Ministerium für Arbeit, zu den Produkten mit den meisten Kinderarbeitswerten – darunter auch Indien und Vietnam. 1) 2) 3)
Kinder, die auf Reisfeldern arbeiten, sind langen Arbeitszeiten und gefährlichen Witterungen ausgesetzt. Sie verwenden scharfe Werkzeuge und giftige Chemikalien. Nicht nur Düngemittel und Pestizide, sondern auch endlose Stunden in der Sonne führen zu anhaltenden Gesundheitsproblemen, insbesondere Augeninfektionen, Hautreizungen und Erkrankungen der Atemwege. Durch schweres Tragen leiden die Jungen und Mädchen oft an Rückenproblemen und Haltungsschäden. Außerdem unterliegen sie im Arbeitsalltag zum Teil Misshandlungen durch Vorgesetzte bzw. Bedrohungen von Kriminellen. Die Tätigkeit auf den Reisplantagen nimmt die Kinderarbeiter stark ein. Sie können keine oder nur eine eingeschränkte Schul- oder Ausbildung absolvieren. 3)
Armut ist die Hauptursache für Kinderarbeit in der Landwirtschaft. Viele Eltern sehen sich gezwungen ihrer Söhne und Töchter auf Reisfelder zu schicken, damit sie zum Familieneinkommen beitragen. Unzureichende landwirtschaftliche Technologie und eine unvollkommene Durchsetzung des Arbeitsrechts sind ebenso Ursachen, warum täglich Kinder in der Reisindustrie arbeiten. 4)
Deutschland importiert das Getreide überwiegend aus Italien und Spanien. Viel Reis im deutschen Handel kommt aber auch aus Indien und Thailand. Die Möglichkeit von Kinderarbeit im Reissektor ist in Indien „sehr hoch“. In Italien, Spanien und Thailand hingegen „sehr niedrig“. Jedoch ist es wichtig noch eine weitere Unterscheidung zu machen. Denn das Risiko fataler Unfälle auf thailändischen Plantagen ist „sehr hoch“. Für Italien wird dasselbe Risiko lediglich als „niedrig“ und für Spanien als „sehr niedrig“ bewertet. 5) 6)
Um Kinderarbeit überwiegend auszuschließen, ist es also wichtig auf die Herkunft des Produktes zu achten. Geographische Angaben können bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Lebensmitteln durch EU-Recht geschützt werden. Hierfür gibt es das Siegel „Geschützte Geografische Angabe“. Außerdem gibt es Labels, wie beispielsweise das Naturland-Fair-Siegel, die für fair gehandelte Waren aus dem globalen Norden und dem globalen Süden stehen. Lasst uns gemeinsam Verantwortung übernehmen und die Nachfrage nach mit Kinderarbeit produziertem Reis einschränken. 7) 8)
- Statista: Entwicklung der weltweiten Agrarfläche und der weltweiten Waldfläche; Daten von 1990 bis 2021 ↩
- Statista: Rice – statistics & facts; Daten von August 2023 ↩
- USA – Department of Labor: 2022 List of Goods produced by child labor or forced labor; Veröffentlicht am 28.09.2023 ↩↩
- ILO: Child labour in agriculture ↩
- reisbereich.de: Woher kommt Reis in Deutschland; Artikel vom 01.02.2023 ↩
- Agriculture: Rice Production Chain: Environmental and Social Im-
pact Assessment. A Review; Artikel vom 30.01.2023 ↩ - BMEL: Schutz von geografischen Angaben und Namen traditioneller Spezialitäten ↩
- Naturland: Öko und Fair vereint in einem Siegel ↩