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Kinder Influencer – ausgebeutet durch die Eltern

Kinderinfluencerin auf CouchDie Arbeit als Influencer kann für Kinder eine enorme Belastung darstellen und auch gefährlich sein.  |  Bild: Porträt eines happy beauty bloggers zu hause © Antoniodiaz [Royalty Free]  - dreamstime.comKinderinfluencerin auf Couch

Die Arbeit als Influencer kann für Kinder eine enorme Belastung darstellen und auch gefährlich sein. | Bild: Porträt eines happy beauty bloggers zu hause © Antoniodiaz [Royalty Free] - dreamstime.com

Influencer haben in den sozialen Medien wie Instagram eine sehr hohe Reichweite. Oft verfolgen mehrere Tausend Follower ihr Leben. Sie teilen ihren Alltag und verdienen je nach Erfolg viel Geld mit Sponsoring und Werbung. In den letzten Jahren wurden zudem auch Kinder als Influencer, sogenannte Kidfluencer, immer beliebter. Kinder zuhause vor der Kamera sind keine Seltenheit mehr. Für viele ist Influencer der absolute Traumjob. So gaben bei einer Umfrage von Bitkom Research 56 Prozent der Jugendlichen ab 14 Jahren an, dass sie Influencer für einen richtigen Beruf halten, 35 Prozent könnten sich sogar vorstellen, den Beruf selbst auszuüben. Im Erfolgsfall kann sich das durchaus auch lohnen. Erfolgreiche Influencer verdienen teilweise mehrere Millionen Euro jährlich. 2018 war der bestbezahlte YouTube Creator ein Kidfluencer. Mit gerade einmal acht Jahren verdiente Ryan Kaji jährlich über 26 Millionen Dollar. Warum die aktuelle Entwicklung dennoch problematisch ist, soll dieser Artikel zeigen. 1) 2)

Gegen eine Laufbahn als Influencer spricht selbstverständlich nichts, doch teilweise wird das Leben der Kinder von der Geburt an in den sozialen Medien dargestellt. Das kann schwerwiegende Folgen für die Kidfluencer haben.

Denn so einfach der Beruf auch erscheint, steckt viel Arbeit und Zeit dahinter. Die Kinder vor der Kamera stehen oft unter dem hohen Erwartungsdruck ihrer Eltern. Alles soll perfekt sein. Zudem drängt die Zeit, denn Dienste wie YouTube empfehlen Kanäle verstärkt, wenn diese regelmäßig neue Videos veröffentlichen. Doch der Aufwand lohnt sich für einige Familien, denn oft werben die Kinder für Produkte, beispielsweise von Spielzeugherstellern, und werden dafür auch entlohnt. Wie bei volljährigen Influencern spielen Produktplatzierungen eine wichtige Rolle. In einigen Fällen sind die Kinder die Hauptverdiener der Familie. Die Eltern fungieren dann meist als die Manager und versuchen unter anderem auch noch mehr Unternehmen zu einer Werbepartnerschaft zu bewegen. Die Verwaltung der Accounts müssen die Eltern aber in fast jedem Fall übernehmen, da das Mindestalter, beispielsweise bei Instagram, wie auch bei den meisten Diensten, bei 13 Jahren liegt. 3) 2)

Wie lange die Kidfluencer in Deutschland arbeiten dürfen, ist gesetzlich vorgeschrieben. Im Alter zwischen drei und sechs Jahren dürfen die Kinder täglich in der Zeit von 8 bis 17 Uhr maximal zwei Stunden arbeiten. Ab sechs Jahren täglich bis zu drei Stunden von 8 bis 22 Uhr. Geregelt sind die Arbeitszeiten nach §6 des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Voraussetzung ist immer die Zustimmung der Eltern, vor allem aber ein ärztliches Attest, welches bescheinigt, dass das Kind körperlich und seelisch für die Arbeit geeignet ist. Sollte das Kind bereits zur Schule gehen, muss des Weiteren auch sichergestellt sein, dass die schulischen Leistungen nicht beeinträchtigt werden. Ob diese Vorgaben auch umgesetzt werden, ist vor allem in Bezug auf die Arbeitszeiten natürlich schwer zu kontrollieren. 4) 5)

