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Satellitenbilder entlarven Ausmaß von Kinderarbeit in illegalen Mica Minen Indiens

Hand mit Mica |  Bild: Es werden mehr als 150.000 Tonnen Mica jährlich aus Indien in die Welt exportiert. In den dortigen Minen arbeiten schätzungsweise 22.000 Kinder. © Fatbob [Royalty Free]  - Dreamstime.comHand mit Mica

| Bild: Es werden mehr als 150.000 Tonnen Mica jährlich aus Indien in die Welt exportiert. In den dortigen Minen arbeiten schätzungsweise 22.000 Kinder. © Fatbob [Royalty Free] - Dreamstime.com

Es ist in Lippenstiften und Lidschatten, in Batterien und Toastern, sowie in fast jedem elektronischen Gerät enthalten. Mica oder auch Glimmer genannt, ist aus Produkten des alltäglichen westlichen Lebens nicht mehr wegzudenken. Laut indischer Statistiken werden mehr als 150.000 Tonnen Mica jährlich aus Indien in die Welt exportiert – das entspricht etwa einem Viertel der globalen Nachfrage. Die illegalen Minen im indischen Bundesstaat Jharkhand liefern am meisten des begehrten Rohstoffs. 1)

Der Grund, wieso viele Minen in Indien illegal und somit unreguliert sind, ist der Forest Conservation Act aus dem Jahr 1980. Damals standen viele Wälder in der Nähe der Minen aufgrund von zahlreichen Bergbauaktivitäten kurz vor einer gänzlichen Abholzung, was Indiens Regierung mit dem Gesetzesbeschluss zu verhindern versuchte. Nach dem Beschluss wurden die Minen geschlossen und sich selbst überlassen. Seitdem bauen viele Familien mit Kindern, die in diesen mineralreichen Gegenden leben, dort auf eigene Faust illegal Mica ab, um es dann weiterzuverkaufen. 2)

Im Rahmen einer umfangreichen Recherche durch die Heinrich-Böll-Stiftung und der Zeit wurde nun mithilfe von Satellitendaten der Nasa eine hohe Konzentration an Oberflächenglimmer im indischen Jharkhand festgestellt. Die Untersuchung ergab außerdem, dass sich die Zahl der Minen, die offiziell stillgelegt sind, im Unterschied zu 2016 verdreifacht hat. Dazu kommt, dass mehr als zwei Drittel der 150.000 Tonnen Glimmer, die laut indischer Statistiken jährlich das Land verlassen, sich nicht in öffentlichen Produktionsstatistiken wiederfinden. Das heißt, dass die illegalen Minen nicht erfasst werden. Dort bauen nun unter anderem Kinder und Jugendliche den glitzernden Rohstoff ab, um sich mit ihren Familien den Lebensunterhalt zu verdienen. 3)

Eine traurige Folge der Covid-Pandemie ist auch hier zu spüren, da Schulen geschlossen wurden und Kinder ihren Eltern zum Mica-Abbau in die Minen gefolgt sind. Dort sind die Bedingungen jedoch alles andere als geeignet für Kinder. Die Schächte sind oft mangelhaft gesichert und so sind Unfälle mit tödlichem Ausgang keine Seltenheit. 4)

Zwar hat sich die Responsible Mica Initiative, eine Vereinigung von mehr als 75 Unternehmen weltweit, im Jahr 2017 zur Aufgabe gemacht, bis zum Jahr 2023 Kinderarbeit und fragwürdige Arbeitsbedingungen zu beseitigen, jedoch wurde dieses Vorhaben nun auf das Jahr 2030 vertagt. Teil dieser Initiative sind unter anderem Kosmetikhersteller wie L’Oreal, Shishedo und Sephora, Automobilhersteller Porsche, BMW und Daimler, sowie Chemie- und Pharmaunternehmen BASF und Merck und die Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes. 3)

Ein kleiner Lichtblick ist jedoch zu verzeichnen. Beim letzten Tag gegen Kinderarbeit in Indien machten sich Kinder und Jugendliche, die von Hilfsorganisationen aus Mica-Minen befreit wurden, öffentlich gegen Kinderarbeit in Indien stark. Diese Jugendsprecher engagieren sich in zahlreichen Projekten und helfen aktiv, Kinder aus prekären Arbeitsverhältnissen in Mica-Minen zu befreien und die Politik und Gesellschaft auf die prekären Verhältnisse aufmerksam zu machen. 5)

  1. Zeit Online: Glimmerland; 06.06.2022
  2. Terre des Hommes: Exploitation of Children in Mica Mining in India; Juni 2022
  3. Heinrich-Böll-Stiftung: Glimmerland – Weiterhin Kinderarbeit in illegalen Minen für das Mineral „Mica“; 06.05.2022
  4. International Labour Organization: Getting Children Out of Labour and Back to Learning; 30.05.2022
  5. Financial Express: Youth Leaders Raise Voice Against Forced Labour and Exploitation; 12.06.2022



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