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Ausbeuterische Kinderarbeit steckt hinter unseren Süßigkeiten

Kinder arbeiten auf Zuckerrohr Plantage in IndienSo wie diese Kinder sind 13 Prozent der Minderjährigen in der Dominikanischen Republik gezwungen, einer Arbeit auf der Zuckerrohrplantagen nachzugehen. |  Bild: Die harte und gefährliche Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen raubt schon den Kleinsten ihre Kindheit © Max5128 [Royalty Free]  - dreamstime.comKinder arbeiten auf Zuckerrohr Plantage in Indien

So wie diese Kinder sind 13 Prozent der Minderjährigen in der Dominikanischen Republik gezwungen, einer Arbeit auf der Zuckerrohrplantagen nachzugehen. | Bild: Die harte und gefährliche Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen raubt schon den Kleinsten ihre Kindheit © Max5128 [Royalty Free] - dreamstime.com

Obwohl sich die Wirtschaft der Dominikanischen Republik zu einer Ökonomie entwickelt hat, die vom Industrie- und Dienstleistungssektor dominiert wird, tragen die Zuckerrohrplantagen des landwirtschaftlichen Sektors immer noch einen großen Teil zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei. Anfang dieses Jahrhunderts erreichte die Arbeitslosigkeit im Land nach offiziellen Angaben bis zu 40 Prozent. Seitdem hat sich die Lage in diesem Hinsicht verändert. Jedoch gibt es niemals genügend Zuckerrohrschneider während der Erntesaison, weil viele Dominikaner diese Arbeit wegen der Arbeitsbedingungen vermeiden. Obwohl die Dominikanische Republik ein beliebtes touristisches Ziel ist, leben viele Menschen dort in Armut. Fast ein Drittel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Erhebung des nationalen Statistikamtes ergab 2014, dass 56,1 Prozent der dominikanischen Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren einer bezahlten wirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen. Davon sind insgesamt 13 Prozent der Minderjährigen bereits Opfer von Ausbeutung durch Arbeit. Wie ist es dazu gekommen? 1)

Das Land steht in Lateinamerika an zehnter Stelle, was Kinderarbeit angeht. 320 000 Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren verrichten Kinderarbeit aus diversen Gründen und so liegt das Land über dem Durchschnitt in der Region. Die meisten Kinder sind gezwungen, zu dem unzureichenden Haushaltseinkommen beizutragen, damit die Familie nicht hungern muss. Viele Eltern haben außerdem während der Pandemie ihre Jobs oder Einkommensquellen verloren. Ein weiteres Problem, das zum Teil auf den Sextourismus und das kommerziellen Sexgewerbe im Land zurückzuführen ist, ist die hohe HIV-Infektionsrate. Eine große Anzahl von Minderjährigen wird zu Waisen, weil sie ihre Eltern an AIDS verlieren. Die Cholera-Epidemie hat sich auch aus Haiti auf die Dominikanische Republik ausgebreitet und bedroht die Bevölkerung weiter. Die Kinder müssen sich dann selbst um ihren Lebensunterhalt und den ihrer Geschwister kümmern. Ca. 578 000 von ihnen unter 15 Jahren sind ohne elterliche Fürsorge. Zu den Hauptursachen für den Verlust zählen Teenager-Schwangerschaften, chronische Krankheiten, geistige oder körperliche Behinderungen und Gefängnisstrafen der Eltern. Minderjährige aus haitianischen Einwandererfamilien und ihre Eltern leben in miserablen Bedingungen und arbeiten oft als billige Arbeitskräfte im Land, viele auch in der Zuckerindustrie. Solchen Kindern von nicht ausweisfähigen haitianischen Bürgern werden Geburtsurkunden und Ausweisdokumente verweigert und die dominikanischen Behörden schränken ihren Zugang zu Bildung, offizieller Arbeit und Gesundheitsdiensten stark ein. 2) 3)

