Eine Lehrerin im US-Bundesstaat Nebraska alarmierte Februar dieses Jahres die Polizei, als eine 14-Jährige Schülerin mit Säure-Verbrennungen an Händen und Knien zur Schule kam. Auffällig war außerdem, dass einige der Kinder während dem Unterricht einschliefen. Das Department of Labor (DOL) leitete daraufhin eine Ermittlung ein. Wie sich herausstellte, arbeiteten mehrere Kinder für einen Reinigungsdienstleister, der im Auftrag eines der größten Fleischproduzenten des Landes Schlachthöfe putzte. Zum Teil arbeiteten sie auch Nachtschichten. 102 Kinder zwischen 13 und 17 Jahren beschäftigte das Unternehmen illegal in acht Staaten. Zu ihren Aufgaben gehörte die Säuberung von gefährlichem Equipment, wie Knochensägen mit ätzenden Chemikalien. Dabei erlitten nach Angaben der Ermittler mindestens drei der jungen Arbeiter Verletzungen. 1) 2)
Ein ehemaliger Manager gab an, dass das Unternehmen auch etliche unregistrierte Arbeitsmigranten mit gefälschten Identitäten einstellte. Kinder einzuspannen sei ein Standardvorgehen, die Dunkelziffer der minderjährigen Mitarbeiter vermutlich noch höher als bisher angenommen. „In this industry you have a lot of people who are undocumented workers. A lot of times it´s because they´re not going to pay well enough to hire people in America who want to do it”, fasst er die Problematik zusammen. 2)
Der Reinigungsdienst musste eine Strafe von 1,5 Millionen US-Dollar zahlen. Das entspricht mit 15,138 Tausend Dollar pro Kind der Höchststrafe für Kinderarbeits-Verstöße. Das DOL fordert, das Strafmaß zu erhöhen. Der Betrag sei nicht hoch genug, um große profitable Unternehmen abzuschrecken. 1) 3)
Das Arbeitsministerium will zusammen mit der Abteilung für Gesundheits- und Sozialwesen stärker gegen die Ausbeutung von Kindern vorgehen. In letzter Zeit wurden über 600 Untersuchungen im ganzen Land gestartet. Alle Arbeitgeber sollen stärker zur Rechenschaft gezogen werden, um Kinderarbeit aus den Lieferketten zu entfernen. Nach dem Eklat richtete der Landwirtschaftsminister ein Schreiben an die 18 größten Fleischverarbeitungsunternehmen des Landes, mit der Aufforderung, ihre Einstellungspraktiken zu überprüfen. Zu oft schieben Unternehmen Verfehlungen auf Personalvermittlungsagenturen, Subunternehmer und Zulieferer. 1) 3)
Die gute Nachricht ist, dass der Fleischproduzent seinen Anteil der Verantwortung übernimmt und die Zusammenarbeit beendet: Statt auf Kinder als Putzkräfte setzt man zukünftig auf einen betriebsinternen Sanitärservice. „The company does not tolerate child labour or unsafe working conditions and came to its decision after an internal investigation”, teilte ein Sprecher mit. Um weitere solcher Vorfälle zu vermeiden, wurde eine Hotline eingerichtet, bei der Mitarbeiter im Verdachtsfall Kinderarbeit melden können. 1) 4)
- JustFood: JBS ends ties with sanitation company over child labour links , Artikel vom 27.04.2023↩↩↩↩
- The Guardian: ‘They were little’: photos show children illegally working in US slaughterhouse , Artikel vom 09.05.2023↩↩
- U.S. Department of Health and Human Services: Departments of Labor and Health and Human Services Announce New Efforts to Combat Exploitative Child Labor , Artikel vom 27.02.2023↩↩
- JustFood: JBS creates in-house sanitation service after US child-labour scandal , Artikel vom 04.05.2023↩