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40 000 Kinder quälen sich in kongolesischen Kobaltminen

Kobalt steckt in vielen Produkten, unter anderem in Elektroautos, Smartphones und Computern.  |  Bild: Charging modern electric car © Bunlue Nantaprom [Royalty Free]  - Dreamstime.com

Kobalt steckt in vielen Produkten, unter anderem in Elektroautos, Smartphones und Computern. | Bild: Charging modern electric car © Bunlue Nantaprom [Royalty Free] - Dreamstime.com

Richard (11) und Dorsen (8) arbeiten in einer kongolesischen Kobaltmine. Jeden Tag graben sie nach dem begehrten Metall. Anschließend füllen sie das Kobalt in Säcke und transportieren es ab. Die harte körperliche Arbeit belastet die Kinder sehr. „Wenn ich hier arbeite, leide ich. Meine Mutter ist schon gestorben, ich muss den ganzen Tag lang arbeiten und mir tut der Kopf weh“, sagt Dorsen über die Arbeitsbedingungen. Außerdem haben die Kinder Angst vor ihren Vorgesetzten. Wenn sie Fehler machen oder nicht schnell genug arbeiten, werden sie geschlagen. Richard und Dorsen wünschen sich, die Minen verlassen zu können. Aber sie haben keine Wahl. „Jeden Morgen, wenn ich aufwache, fühle ich mich schrecklich, weil ich weiß, dass ich wieder hierher zurückkommen muss. Alles tut weh“, sagt Richard. 1)

In der Demokratischen Republik Kongo ist das Schicksal von Richard und Dorsen kein Einzelfall. UNICEF schätzt, dass ungefähr 40 000 Kinder in kongolesischen Kobaltminen arbeiten. Die jüngsten von ihnen sind gerade einmal vier Jahre alt. Besonders betroffen ist die rohstoffreiche Region Katanga im Süden des Landes. Der Großteil des Kobalts wird dort industriell abgebaut. Dabei gibt es internationale Standards, die auch kontrolliert werden. Problematisch ist hingegen der artisanale Bergbau, der rund 20 Prozent der Förderung ausmacht. Dabei wird das Metall in kleinen, privaten und zum Teil illegalen Minen von Hand abgebaut. Vor allem dort ist Kinderarbeit weit verbreitet. 2) 3) 1)

Die Bedingungen in den Kobaltminen sind unmenschlich. Bis zu dreißig Meter tiefe Stollen durchziehen die Erde. Darin graben Kinder nach kobalthaltigen Erzen. In den Schächten gibt es meist keine Sicherheitsvorkehrungen. Die Gänge sind eng, dunkel und instabil. Regelmäßig kommt es zu Unfällen und Einstürzen, bei denen Kinder schwer verletzt oder getötet werden. Nachdem das Erz an die Oberfläche transportiert wurde, wird es von Kindern sortiert und gewaschen. Auf diese Weise soll das Kobalt isoliert werden. Zuletzt wird das Metall in Säcke gefüllt und zum Verkauf in die nächsten Orte transportiert. Dabei müssen Kinder schwerste Lasten tragen, denn das Kobalt wird meistens in Säcken zu je 25 Kilogramm verkauft. Viele der Betroffenen arbeiten täglich bis zu zwölf Stunden. Trotzdem verdienen sie weniger als zehn Cent pro Tag. 4) 5) 6)

Bei allen Arbeitsschritten droht Gefahr durch den permanenten Kontakt mit Kobalt. Zwar ist das Metall in kleinen Mengen ungefährlich, in höheren Mengen allerdings toxisch für Menschen. Die arbeitenden Kinder atmen die verpestete Luft in den Stollen und der Umgebung ein, trinken verseuchtes Wasser und bearbeiten Kobalt mit bloßen Händen. Sie nehmen so täglich große Mengen des Metalls auf. In vielen Fällen hat dieser Umstand Nierenschäden, Hautirritationen und Herzprobleme zur Folge. Auch Übelkeit, Sehprobleme, Schäden an der Schilddrüse und dauerhafte Kopfschmerzen sind Konsequenzen einer zu hohen Dosis Kobalt. Im schlimmsten Fall können Betroffene an Krebs erkranken oder an den Folgen der Kobaltvergiftung sterben. 4) 5) 1) 7)