Die dominikanischen Kinder werden in der Landwirtschaft oft eingesetzt – auf Plantagen für Kakao, Kaffee, Bananen und Tomaten. Jedoch ist die Arbeit der meisten mit der Zuckerrohrproduktion verbunden. Minderjährige müssen gefährliche Tätigkeiten wie Brandrodung ausführen. Am Pflanzen der Zuckerrübe und der Ernte nehmen sie auch teil. Die Arbeit ist beschwerlich und die Kinder müssen oft mit scharfen Messern umgehen. Aufgrund der großen Hitze während und nach der Brandrodung bekommen sie häufig Kopfschmerzen und atmen die Asche ein. Die durchschnittliche Arbeitszeit liegt für sie bei 20 Stunden pro Woche. Auf lange Sicht führt die tägliche Arbeit in der Hitze zu tödlichen chronischen Nierenerkrankungen. Für die jungen Körper sind die auf den Feldern versprühten Chemikalien besonders gefährlich. Die meisten Menschen, darunter auch die Kinder, werden außerdem nicht angemessen bezahlt. Die 5-6 US-Dollar pro Tag bedeuten, dass sie oft zwischen Essen, Unterkunft und Gesundheitsversorgung wählen müssen. Die meisten Kinder wissen nicht wann und wie viel Geld sie für ihre Arbeit bekommen, aber sind sich bewusst, dass Zuckerrohrschneiden eine gefährliche Arbeit ist. Sie schlafen in engen Räumen, wo oft weder Strom noch Wasser vorhanden sind, und bekommen nur ein wenig Reis als einzige Nahrung für den ganzen Tag. In der Dominikanischen Republik ist die Schulbildung kostenlos und bis zum 14. Lebensjahr verpflichtend. Die Bildungskosten für Bücher, Uniformen und Transport sind trotzdem für viele Familien zu hoch und so besuchen ihre Kinder die Schule unregelmäßig. Besonders Kinder aus haitianischen Einwandererfamilien können ohne Ausweispapiere einen Abschluss nicht erlangen. 70 Prozent der Minderjährigen mit Behinderungen besuchen die Schule gar nicht. 4) 5) 6) 7) 8) 9)

Damit sich ihre Zukunftschancen verbessern, brauchen sie einen Zugang zu Bildungsangeboten. Besonders die haitianischen Kinder werden den Einheimischen nicht gleichgestellt und können oft auf keine öffentlichen Dienstleistungen zugreifen. Bisher gibt es einen strategischen nationalen Plan zur Beseitigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit mit bestimmten Maßnahmen. Viele Initiativen streben die Abschaffung jeder Art von Ausbeutung im Land an. Für Kinder mit haitianischem Hintergrund wurde dennoch bisher wenig gemacht. Da viele in der Zuckerindustrie immer noch beschäftigt bleiben, können wir als Konsumenten unser Verhalten anpassen, weil es eine erhebliche Auswirkung auf das Leben von Menschen hat, die von uns tausende Kilometer entfernt sind. Jährlich nimmt jeder Deutsche ca. 34 Kilogramm Zucker zu sich. Beim Einkaufen von Süßigkeiten sollte man auf Produkte mit dem Fairtrade-Siegel achten. Dabei profitieren Kleinbauern von einer Fairtrade-Prämie für Zucker, der zu Fairtrade-Bedingungen verkauft wird. Mit so einem kleinen Schritt kann man als Konsument eine Reihe von Innovationen und Projekten unterstützen, die sich für die Bedürftigen einsetzen. 10) 11)

  1. worldvision: KINDERARBEIT: EIN STEIN AUF DEM WEG ZUR GANZHEITLICHEN ENTWICKLUNG VON KINDERN; Artikel vom 03.06.2022
  2. sos kinderdorf: SOS-Kinderdörfer in der Dominikanischen Republik; Stand September 2023
  3. agenzia fides: AMERIKA/DOMINIKANISCHE REPUBLIK – Kinderarbeit: 320.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind betroffen; Artikel vom 19.10.2016
  4. humanium: Kinder in der Dominikanischen Republik; Stand September 2023
  5. the world factbook: Dominican Republic; Stand September 2023
  6. deutschlandfunk kultur: Ausbeutung auf den Zuckerrohrfeldern; Artikel vom 06.10.2019
  7. theconversation: Child labour, poverty and terrible working conditions lie behind the sugar you eat; Artikel vom 27.04.2018
  8. kinderweltreise: Dominikanische Republik; Stand September 2023
  9. friedrich-ebert-stiftung: KEINE ZEIT ZUM SPIELEN; Artikel vom 2002
  10. Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Zucker; Stand September 2023
  11. Fairtrade International: Sugar; Stand September 2023



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