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Kinder fertigen Kleidung in den Textilfabriken Bangladeschs – auch für europäische Unternehmen

Junge in einer TextilfabrikDie ILO geht davon aus, dass bis zu 30 Millionen Kinder in Indien arbeiten müssen |  Bild: Young Worker © Paulprescott [Royalty Free]  - Dreamstime.comJunge in einer Textilfabrik

Die ILO geht davon aus, dass bis zu 30 Millionen Kinder in Indien arbeiten müssen | Bild: Young Worker © Paulprescott [Royalty Free] - Dreamstime.com

Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Der Konsum ist in diesem Bereich oft maßlos. Das ist nur möglich, weil Textilien zum Teil sehr billig verkauft werden. Ketten wie H&M oder Primark machen den massenhaften Kauf von Kleidung möglich. Allerdings hat dieses Angebot seinen Preis. Weltweit sind an der Fertigung von Textilien Kinder beteiligt. 1) 2)

In Bangladesch ist Kinderarbeit in der Textilindustrie besonders weit verbreitet. Die dortigen Fabriken sind meistens unsicher und instabil, die Arbeitsbedingungen werden kaum kontrolliert. Kinderarbeit unter vierzehn Jahren ist verboten. Allerdings sind die Strafen so mild, dass sich kaum ein Fabrikbesitzer davon abhalten lässt, Kinder zu beschäftigen. Ein weiteres Problem ist, dass Kinder in Bangladesch nur bis zum Alter von zehn Jahren schulpflichtig sind. Viele arme Familien können es sich schlicht nicht leisten, ihre Kinder länger zur Schule zu schicken. Stattdessen gehen viele von ihnen arbeiten, um zum Familieneinkommen beizutragen.  3)

Die Arbeit in den Textilfabriken ist hart und gefährlich. Viele Kinder arbeiten bis zu zwölf Stunden täglich. Sie schneiden unter anderem Stoffe zurecht und nähen Kleidungsstücke zusammen. Außerdem verzieren sie die fertigen Produkte mit Stickereien, Pailletten und anderen Details. Wenn ihnen der Umgang mit Werkzeugen und Nähmaschinen nicht richtig beigebracht wurde, können sie sich dabei leicht verletzen. Schnitt- und Stichwunden sind bei der Arbeit mit Messern, Nadeln und Maschinen keine Seltenheit. Beim Färben von Stoffen werden außerdem giftige Dämpfe freigesetzt. Wenn Kinder diese einatmen, kann es zu Lungenerkrankungen und Atemproblemen kommen. Zudem sind die Fabriken meist eng, dunkel und schlecht belüftet. Dadurch leiden viele Betroffene an Haltungsschäden, Sehproblemen, Hautkrankheiten und ständigen Kopfschmerzen. Außerdem sind vor allem Mädchen häufig Missbrauch und sexueller Belästigung ausgesetzt. 3) 4) 5) 6)

Zudem sind die teilweise baufälligen Fabriken in Bangladesch für die Beschäftigten sehr gefährlich. Aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen gab es schon mehrere schwere Unglücke. So starben 2012 bei einem Brand über hundert Menschen, 2013 kostete der Einsturz eines Fabrikgebäudes über tausend Menschen das Leben. Seither gab es zwar Versuche, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, allerdings führte das nicht zu weitreichenden Veränderungen. 5) 6)

Kinderarbeit in der Textilindustrie gibt es nicht nur in Bangladesch. Auch in vielen anderen Ländern Asiens und Afrikas arbeiten Kinder in diesem Sektor. Dazu gehören unter anderem Indien, Nepal, China, Kambodscha, Myanmar, Swasiland, Äthiopien und die Türkei. Auch viele westliche Unternehmen lassen in diesen Ländern produzieren oder kaufen Ware von dort ansässigen Zulieferern. Zwar positionieren sich die meisten dieser Unternehmen in ihren Verhaltenskodizes gegen Kinderarbeit, allerdings werden die entsprechenden Richtlinien oft nicht effektiv umgesetzt. Zudem beruft sich z.B. H&M darauf, dass das Mindestalter für Arbeit in den Produktionsländern eingehalten werde. Zwar dürfen Kinder beispielsweise in Myanmar ab 14 Jahren arbeiten, allerdings nicht Vollzeit. Dennoch wurde bei Recherchen entdeckt, dass Minderährige zum Teil über zwölf Stunden täglich in den Fabriken von Zulieferern des Unternehmens arbeiten. Die Verantwortung dafür wird bei den Zulieferern gesehen. In solchen Fällen sollten Unternehmen allerdings die Durchsetzung ihrer Regeln sicherstellen, anstatt die Verantwortung für die Produktionsbedingungen zu verlagern. 7) 1) 8)

Um Kinderarbeit in der Textilindustrie zu bekämpfen, müssten Unternehmen also ihre Lieferketten vollständig überwachen. Das 2021 beschlossene Lieferkettengesetz ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Außerdem ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Produktionsstätten unabhängig kontrollieren lassen, um Kinderarbeit auszuschließen. 4) 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spiegel: Studie wirft H&M Kinderarbeit vor; 06.02.2017
  2. Welt: „Bei Mode schaltet der Verstand aus“; 30.10.2019
  3. Stern: Wenn Kinder für unseren billigen Wohlstand schuften müssen; 07.12.2016
  4. Spiegel: Studie wirft H&M Kinderarbeit vor; 06.02.2017
  5. Das Erste: Bangladesch: 111 Tote bei Brand in Textilfabrik; 25.11.2012
  6. Lost Children: Kinderarbeit in der Textilindustrie; 25.07.2022
  7. U.S. Department of Labor: List of Goods Produced by Child Labor or Forced Labor; 23.06.2021
  8. Focus: Myanmar sagt der Kinderarbeit den Kampf an; 08.06.2018



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