Der weitweite Bedarf an Kobalt ist sehr hoch. Das Metall wird unter anderem für Batterien, elektronische Geräte, Datenträger oder Elektroautos benötigt. Auch in der Medizin findet Kobalt als Spurenelement Verwendung. Mehr als die Hälfte der weltweiten Kobaltvorkommen liegen in der Demokratischen Republik Kongo, wo auch weltweit das meiste Kobalt gefördert wird. Das Metall aus dem Kongo wird überwiegend nach China exportiert. Deutsche und europäische Unternehmen beziehen wiederum einen Großteil ihrer Werkstoffe und Materialien aus China. Folglich ist auch in den Produkten europäischer Hersteller nicht auszuschließen, dass sie Kobalt enthalten, das mithilfe von Kinderarbeit gefördert wurde. Die entsprechenden Lieferketten sind oft sehr undurchsichtig. Das macht es für Verbraucher schwer, sich über die Inhaltsstoffe von Waren zu informieren. 5) 2) 1) 8)

Für Verbraucher und Unternehmen gibt es mehrere Möglichkeiten, Kinderarbeit bei der Kobaltförderung zu bekämpfen. Zum einen sollte man elektronische Geräte und andere kobalthaltige Produkte lange nutzen und wenn möglich recyceln, um die weltweite Fördermenge des Metalls zu verringern. Dann müssten weniger Kinder in Minen arbeiten. Zudem können Verbraucher sich nach Möglichkeit darüber informieren, ob Produkte Kobalt enthalten und woher das verwendetet Metall stammt. Außerdem ist vielen Unternehmen durchaus bewusst, dass Kobalt ein problematisches Material ist. So gibt es bei der Entwicklung von Batterien für Elektroautos bereits Bestrebungen, sie kobaltfrei zu gestalten. Entsprechende Entwürfe sehen etwa einen Natrium-Ionen-Akku vor, der ohne die problematischen Rohstoffe Kobalt, Lithium und Kupfer auskommt. Es ist allerdings schwierig, von heute auf morgen vollständig auf Kobalt aus dem Kongo zu verzichten, da die Förderung für die lokale Bevölkerung die Lebensgrundlage bildet. Wenn Unternehmen das Metall verwenden, sollten sie daher ihre Lieferketten umfassend überwachen, um die Ausbeutung von Kindern zu vermeiden. Es müssten faire Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Dazu gehören beispielsweise Sicherheitsstandards, angemessene Löhne für die Beschäftigten und regelmäßige unabhängige Kontrollen. Unter solchen Umständen könnte der Abbau von Kobalt für die Menschen im Kongo ein Weg zu mehr Wohlstand sein. Zusammenfassend sollte also nach Möglichkeit nur Kobalt aus kontrollierten Minen verwendet werden, um gegen Kinderarbeit vorzugehen. Ist die Herkunft unbekannt, so sollte man vom Kauf absehen. 9) 2)

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Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. CBS News: CBS News finds children mining cobalt for batteries in the Congo; 05.03.2018
  2. Welt: Bundesregierung kann Kinderarbeit für Elektroautos nicht ausschließen; 13.07.2019
  3. t3n: E-Autos und Kinderarbeit -Was ist dran am Kobalt-Mythos?; 09.02.2022
  4. Tagesspiegel: Landnahme, Kinderarbeit, Umweltbelastung – Die schmutzige Seite des Kobalt-Abbaus in Kongo; 03.01.2022
  5. utopia: Für unsere Smartphones arbeiten Kinder; 07.03.2017
  6. Beroe: Child Labor and Cobalt Mining; 21.08.2019
  7. Lenntech: Kobalt; Stand 09.09.2022
  8. Institut für seltene Erden und strategische Metalle: Kobalt; Stand 09.09.2022
  9. WirtschaftsWoche: Der Hype um Kobalt könnte schon bald vorbei sein; 06.09.2021
  10. Video: Sky News: Special report : Inside the Congo cobalt mines that exploit children; 27.02.2017



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4 Gedanken zu „40 000 Kinder quälen sich in kongolesischen Kobaltminen“

  1. Warum wird ein solches Verbrechen an Kindern und der Menschlichkeit nicht an den Pranger gestellt. Warum bringt das TV keine Berichte darüber und dies wöchentlich. Weshalb traut si h keine Talkshow an dieses Thema???? Wohl
    weil es die gesamte EU betrifft und die E Autos müssen mit aller Macht nach vorne gebracht werden…. Koste es, was es wolle…
    Für meinen Verbrenner schuften keine Kinder!

    1. Lieber Peter,
      viele Dank für Deinen Kommentar.
      Wie kannst du Dir so sicher sein, dass für Deinen Verbrenner keine Kinder arbeiten müssen?

  2. Ich kenne den Kongo gut und habe eine Bestätigung von meinen Freunden dort, dass dies leider so ist und von der Regierung nicht gestoppt wird.

    ich wünsch!e dir einen Aufkleber für das Auto mit dem Text: für meinen Verbrenner schuften keine Kinder im Kongo in Cobaltminen!!!! Gerne kann ich mit meinem Grafikdesigner einen solchen entwerfen, wenn es Interesse daran gibt und eine Möglichkeit, diesen in Umlauf zu bringen

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