Kinderarbeit hat vielseitige Ursachen, so auch in Brasilien

Eines der größten Probleme bei der Bekämpfung von Kinderarbeit liegt darin, dass die Ursachen dafür weltweit sehr vielfältig sind. In Brasilien zeigen sich beispielsweise die umfangreichen Gründe für Kinderarbeit:

Insbesondere im armen Norden des Landes müssen viele Kinder ihre Familien unterstützen. Extreme Armut, niedriges Einkommen und fehlende Perspektiven begünstigen die Ausbeutung von Kindern. Viele Eltern arbeiten auch schon seit ihrer Kindheit und kennen sie es nicht anders. Daher finden sie 0ft wenig Verwerfliches daran, ihre Kinder arbeiten zu schicken. Ein weiterer Grund für die häufige Kinderarbeit in Brasilien ist der mangelhafte Ausbau des Schulsystems. Einerseits gibt es insgesamt zu wenige Schulen, vor allem in ländlichen Gebieten. Die langen Anfahrten machen es für viele Kinder dort unmöglich, die Schule zu besuchen. Andererseits wird die bis zum Alter von vierzehn Jahren geltende Schulpflicht kaum durchgesetzt. Die hohen Kosten für Schulmaterialien, Bustickets und andere Ausgaben können sich arme Familien zudem meist nicht leisten. ¹⁾ ²⁾ ³⁾ ⁴⁾

Stattdessen arbeiten viele brasilianische Kinder, insgesamt schätzungsweise 1,8 Millionen. Manche sind in den Betrieben ihrer Eltern beschäftigt, andere arbeiten für größere Unternehmen. Kinder sind vor allem am Anbau von Obst, Soja, Kakao und Zuckerrohr oder an der Viehzucht beteiligt. Auch im Kohlebergbau sowie bei der Herstellung von Ziegeln, Kleidung und Keramik gibt es Kinderarbeit. Zudem sind Kinder auch im Dienstleistungsbereich tätig, etwa als Verkäufer oder Müllsammler. Alle Tätigkeiten bergen das Risiko schwerer Unfälle, die zu dauerhaften körperlichen Schäden oder zum Tod führen können. Die Arbeit mag den betroffenen Kindern zwar kurzzeitig helfen, ihre Familien zu unterstützen. Langfristig fehlt ihnen jedoch ausreichende Bildung, um der Armut zu entkommen. ¹⁾ ⁵⁾ ⁶⁾ ⁷⁾

Die so produzierten Waren werden aus Brasilien in alle Welt exportiert. Das südamerikanische Land ist für viele europäische Staaten ein wichtiger Geschäftspartner. So importiert auch Deutschland in großen Mengen Bodenschätze, Kaffee, Obst und Soja aus Brasilien. Insbesondere landwirtschaftliche Produkte sind sowohl in Bezug auf Kinderarbeit als auch auf Umweltzerstörungen problematisch, da zur Gewinnung von Anbaufächen großflächig Regenwald abgeholzt wird. ⁸⁾ ⁶⁾ ⁹⁾

Brasilien hat wie fast alle Länder die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert und verbietet Arbeit unter sechzehn Jahren. In der Praxis werden die entsprechenden Gesetze aber kaum effektiv umgesetzt. Auch in der aktiven Politik wird die Problematik oft vernachlässigt. Dennoch gab es bereits einige Initiativen, um Kinderarbeit in Brasilien zu bekämpfen. Ein Beispiel ist das Programm Bolsa Família, das finanzielle Unterstützung für arme Familien gewährleistet, damit ihre Kinder zur Schule gehen können. ²⁾ ⁶⁾

Trotz solcher Programme erscheint es jedoch sinnvoller, die Ursachen von Kinderarbeit zu bekämpfen. So könnte etwa der Mindestlohn erhöht und das Schulwesen verbessert werden. Das Land betont seit Langem, gegen Kinderarbeit vorgehen zu wollen und invesiert weiterhin in Projekte wie Bolsa Família. Allerdings gibt es kaum wirksame Gesetze und Straftatbestände, um Kinderarbeit effektiv zu unterbinden. ²⁾ ⁵⁾