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Die Leiden häuslicher Kinderarbeiter werden ignoriert

Mädchen arbeitet in einem Restaurant17,2 Millionen Kinder müssen weltweit als häusliche Kinderarbeiter arbeiten. |  Bild: Viele Kinder wie dieses Mädchen arbeiten in der Tourismusbranche. Ihre Aufgaben sind sehr unterschiedlich. © Neagonefo [Royalty Free]  - Dreamstime.comMädchen arbeitet in einem Restaurant

17,2 Millionen Kinder müssen weltweit als häusliche Kinderarbeiter arbeiten. | Bild: Viele Kinder wie dieses Mädchen arbeiten in der Tourismusbranche. Ihre Aufgaben sind sehr unterschiedlich. © Neagonefo [Royalty Free] - Dreamstime.com

Unter dem Begriff Kinderarbeit stellt man sich unwillkürlich die Arbeit auf Plantagen oder im Bergbau vor. Dabei besteht der größte Anteil der Kinderarbeiter aus Minderjährigen, die in privaten Haushalten als Dienstmädchen arbeiten. Sie sind unter anderem zuständig fürs Putzen, Mahlzeiten kochen, den Garten, Kinderbetreuung und das Versorgen alter Menschen. Sie arbeiten teilweise 15 Stunden am Tag. 1) 2) 3)

Häusliche Kinderarbeit wird von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu den schwersten Arten von Arbeit gezählt. Kinderarbeiter, die als Dienstmädchen arbeiten, haben lange und erschöpfende Arbeitstage, müssen teils giftige Chemikalien verwenden, tragen schwere Gegenstände und hantieren mit gefährlichen Geräten wie Messern. Dadurch haben sie oft schon in jungen Jahren körperliche Beschwerden, Verletzungen oder Krankheiten. Zu diesen harten Arbeitsbedingungen kommt meist noch Mangelernährung, keine gesundheitliche Versorgung und eine unzureichende Unterkunft ohne die Möglichkeit, sich sicher fühlen zu können, hinzu. “I wake up at 3am to water the plants, clean the house, go to market, cook, wash the plates, wash the clothes, iron the clothes. I return to the market three times a day. From 5pm to 9pm, they allow me to go to school. When I return, I have to wash the dishes, then I massage both my male and female employer until 1am. I only have two hours to sleep”, beschreibt eine ehemalige häusliche Kinderarbeiterin von den Phillipinen ihren Alltag als Kind. Mit nur neun Jahren begann sie, als Dienstmädchen für einen privaten Haushalt zu arbeiten. Aber es bleibt nicht nur bei der körperlichen und seelischen Vernachlässigung und Ausnutzung der Kinderabeiter: Oftmals kommt es außerdem zu mentaler, emotionaler, physischer und sexueller Gewalt gegen das Kind. Schläge, Vergewaltigung, Missbrauch, Folter und in Folge sogar Tod der Mädchen und Jungen sind leider Normalität. Besonders schlimm wird die Situation, wenn das Kind in seiner Freizeit nicht zu seiner eigenen Familie gehen kann, sondern bei der Familie, in der es arbeitet, lebt. Kinder, die in privaten Haushalten arbeiten, werden oftmals wie Sklaven behandelt. 4) 3)

Es wird geschätzt, dass etwa 67 Prozent der häuslichen Kinderarbeiter Mädchen sind. Bei den Dienstmädchen im Kindesalter gibt es eine hohe Dunkelziffer, weil es in die privaten Haushalte nur selten Einblicke von außen gibt. Mehr als zwei Drittel der betroffenen Kinder sind nicht einmal 14 Jahre alt. Durch ihr junges Alter kann der Kinderkörper besonders schwer geschädigt werden. Außerdem haben die Kinder durch die Arbeit in so jungen Jahren nicht einmal Zugang zur Grundausbildung und werden dadurch auch im Erwachsenenalter nicht aus dem Kreislauf der Ausbeutung ausbrechen können. 1)

Doch nicht alle häuslichen Kinderarbeiter schaffen es überhaupt, das Kindesalter unter diesen Umständen zu überleben. Die zehnjährige Fatima Furiro aus Pakistan starb vor wenigen Wochen durch Gewalt und Folter, die ihr Arbeitgeber ihr antat. Das kleine Mädchen und ihre beiden älteren Schwestern arbeiteten im Haushalt von Asad Ali Shah, der der spirituelle Anführer der Sekte Sufi ist. Bekannt wurde Fatimas Geschichte durch Videos, die auf Fatimas Körper Spuren von Folter zeigen. Eine forensische Untersuchung ergab, dass die kleine Fatima über lange Zeit hinweg vergewaltigt, gefoltert und körperlich misshandelt worden war. Leider ist Fatimas Geschichte kein Einzelfall. In den letzten Jahren wurden allein in Pakistan mehrere Morde durch Arbeitgeber an ihren häuslichen Kinderarbeitern gemeldet. Allerdings werden die meisten Fälle gar nicht erst bekannt: Als nach Fatimas tragischem Tod Familien aus der Region ihre arbeitenden Töchter zurückholten, zeigten die meisten von ihnen Anzeichen von physischer Gewalt. 5)

Kinder haben nach der UN-Kinderrechtskonvention unter anderem das Recht auf Fürsorge, auf Bildung, auf Erholung und Spiel. All diese Rechte werden durch häusliche Kinderarbeit verletzt. Obwohl alle Länder außer den USA die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet haben, gibt es in den meisten Regionen der Welt noch Kinderarbeit in privaten Haushalten, unter anderem in Indien, Tansania, Costa Rica, Peru und Nepal. Etwa 17,2 Millionen Kinder müssen als Hausarbeiter arbeiten. Es ist unsere Pflicht, diese Jungen und Mädchen nicht weiter zu ignorieren und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. 6) 3) 1)

  1. International Labour Organization: Child Labour and Domestic Work; Stand September 2023
  2. Unicef: Child Domestic Work; Stand September 2023
  3. Anti-Slavery: Voices of Child Domestic Workers; erschienen 2007
  4. International Labour Organization: Child Labour and Domestic Work; Stand Septeber 2023
  5. The Guardian: How many more poor Child Workers must die in Pakistan before Change happens?; erschienen am 28.08.2023
  6. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Übereinkommen über die Rechte des Kindes; erschienen am 26.01.1990



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