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Pakistan: Wie Schuldknechtschaft Kindern ihre Zukunft raubt

Kinderarbei/Schuldknechtschaft in Ziegelfabriken PakistansDurch die Schuldknechtschaft müssen Kinder in Ziegelfabriken arbeiten und werden ihrer Freiheit, Kindheit und Bildung beraubt. |  Bild: n.v. © Samrat35 [Royalty Free]  - dreamstime.deKinderarbei/Schuldknechtschaft in Ziegelfabriken Pakistans

Durch die Schuldknechtschaft müssen Kinder in Ziegelfabriken arbeiten und werden ihrer Freiheit, Kindheit und Bildung beraubt. | Bild: n.v. © Samrat35 [Royalty Free] - dreamstime.de

Es ist ein Teufelskreis, den die wenigsten durchbrechen: die Schuldknechtschaft. Generationen von Familien sind in Schuldknechtschaft gefangen, um Schulden abzuarbeiten, welche Familienmitglieder oftmals schon vor Ihrer Geburt aufgenommen haben. Auch Kinder müssen die Schulden ihrer Vorfahren oder Familienmitglieder abarbeiten. Dies geschieht unter anderem in Ziegelfabriken, wo die Minderjährigen Stunden vor den Öfen verbringen müssen.

Pakistan ist neben neun anderen Ländern das Land mit der höchsten Verbreitung der sogenannten modernen Sklaverei, der Schuldknechtschaft. Schätzungen zufolge sind ca. 3,7 Millionen Menschen von dieser Problematik betroffen. Darunter befinden sich ca. 1,1 Millionen Kinder. 1)

Ganze Familien schuften in den Ziegelmanufakturen für Hungerlöhne und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Meistens leben die Familien auf dem Gelände der Ziegelfabriken in Lehmhütten. Toiletten oder Duschen gibt es dabei keine, daher müssen sie sich in den schmutzigen Tümpeln, welche auch für die Ziegelherstellung verwendet werden, waschen. Diese Umstände und die harte Arbeit in den Ziegelmanufakturen belastet die Gesundheit der Ofenarbeiterinnen und -arbeiter sowie die der dort arbeitenden Kinder stark. Viele leiden an Asthma und Sehstörungen. Um Arztkosten, Medikamente und andere lebenswichtigen Sachen bezahlen zu können, nehmen die Arbeiter in den Ziegelmanufakturen Kredite bei den Fabrikbesitzern auf und rutschen so in die Schuldknechtschaft. Wofür viele Fabrikbesitzer mit den niedrigen Löhnen, Lohnabzügen und hohen Zinsen sorgen. Die Schuldknechtschaft gilt für die gesamte Familie und ist generationenübergreifend, denn oftmals sind die Kredite so groß, dass die ganze Familie verpflichtet ist in Schuldenknechtschaft zu gehen. Stirbt ein Schuldner oder eine Schuldnerin, ist es schließlich die Aufgabe der Kinder die Schulden abzubezahlen. Die Ofenarbeiterinnen und -arbeiter müssen so lange für den Fabrikbesitzer arbeiten, bis die Schulden abgezahlt sind. Bei Krankheitsausfällen oder sonstigen Vorkommnissen erhöht sich der geschuldete Betrag. Die Fabrikbesitzer haben die Familien in der Hand und ein Entkommen erscheint unmöglich. 2) 3) 4)  5)

In Pakistan ist die Schulknechtschaft offiziell seit 1992 verboten, doch an dieses Gesetz halten sich die wenigsten und auch die Regierung sieht oft weg und setzt das erlassene Gesetz nicht durch. Doch Organisationen wie die Insan Dost Association setzen sich für die Ofenarbeiterinnen und -arbeiter ein. Dafür hat die von Studenten gegründete Organisation den Internationalen Bremer Friedenspreis 2013 erhalten. Oftmals wird die Schuldenknechtschaft allerdings nicht als Form von Sklaverei angesehen. Besonders viele Fabrikbesitzer sehen ihre Schuld und Anteilnahme an dem Leid der Kinder und deren verschuldeten Familien nicht ein. Dies zeigt besonders ein Fall von dem die Insan Dost Association berichtet: Als beispielsweise die 16-jährige Nasreen von dem Fabrikbesitzer und seinem Bruder vergewaltigt wurde, weigerte sich die Polizei den Fall anzuhören und erst als die Insan Dost Association eine öffentliche Kundgebung organisierte, kamen die Verantwortlichen vor Gericht und wurden verurteilt. 3) 1)

Durch diese Schuldknechtschaft werden den Kindern ihre grundlegenden Rechte auf schulische Bildung und später das Recht auf freie Berufswahl geraubt. Die traurige Wahrheit der Schuldknechtschaft wird auch in anderen Berichen Pakistans ausgeführt. Zum Beispiel in der Landwirtschaft oder in Teppichwebereien. Und nicht nur in Pakistan existiert die Schuldknechtschaft. Schätzungen zufolge leiden auf der Welt insgesamt 8 Millionen Menschen unter Schuldknechtschaft. Verbreitet ist die Schuldknechtschaft besonders in asiatischen Ländern wie Indien und Pakistan, aber auch in Afrika und Lateinamerika. Unter den menschenunwürdigen Umständen können die Kinder nicht spielen und ihre Kindheit genießen. Stattdessen müssen sie Tätigkeiten ausführen, unter welchen selbst Erwachsene zu leiden haben. Während die Regierung wegsieht, helfen Organisationen, wie Caritas und die Insan Dost Association, Menschen aus dieser Art der Sklaverei und Schuldenfalle zu befreien. 1) 4) 5) 6) 7)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Aurora humanitarian initiative: Freunde der Menschlichkeit; Stand 11.11.22
  2. Christian solidarity international: Sklaven in den Ziegelfabriken; Artikel vom 17.3.22
  3. Woek: Sklaverei und Zwangsarbeit im 21.Jahrhundert; Stand 11.11.22
  4. missio: Raus aus den Ziegelleien; Stand 11.11.22
  5. stern: Versklavt für die Schulden der Vorfahren; Artikel vom 5.5.15
  6. Südwind Institut für Ökonomie und Ökomene: Schuldknechtchaft nicht nur in Asien oder Afrika eine bittere Realität; Stand 15.11.22
  7. Das ist Kindersache: Moderne Sklaverei; Artikel vom 8.2.10



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