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Kinderarbeit auf Kokosnussplantagen: Der bittere Beigeschmack der süßen Steinfrucht

Kokosnussprodukte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Auf einigen Kokosnussplantagen der Welt riskieren Kinder ihr Leben für die süße Steinfrucht. 
 |  Bild: Child labor © Kouassi Gilbert Ambeu | Dreamstime.com [Royalty Free]  - Dreamstime

Kokosnussprodukte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Auf einigen Kokosnussplantagen der Welt riskieren Kinder ihr Leben für die süße Steinfrucht. | Bild: Child labor © Kouassi Gilbert Ambeu | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime

Kokosnussprodukte erfreuen sich weltweit immer größerer Beliebtheit. Sie werden zu den sogenannten „Superfoods“ gezählt. Das sind Lebensmittel, die sich durch einen besonders hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen beziehungsweise sekundären Pflanzenstoffen auszeichnen. Kokosnüsse werden nicht nur in Form von Raspeln, Öl, Milch und Wasser konsumiert, sondern sind auch in zahlreichen verarbeiteten Lebensmitteln wie Eiscreme, Margarine oder Schokolade enthalten. Darüber hinaus werden Kokosnussprodukte für die Körperpflege, zu Reinigungs- sowie Waschzwecken und als Grillkohle verwendet. In Deutschland wurden allein im Jahr 2021 rund 42.700 Tonnen Kokosöl importiert. Hauptproduzenten weltweit sind Indonesien, die Philippinen und Indien. Dass die süße Steinfrucht allerdings auch einen bitteren Beigeschmack mit sich bringt, ist vielen gar nicht bewusst. 1) 2) 3) 4) 5) 6)

Die unethischen Bedingungen, unter denen Menschen bei der Produktion von Kokosnussöl arbeiten, wurden bisher wenig thematisiert. Wie in Lieferketten von anderen Pflanzenölen kann es es auch hier zu Kinderarbeit kommen. Kinder in diesem Sektor arbeiten hauptsächlich, um Geld für ihre Familien zu verdienen: “We are working because our parents have nothing to eat. Then, the children are the ones earning for their mother“. Von der Vorbereitung des Bodens bis zur Ernte und Verarbeitung der Kokosnüsse sind Kinder an der Kokosnussproduktion beteiligt. Häufig müssen sie gefährliche Aufgaben verrichten, wie zum Beispiel die Ernte, bei der sie auf 20 bis 30 Meter hohe Kokospalmen hinaufklettern. Nicht selten erleiden Kinder dabei schwere Verletzungen und Unfälle. Betroffene Kinder berichten von Wunden und Prellungen an den Händen, Verstauchungen, Kopfverletzungen aufgrund herabfallender Kokosnüsse sowie Muskelschmerzen am ganzen Körper. Sie arbeiten unter extremer Hitze, was das Risiko von Schwächeanfällen und gravierenden Unfällen erhöht. Darüber hinaus sind sie der Gefahr von wilden Tieren ausgesetzt. Letztendlich erhalten Kinder für ihre Arbeit nur einen minimalen Lohn. Auf den Philippinen verdienen sie in der Regel nur 15 oder 20 Pesos für jede Kokospalme, die sie erklimmen, unabhängig davon, wie viele Kokosnüsse sie ernten müssen, um die Palme leer zu pflücken. Dies entspricht etwa 0,24 beziehungsweise 0,32 Euro pro Kokospalme. Die Arbeit hält sie oftmals auch davon ab, in die Schule zu gehen. 7) 8) 9)

Im Vergleich zu Kokosnussöl ist das Problem der Kinderarbeit in Lieferketten anderer Pflanzenöle, wie Palmöl oder Soja, wohlbekannt und wird im Rahmen mehrerer Initiativen angegangen. Initiativen sind wichtig, um das Bewusstsein für ausbeuterische Kinderarbeit in der gesamten Branche zu schärfen, sodass die Öffentlichkeit Druck auf politische Entscheidungsträger und diejenigen Unternehmen ausübt, in deren Lieferketten Kinderarbeit vorkommt. Auf diese Weise fühlen sich Unternehmen genötigt, Sorgfaltspflichtsysteme zu entwickeln, die Kinderarbeit erkennen, angehen und beseitigen. In der Kokosnussbranche sind daher mehr Initiativen erforderlich, um dem Problem der Kinderarbeit entgegenzuwirken. 7) 1) 6) 4)

Auch wenn es bislang nur wenige Initiativen zur Bekämpfung von Kinderarbeit in diesem Sektor gibt, können Verbraucherinnen und Verbraucher einen Beitrag zur Schaffung fairer Bedingungen in der Kokosnussproduktion leisten, indem sie beim Kauf von Kokosnussprodukten auf bestimmte Kriterien achten. Beispielsweise kann man bei den Produkten nach dem Siegel von Naturland Ausschau halten. Das Siegel schließt soziale Aspekte, wie das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, Gleichstellung und angemessene Löhne mit ein. Auch Fairtrade hat mittlerweile ein Zertifizierungssystem für Kokosnüsse eingeführt, um sichere und faire Arbeitsbedingungen auf Kokosnussplantagen zu schaffen. Des Weiteren kann das Siegel der gemeinnützigen Organisation Rainforest Alliance als Anhaltspunkt für faire Kokosnussprodukte dienen. 4) 10) 11) 12)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Rainforest Journalism Fund: As Coconut Products Gain Popularity, Certification is Essential for Sustainanbility; Artikel vom 21. April 2020
  2. Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: „Superfood“- was ist das?; Stand Mai 2023
  3. Utopia: Kokosnuss: Wundermittel oder Umweltproblem?; Artikel vom 16. Oktober 2020
  4. Utopia: Kokosöl ist in. Aber ist es wirklich besser als Palmöl?; Artikel vom 16. Oktober 2020
  5. Statista: Production volume of coconut oil (copra) in Germany from 2004 to 2021; Artikel vom 4. Oktober 2022
  6. Olenex: Sustainability Update – Coconut; Stand Mai 2023
  7. ICCO Cooperation: Ending Child Labor in Coconut Supply Chain; Artikel vom 17. März 2021
  8. U.S. Department of Labor: Child Labor in the Supply Chain in Coconut Crop Agriculture Aleosan, North Cotabato; Stand Mai 2023
  9. Cargill: Child labor is a complex problem. Here´s how we´re addressing it for children like Anne; Artikel vom 12. Juli 2022
  10. Naturland: Öko-Faire Produkte aus aller Welt; Stand Mai 2023
  11. Rainforest Alliance: Rainforest Alliance certified coconut oil; Stand Mai 2023
  12. Fairtrade: 5 Fairtrade ingredients that might surprise you; Stand Mai 2023



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