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Moderne Sklaverei – Millionen Menschen noch heute Eigentum anderer

Brasilianisches Mädchen, das auf Feld arbeitetDieses Mädchen arbeitet auf den Feldern ihrer Eltern, anstatt zur Schule zu gehen. |  Bild: Brazilian girl working in subsistence agriculture © Sjors737 [Royalty Free]  - Dreamstime.comBrasilianisches Mädchen, das auf Feld arbeitet

Dieses Mädchen arbeitet auf den Feldern ihrer Eltern, anstatt zur Schule zu gehen. | Bild: Brazilian girl working in subsistence agriculture © Sjors737 [Royalty Free] - Dreamstime.com

Es ist nicht eine Freiheit der Umstände allein, die uns zugestanden wird, die wir uns wünschen; es ist die Verabsolutierung des Prinzips, dass kein Mensch, […], das Eigentum seiner Mitmenschen sein kann. – Toussaint Louverture

Heute ist Internationaler Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und dessen Abschaffung. Er animiert zu multinationalem Bewusstsein über vergangene Gräueltaten, gegenwärtige Konsequenzen und Kontinuitäten. Versklavung und Handel mit Sklaven hat es fatalerweise schon immer gegeben. Besonders desaströs waren die Jahrhunderte des Transatlantischen und Arabisch-Muslimischen Sklavenhandels. Ihre offizielle Abschaffung wurde vor allem durch zahlreiche mutige Freiheitsaktivisten eingeläutet. Toussaint Louverture zu Beispiel, ein ehemaliger Sklave, führte Saint-Domingue (heute Haiti) zur Unabhängigkeit. Dies war ein erstes starkes Zeichen gegen den Atlantischen Dreieckshandel. Der Aufstand begann am 23. August 1791. Zur Ehre der haitianischen Revolutionäre und der weltweiten Auswirkungen ihrer Errungenschaft erwählte die UNESCO dieses Datum als Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel und dessen Abschaffung.

Obwohl die UN seit 75 Jahren in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte das Verbot der Sklaverei vorschreibt, ist Louvertures Kampf nicht vorbei. Der Besitz von und Handel mit Sklaven ist nicht vollständig ausgerottet. Zwangsarbeit und Zwangsprostitution, oft zusammengefasst unter dem Begriff „Moderne Sklaverei“, gibt es noch immer – und zwar nicht wenig.  Im Jahr 2021 waren jeden einzelnen Tag rund 50 Millionen Menschen von Moderner Sklaverei betroffen. In den arabischen Staaten sind die Zahlen am höchsten, aber keine Region der Welt ist verschont. 1)

Anfang dieses Monats beispielsweise verhaftete die Europäische Strafverfolgungsbehörde Europol in London, UK und Iași, RO insgesamt sieben Mitglieder eines Rings der Zwangsprostitution. Der Ring organisiert die Verschleppung von Opfern aus Rumänien nach Großbritannien. Dort werden sie gezwungen Prostitution, finanzielle Ausbeutung und Gewalt zu erdulden. 2)

Grundsätzlich sind Kinder, insbesondere Kinder aus schwierigen Verhältnissen, besonders gefährdet Opfer von Sklaverei zu werden. Kinderhandel ist eine der schlimmsten Formen der Kinderarbeit. Die verletzlichen kleinen Menschen werden all ihrer Rechte beraubt. Sie werden in bewaffneten Konflikten eingesetzt und zur Prostitution genötigt. Sie werden missbraucht für den internationalen Drogenhandel und dazu gezwungen zu betteln. Sie müssen hart arbeiten in der Landwirtschaft, in Fabriken, in Privathäusern, in der Tourismusindustrie und, und, und…

Der kleine Junior ist einer von vielen Sklaven in der Fischindustrie. Er war sechs Jahre alt, als seine Mama ihn am Lake Volta in Ghana an einen Fischer verkaufte. Junior ist der zweitälteste von insgesamt sieben Kindern. Als seine Mutter ihn auf Zeit verkaufte, sah sie keine andere Möglichkeit die Familie zu versorgen, denn seit dem Tod ihres Mannes ist sie mit gravierenden finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Neben Junior arbeiten auf und am Lake Volta, dem größten Stausee der Erde, circa 20 Tausend andere Kinder. Sie alle arbeiten täglich zahlreiche Stunden in auch für Erwachsene prekären Situationen. Das Fischernetz muss unter Wasser festgeknotet werden. Einige Kinder tauchen bei dieser lebensgefährlichen Aufgabe einfach nicht mehr auf. Das Wasser hat gesiegt. Ihr sogenannter Meister (Sklavenherr) geht dann zur Familie des Kindes, erklärt die Situation, zahlt vielleicht ein bisschen Geld und führt seine Arbeit anschließend genauso weiter, wie zuvor. Junior ist mittlerweile wieder zurück bei seiner Mama, aber sein Leben ist durch seine „Zeit am See“ für immer gezeichnet. 3)

Wir müssen etwas dagegen tun. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können Schritte gehen, um modernen Sklavenhandel weiter einzudämmen.

António Guterres rief Anfang des Jahres in Bezug auf die Sklaverei die Staaten dazu auf, in den freiwilligen Treuhandfonds der Vereinten Nationen für die Bekämpfung der modernen Formen der Sklaverei zu investieren. Zu dem beinhalten die Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) die Beendigung aller Formen der modernen Sklaverei und des Menschenhandels bis 2030. Es geht in die richtige Richtung.

Auch Konsumenten und Konsumentinnen können helfen. David Eißler von der Internationalen Mission für Gerechtigkeit (International Justice Mission) sagte gegenüber dem ZDF: „Je mehr Elektronikartikel ich besitze, je mehr betroffene Lebensmittel wie Kaffee, Fisch oder Tee ich konsumiere, desto höher ist die Chance, dass Menschen daran beteiligt waren, die das nicht aus freien Stücken tun.“ Fairtrade und andere Labels können uns helfen im Einkaufsladen und auf dem Markt Entscheidungen zu treffen, die Kinder und sonstige Betroffene schützen. Auch technische Geräte können mittlerweile sicher aus zweiter Hand gekauft werden. Online Plattformen wie beispielsweise „Back Market“ oder „Swappie“ bieten sich an. 4)

Vor allem aber darf nicht vergessen werden, dass Sklaverei die Vergangenheit und Gegenwart der Menschheit überschattet. Sklavenhandel war und ist institutionalisiert und sehr viele Millionen Menschen werden, bis hin zu ihrem Tod, als Sklaven missbraucht.

  1. ILO, Walk Free, IOM: Global Estimates of Modern Slavery; Studie vom September 2022
  2. Europol: Seven members of sexual exploitation ring arrested; Artikel vom 04. August 2023
  3. CNN: Troubled Waters; Dokumentation aus dem Jahr 2019
  4. zdfheute: Was man gegen moderne Sklaverei tun kann; Artikel vom 23.08.2022



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