Außerdem wird in die Privatsphäre des Kindes eingegriffen, besonders bei Kleinkindern, die von ihren Eltern online praktisch zur Schau gestellt werden. Darunter leiden viele der Kinder. So werden Rückzugsorte wie das Kinderzimmer zu Bereichen, in die Millionen von Menschen Einblick haben. Nicht nur das kann zum Problem werden, denn durch die öffentliche Darstellung des Familienlebens ergibt sich auch die Gefahr, dass die Familie ausgespäht werden könnte. Pädophile können so die Gewohnheiten der Familien herausfinden, also in welche Cafés sie gerne gehen oder zu welchen Zeiten sie den Spielplatz besuchen. Auch welche Schule die Kinder besuchen, kann in manchen Fällen anhand der Beiträge online herausgefunden werden. Durch unachtsame Posts können die Eltern ihre Kinder so also auch noch in akute Gefahr begeben. 5) 6)

Es gibt jedoch noch eine weitere, aber nicht weniger schlimme Gefahr für Kidfluencer. Denn Pädophile laden eigentlich harmlose Bilder, unter anderem auch die der Kidfluencer, beispielsweise von Instagram herunter, um sie dann in Foren in sexuellen Kontext zu veröffentlichen. So zeigte eine großangelegte Recherche von „STRG F“, dass auf Seiten mit kinderpornographischen Material im Darknet auch mehrere hunderttausend Alltagsfotos von Minderjährigen geteilt werden.

Dieser Missbrauch der Bilder geschieht meist unbemerkt, da die Fotos und Videos öffentlich zugänglich auf Instagram und Co zu finden sind. Sie können also einfach kopiert und auf anderen Seiten wieder hochgeladen werden. Die Betroffenen haben deshalb auch oft keine Kenntnis über die Veröffentlichungen und können daher selten rechtlich dagegen vorgehen. Außerdem zählen diese Aufnahmen nicht als kinderpornographisches Material. Somit sind die Täter in begrenztem Maße auf der sicheren Seite. Zwar verstoßen diese Handlungen in der Regel gegen die Rechte, welche die Kinder an den Bildern haben, zu einer Anzeige kommt es jedoch selten. Der Grund dafür ist, dass Behörden Ermittlungen nur in Folge einer Anzeige wegen Verletzung des Rechts am eigenen Bild einleiten können, was selten vorkommt. Ein weiterer Vorteil dieser Bilder für Pädophile im Internet ist außerdem, dass sie sich im Gegensatz zu herkömmlicher Kinderpornographie auch beim Aufrufen der Inhalte nicht strafbar machen, da es sich ja nicht um Kinderpornographie handelt. Aus diesem Grund müssen die Bilder auch nicht mehr auf versteckten Webseiten im Darknet hochgeladen werden, sondern können wie jedes andere Bild frei zugänglich ins Netz gestellt werden. Besonders viele Bilder dieser Kategorie werden auf einer öffentlichen russischen Bilderplattform geteilt. Dort kann jeder die Bilder aufrufen und kommentieren. Zwischen Aufnahmen von Landschaften und Städten tummeln sich dort Pädophile auf der Suche nach Kinderfotos. Strafbar machen sich manche nur durch das Hinterlassen von Kommentaren, in denen Sie ihre Kindesmissbrauchsphantasien teilen. Die Behörden, die für Ermittlungen zuständig wären, können dem nicht nachgehen, da sie mit der Ermittlung schwerer Fälle beschäftigt seien. So bleiben die Verfasser der Kommentare unbestraft, darunter auch potenzielle Straftäter, die ihre Fantasien in die echte Welt bringen könnten. 7) 6) 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Medienbewusst.de: Der neue Karrierewunsch der Kids: Influencer!; Stand Novemeber 2022
  2. Stern: Dieser Achtjährige ist der bestbezahlte Youtube-Star der Welt; 19.12.2019
  3. Instagram: Wir machen Instagram sicherer für die jüngsten Mitglieder unserer Community; 17.03.2021
  4. Bundesministerium der Justiz: JArbSchG §6; Stand November 2022
  5. SCHAU HIN: Kinder-InfluencerInnen: Social-Media-Erfolg aus dem Kinderzimmer; Stand November 2022
  6. Dr. Datenschutz: Kinder-Influencer: Kamera an, Datenschutz aus; 23.07.2022
  7. STRG_F: Exklusive Datenrecherche: Wie Pädosexuelle Bilder klauen; 27.04.2021



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