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Kasachstan: Baumwolle wird von Kinderhand gepflückt

Baumwollplantage im Kontrast zu Wolken und HimmelIn Kasaschstan arbeiten viele Kinder auf den Baumwollfeldern und setzen sich großen körperlichen Risiken aus. |  Bild: Baumwollfeld © Casadphoto | Dreamstime.com [Royalty Free]  - DreamstimeBaumwollplantage im Kontrast zu Wolken und Himmel

In Kasaschstan arbeiten viele Kinder auf den Baumwollfeldern und setzen sich großen körperlichen Risiken aus. | Bild: Baumwollfeld © Casadphoto | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime

Kasachstan gehört zu den 25 größten Baumwollproduzenten weltweit. Jährlich exportiert das Land über 92 000 Tonnen des weißen Goldes und legt damit den Grundstein für unsere Modeindustrie. Allerdings arbeiten auf den Baumwollplantagen oftmals Kinder: Die Arbeit in der Landwirtschaft gehört zu den schwersten Formen von Kinderarbeit und kann sogar zum Tod führen. Obwohl Kinderarbeit in Kasachstan verboten ist, arbeiten wegen mangelnder Kontrollen und Durchsetzung der Gesetze immer noch viele Kinder im Baumwollanbau, auf Tabakplantagen oder als Hausdiener. Manche Kinder arbeiten auf den familieneigenen Plantagen und können somit nebenbei die Schule besuchen. Besonders Kinder von Migranten müssen allerdings gemeinsam mit ihren Familien in Vollzeit im Baumwollanbau schuften. Sie sind schon in jungen Jahren den schweren körperlichen Anforderungen ausgesetzt und haben keine Möglichkeit, sich regelmäßig zu erholen und Kind sein zu dürfen. 1) 2) 3) 4)

Laut der Internationalen Arbeitsorganisation arbeiten die Kinder im Durchschnitt sechs bis acht Stunden am Tag auf dem Feld, sie haben nicht regelmäßig frei. Die jüngsten von ihnen sind erst fünf Jahre alt. Die meisten der Kinderarbeiter sind für die Ernte der Baumwolle zuständig. Da die Baumwollbälle innerhalb von einem Tag gepflückt werden müssen, wenn sie reif sind, sind in dieser Zeit viele Menschen auf den Farmen tätig. Schulkinder bleiben in diesen Wochen der Schule fern und helfen ihren Familien oder Nachbarn beim Einsammeln des Weißen Goldes. Kinder als Arbeiter sind aber nicht nur in der intensiven Erntezeit gefragt: Weil die Männer oftmals eine Anstellung in der Stadt haben, bleiben nur die Frauen und Kinder, um die harten Aufgaben auf dem Feld zu verrichten. Außerdem glauben die Farmer, dass Kinder schneller und motivierter arbeiten als Erwachsene. Da Kinder zusätzlich keine hohen Ansprüche an einen gerechten Lohn stellen, sind sie das gesamte Jahr auf den Baumwollfeldern zu finden. Sie jäten die Felder, entfernen Würmer und andere Schädlinge und beschneiden die Pflanzen. Für die Schufterei werden die Jungen und Mädchen nicht einmal anständig bezahlt: Teils verdienen die Kinder nur zwei Cent pro Kilogramm gepflückter Baumwolle. Die Bezahlung erfolgt nach Alter gestaffelt und die ältesten Kinder können im Monat bis zu 80 Euro verdienen. Aber selbst das liegt noch weit unter dem kasachischen Mindestlohn von 142 Euro pro Monat. 4) 5)

Dabei birgt die Arbeit große Risiken für die Jungen und Mädchen. Beim Baumwollanbau werden giftige Pestizide und Dünger verwendet. Da den wenigsten Kindern gebührende Schutzkleidung und Atemmasken von ihren Arbeitgebern zu Verfügung gestellt werden, werden sie schnell krank. Häufig leiden sie an chronischen Augenentzündungen und Atemwegserkrankungen und haben Nieren- und Leberprobleme. Kinder sind den Gefahren durch das Gift in einem besonderen Maße ausgesetzt, weil ihre Organe noch nicht vollständig für den Abbau der Schadstoffe ausgebildet sind. Außerdem nehmen die Kinder die Schadstoffe schneller in ihren Körper auf, weil ihre Haut im Vergleich zu der der Erwachsenen dünner ist. Jedes Jahr sterben mehrere hundert Baumwollpflücker an Vergiftungen durch die Pestizide, die meisten davon sind Kinder. Auf den Feldern sind die Jungen und Mädchen außerdem der prallen Sonne ausgesetzt und erlangen somit schnell einen Hitzschlag oder Sonnenstich. Außerdem gibt es die große Gefahr, bei der Arbeit von giftigen Schlangen oder Insekten gebissen zu werden. Zusätzlich müssen die Kinder beim Beschneiden der Pflanzen gefährliche Geräte nutzen, mit denen sie sich und andere verletzen können. 4) 6)

Durch die schwere körperliche Arbeit haben die meisten Kinder keine Chance, die Schule zu besuchen – dadurch verlieren sie auch ihre Chance, später nicht mehr von Armut betroffen zu sein. Lehrer erzählen, dass sie manche ihrer Schüler nur wenige Male im Jahr sehen. „Die Eltern verlangen von ihren Kindern, dass sie ihre Kindheit zu Geld machen. Viele meinen, die Kinder brauchten überhaupt nicht zu lernen und wenn sie groß sind, werden sie auf den Plantagen arbeiten. Wozu brauchen sie also Physik und Mathematik?„, erklärt ein Lehrer die Denkweise vieler Eltern der Kinderarbeiter. Wenn die Eltern genug verdienen würden, wären sie nicht darauf angewiesen, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken. Mit unserem Konsumverhalten können wir dazu beitragen, die Menschen am Anfang der Entstehung unserer Pullis und Hosen gerecht zu behandeln: Etwa mit fair gehandelter Kleidung. Beim Fair-Trade Siegel wird darauf geachtet, dass keine Kinder an der Entstehung der Rohstoffe beteiligt sind und die Arbeiter einen Lohn bekommen, der ihnen ein gutes Überleben ermöglicht. So können Kinder ihre Kindheit dort verbringen, wo sie die Grundlage für ihre Zukunft legen können: In der Schule. 7) 8)

  1. Atlas Big: Größten Baumwollproduzenten der Welt, Stand September 2023
  2. Europian Union External Action: Ending Child Labour by 2025, erschienen am 14.05.2021
  3. Humanium: Die Kinder von Kasachstan, Stand September 2023
  4. ILO: Child Labour in Rural Kazakhstan, erschienen 2013
  5. GTAI: Kasachstans Haushaltsplan für das Jahr 2023 steht fest, erschienen am 03.01.2023
  6. IVN: Kinderarbeit – Trotz Verbesserungen bleibt noch viel zu tun, Stand September 2023
  7. DW: Zur Baumwollernte statt zur Schule, erschienen am 03.11.2004
  8. Fairtrade: Fairtrade-Siegel auf einen Blick, Stand September 2023



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