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Kinderarbeit bei Hyundai Zulieferer

Hyundai FabrikhalleIn einer großen Fabrikhalle wie dieser arbeiteten Kinder in der Fertigung von Bauteilen für Hyundai. |  Bild: Hyundai-Fabrik in Montgomery, Alabama © James Martin [Royalty Free]  - Dreamstime.comHyundai Fabrikhalle

In einer großen Fabrikhalle wie dieser arbeiteten Kinder in der Fertigung von Bauteilen für Hyundai. | Bild: Hyundai-Fabrik in Montgomery, Alabama © James Martin [Royalty Free] - Dreamstime.com

Hyundai ist einer der weltweit führenden Automobilhersteller. Das südkoreanische Unternehmen ist bekannt für zuverlässige Fahrzeuge zu erschwinglichen Preisen. Doch aktuell steht Hyundai in den USA in der Kritik, da in einem Werk in Alabama Fälle von Kinderarbeit ans Licht kamen.

In den Vereinigten Staaten besteht, wie in Deutschland, die Schulpflicht, in Alabama beispielsweise vom sechsten bis zum 17. Lebensjahr. Dennoch arbeiteten Kinder dort an der Produktion von Autos mit. Das Unternehmen „Smart Alabama LLC“ ist ein Tochterunternehmen der „Hyundai Motor Co“, welches ausschließlich Bauteile für Hyundai Fahrzeuge produziert. Bei der Gründung 2004 wurden nach Informationen des Unternehmens 279 Millionen US-Dollar in den Bau einer Anlage in Luverne, Alabama investiert. Dort werden seit dem Metallbauteile für verschiedene Hyundai Automodelle gefertigt. Doch inmitten des Betriebs auf fast acht Hektar Fläche arbeiteten auch Kinder, teilweise an gefährlichen Maschinen. Sie müssen dort arbeiten, da ihre Familien ihren Lebensunterhalt ohne die finanzielle Unterstützung des Nachwuchses nicht bestreiten könnten. Deshalb vernachlässigen viele ihre Schulbildung oder gehen in vielen Fällen gar nicht mehr zur Schule. 1)2)3)

Aufgedeckt wurde die Kinderarbeit im Werk durch Reuters, nach dem zeitweiligen Verschwinden eines guatemaltekischen Migrantenkindes. Das Mädchen, welches glücklicherweise wieder unbeschadet auftauchte, arbeitete mit ihren Brüdern im Werk in Alabama. Sie war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal 14 Jahre alt und ging wie ihre zwölf und 15jährigen Brüder nicht zur Schule. Stattdessen arbeiteten sie Vollzeit in den Werkshallen, wie die zuständige Polizei des Nachbarortes Enterprise mitteilte. Die Ermittlungen laufen aktuell noch. Die Generalanwaltschaft lehnt eine Stellungnahme bis heute jedoch ab. Die Geschwister konnten sich im Zuge dessen für den Schulbesuch einschreiben. Sie gehörten zu einer großen Gruppe Minderjähriger, die dort Arbeit fanden. 3)

Bereits in den Vorjahren gab es im Werk von SMART Alabama Unregelmäßigkeiten sowie Beanstandungen zur Arbeits- und Gesundheitssicherheit. Seit dem Jahr 2013 wurde SMART von der „Occupational Safety and Health Administration“ (OSHA) mit Strafen in Höhe von insgesamt 48.515 US-Dollar belegt. Die Inspektionen der OSHA stellten unter anderem Quetsch- und Amputationsgefahr durch Maschinen fest, die mutmaßlich auch von Kindern bedient wurden. Warum die Behörde bei den Kontrollen nicht bereits auf die Kinder aufmerksam wurde, ist unklar. 3)

Vermittelt wurden die Kinder durch eine Zeitarbeitsagentur, welche jedoch nicht namentlich genannt wurde. Mithilfe dieser Tatsache versucht sich SMART Alabama aus der Verantwortung zu ziehen. Man habe sich auf die Agentur verlassen, so die Stellungnahme des Unternehmens. Es wurden laut Aussage des Betriebes nie wissentlich Kinder in der Fertigung beschäftigt. 3)

Wie viele Minderjährige in der Vergangenheit dort arbeiteten, ist unklar. Mitarbeiter berichten jedoch, dass es je Schicht circa 50, eigentlich schulpflichtige Kinder und Jugendliche waren. Eine ehemalige Mitarbeiterin gab zudem an, dass das Werk einen häufigen Wechsel an Mitarbeitern hat. Sie erinnere sich zudem an eine junge Migrantin, welche aussah als wäre sie gerade einmal elf oder zwölf Jahre alt gewesen. Das Unternehmen habe auch ständigen Personalmangel gehabt, weshalb die Arbeit der Kinder benötigt wurde. Wie viele Kinder dort tatsächlich Angestellt waren, wird vermutlich nie festgestellt werden. Sicher ist jedoch, dass es bis vor kurzem dort noch Kinderarbeit in größerem Umfang gab, wie auch weitere Mitarbeiter anonym bestätigten. 3)

Hyundai hat kurz nach den Enthüllungen angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen zu beenden, sollten derartige Missstände erneut auftreten. Ob es noch weitere Fälle von Kinderarbeit in der Lieferkette von Hyundai gibt, ist unklar. Leider ist die Beschäftigung von schulpflichtigen Kindern in Vollzeit in den USA noch weit verbreitet, vor allem in der Landwirtschaft. Mit Erlaubnis der Eltern dürfen Kinder in den meisten Staaten bereits ab 12 Jahren legal auf Farmen arbeiten. Auf kleinen Farmen gibt es in den meisten Staaten überhaupt kein Mindestalter, dort bewirtschaften nicht selten schon Siebenjährige die Felder. Vor allem Migrantenkinder aus Südamerika, die alleine oder mit ihrer Familie auf der Suche nach einer besseren Zukunft in die Vereinigten Staaten umgezogen sind, müssen arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Oft wird bei verbotener Kinderarbeit einfach weggesehen, auch von staatlicher Seite. In einigen Fällen verstößt Kinderarbeit in den USA aber auch nicht gegen Gesetze, da die USA als einziges Land der UN die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen nicht unterzeichnet hat. Daher auch die Arbeit auf den Farmen. Durch die Ratifizierung dieser Konvention könnten derartige Fälle vermieden oder zumindest die Schuldigen bestraft werden. 3) 4) 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. HSLDA: Compulsory School Age in Alabama; 15.06.2020
  2. Smart Alabama LLC;Stand 2022
  3. Reuters: Exclusive: Hyundai subsidiary has used child labor at Alabama factory; 23.07.2022
  4. HRW: End Child Labor in US Agriculture; 03.05.2022
  5. Humanium: Kinderrechtskonvention: Die Vereinigten Staaten hinken hinterher; 08.12.2015



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