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Kolumbien: Wie Drogenkriege Kinderleben kosten

Kindersoldaten KolumbienJunge Mädchen und Jungen werden durch  Armut, dysfunktionale Familien sowie der fehlenden sozialen Infrastruktur in die Arme der Drogenbanden getrieben. |  Bild: n.v. © Noamfein [Royalty Free]  - dreamstime.deKindersoldaten Kolumbien

Junge Mädchen und Jungen werden durch Armut, dysfunktionale Familien sowie der fehlenden sozialen Infrastruktur in die Arme der Drogenbanden getrieben. | Bild: n.v. © Noamfein [Royalty Free] - dreamstime.de

Kolumbien leidet seit Jahren unter bewaffneten Konflikten und Drogenkriminalität. Die bewaffneten Drogenbanden kämpfen um Kokaplantagen sowie um Schmuggelrouten für Waffen und Drogen. Minderjährige Kinder werden von den Drogenbanden zwangsrekrutiert und geraten so zwischen die Fronten des Konflikts der Drogengangs und der Regierung. Nicht selten verlieren die Kinder dabei ihr Leben.

Angaben der Organisation Nasa-Indigenen (ACIN) zufolge, wurden seit dem Jahr 2019 allein im Norte del Cauca, das im Südwesten Kolumbiens liegt, 270 Kinder und Jugendliche zwangsrekrutiert. Darunter waren die jüngsten erst zwölf oder dreizehn Jahre alt. 2020 hatte die Corona-Pandemie die Lage verschlimmert. Dadurch dass der Unterricht während der Corona Pandemie ausfiel, waren die Kinder, welche oftmals aus armen Verhältnissen oder dysfunktionalen Familien stammten, auf sich alleine gestellt und auch die Mahlzeiten in der Schule fielen weg. So hatten die Drogenkatelle ein leichtes Spiel. Sie lockten die Kinder mit Gemeinschaftsgefühl, Spielzeugen und Geld. Aber auch die Perspektivlosigkeit drängt die Kinder in die Fänge der Drogenbanden und oftmals wissen die Minderjährigen, die von ihrem Zuhause aufgrund von häuslicher Gewalt fliehen, garnicht wohin sie sollen und schließen sich den Drogenbanden an. Dort werden die Kinder als Spitzel, Schmuggler und Dealer sowie als Handlanger bei Entführungen eingesetzt. Die Zahl der Zwangsrekrutierungen von Kindern und Jugendlichen verdoppelte sich deshalb in der Corona Zeit. 1) 2) 3) 4) 5)

Und das trotz des Friedensabkommens, welches 2016 vom kolumbischen Staat und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) unterzeichnet wurde. Die FARC ist eine Gruppe, die gegen die große Ungerechtigkeit und Ungleichheit zwischen den Menschen in Kolumbien kämpfen will. Um ihr Ziel durchzusetzen, wendet sie Gewalt an. Das Geld, das sie benötigt, erhält sie durch Entführungen von Menschen und dem daraus entstehenden erpressten Lösegeld. Außerdem war sie am Drogenhandel beteiligt. Die FARC wird auch im Volksmund Guerilla genannt und geht mit Waffengewalt gegen das kolumbische Militär vor. Die Bewegung ist aus der Revoulution der Bauern in den 1960er entstanden. Diese hatte sich gegen die ungleiche Verteilung von Landbesitz, Landraub, sowie den Übergriffen des kolumbianischen Militärs gewehrt. 1966 entstand aus dieser Bewegung schließlich die FARC. Nun haben sich aber neue Gruppen gebildet, welche sich nicht an das vereinbarte Friedensabkommen halten. Diese haben die ehemaligen Gebiete der FARC übernommen. Das erschwert besonders die Lage der Bewohner, denn zuvor waren sie im Austausch mit der FARC gewesen, die so etwas wie eine Struktur geschaffen hatte. Nun wissen die Bewohner aber garnicht mehr, an wen sie sich wenden sollen. Zudem wurde die Situation um einiges komplizierter, da sich nun auch die Drogenbanden untereinander bekämpfen und nicht nur der Staat und eine Drogenbande. Aufgrund dessen hat Kolumbien eine Sicherheitspolitik eingeführt, in der nicht mehr der Schutz der Zivilbevölkerung im Vordergrund steht, sondern das Bekämpfen der Anführer von kriminellen Drogenbanden. Schlagzeilen über Hinrichtungen von jungen Bürgern, die beschuldigt wurden Mitglieder von Drogengangs zu sein, empörten die Gesellschaft Kolumbiens. 1) 2) 3) 6)

Und nicht nur das: Zwischen 2018 und 2022 führte die kolumbianische Regierung unregelmäßige Militäroperationen gegen bewaffnete Drogenbanden durch. Dies wurde von der Zivilgeselschaft stark kritisiert, vor allem da die Operationen auch gegen Banden durchgeführt wurden, die bekanntlich viele Kinder und Jugendliche rekrutieren. Besonders ein Bombenanschlag führte zu großer kritik an der Regierung. 2019 warf das kolumbianische Militär Bomben auf die Stadt San Vicente del Caguán. Dabei kam bei der forensischen Untersuchung heraus, dass 8 bis 14 der Opfer Kinder waren. Nachdem die Regierung zunächst abgestritten hatte gewusst zu haben, dass sich dort Kinder befanden, erklärte der Leiter des Verteidigungsministeriums Diego Molano, dass rekrutierte Kinder „keine Opfer mehr sind, wenn sie Verbrechen begehen“ und bezeichnete sie anschließend als „Kriegsmaschinen“. 7)

Rosa Padro gehört zu der Organisation Nasa-Indigenen (ACIN) und gibt Kurse an Schulen, um über die Gefahren und die Zusammenhänge, welche hinter den Zwangsrekrutierungen stecken, aufzuklären. Dabei versucht sie auch auf Merkmale der Kinder zu achten, die Hinweise auf mögliche Zwangsrekrutierungen geben. Aber auch nach der Rekrutierung wird den Kindern geholfen. Die Salesianer Don Boscos Organisation hat ein Schutzprogramm für Kindersoldaten erschaffen, welches den Kindern und Jugendlichen ein Weg zurück in ein normales Leben ermöglichen soll. Dort wird den ehemaligen Kindersoldaten auch geholfen, mit ihren Traumata von Kämpfen und der sexuellen Gewalt, welche viele der Mädchen erlitten haben, umzugehen. 7) 5)

Die Drogenbanden sowie die Regierung sind für das Leid der unschuldigen Kinder verantwortlich. Probleme Kolumbiens wie Armut und fehlende soziale Infrastruktur auf dem Land müssen endlich bekämpft werden, um den Kindern ein sicheres und glückliches Heranwachsen zu ermöglichen und zu verhindern, dass die Drogenbanden einen so großen Einfluss erlangen. Aktuell geht die Gewalt im Land zurück, allerdings wird Kolumbien vor ein neues Problem gestellt. Denn es häufen sich Morde an Menschen, die sich aktiv gegen den Kokaanbau sowie Drogenhandel und für Menschenrechte einsetzen. Im Juni 2022 übernahm erstmals in der Geschichte Kolumbiens ein linker Politiker das Präsidentenamt. Die Bürger und Bürgerinnen Kolumbiens setzten viel Hoffnung in den neuen Präsidenten und Ex-Rebell Gustavo Petro. Dieser hat verkündet, dass er vom Drogenkrieg wegmöchte und sich für den Frieden einsetzen wird. Die internationale Gemeinschaft hat er zur Untersützung aufgefordert und den Drogenkrieg unter Führung der USA für gescheitert erklärt. Wie es in Kolumbien weitergeht, wird die Zukunft zeigen. 8) 9) 10)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Humanium: Kinder als Bombenopfer des kolumbianischen Staates; Artikel vom 1.11.22
  2. Frieden Fragen: Was ist FARC?; Stand 21.11.22
  3. Tagesschau: Zwangsrekrutiert für den Drogenkrieg; Artikel vom 4.6.22
  4. Blickpunkt Lateinamerika: Kindersoldaten in Kolumbien – Wie die Guerilla die Pandemie zur Zwangsrekrutierung nutzt; Artikel vom 16.7.20
  5. Don Bosco Straßenkinder: Kindersoldaten in Kolumbien; Stand 21.11.22
  6. Bundeszentrale für politische Bildung: Kolumbien; Artikel vom 13.10.20
  7. Humanium: Kinder als Bombenopfer des kolumbianischen Staates; Artikel vom 1.11.22
  8. Blickpunkt Lateinamerika: Kindersoldaten in Kolumbien – Wie die Guerilla die Pandemie zur Zwangsrekrutierung nutzt; Artikel vom 16.7.20
  9. Auswärtiges Amt: Kolumbien: Politisches Porträt; Artikel vom 14.10.22
  10. Neue Zürcher Zeitung: Kolumbiens Präsident will neue Wege gehen bei der Bekämpfung des weltweiten Drogenproblems; Artikel vom 12.8.22



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