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Keine Kinderarbeit mehr in usbekischer Baumwolle

 |  Bild: Local women in the agricultural field in the outskirts of Samarkand, Uzbekistan © Turfantastik [Royalty Free]  - Dreamstime.com

| Bild: Local women in the agricultural field in the outskirts of Samarkand, Uzbekistan © Turfantastik [Royalty Free] - Dreamstime.com

Jedes Jahr werden in Usbekistan knapp zwei Millionen Arbeiter für die Baumwollernte verpflichtet. Das zentralasiatische Land gehört zu den weltweit 10 größten Produzenten der begehrten Pflanze, deren Fasern sich vor allem die Textilindustrie zu Nutze macht. Nun, nachdem die Regierung in Taschkent vor 7 Jahren einen umfassenden Reformprozess der Landwirtschaft anstieß, wird die heimische Baumwolle ohne Kinderarbeit und ohne Zwangsarbeit kultiviert. 1) 2)

Derartige Bedingungen können für die ehemalige Sovietrepublik als riesiger Erfolg gesehen werden, denn die Ausbeutung von Arbeitskräften liegt in der UdSSR und deren Fokus auf Landbau und Pflanzenzucht begründet. So diente diese Strategie einerseits der Ernährung der eigenen Bevölkerung, andererseits aber auch dem Export profitabler Erzeugnisse. Schon früh identifizierte die Regierung in Moskau Baumwolle als das „weiße Gold“ und ließ in ganz Zentralasien großflächig Felder anlegen. China und Indien mit ihrer stetig wachsenden Textilindustrie sollten hierbei als wichtige, nahegelegene Absatzmärkte dienen. Der ehrgeizige Plan ging jedoch einher mit einem immensen Bedarf an Arbeitskräften, strikten Quoten und dem systematischen Einsatz von Zwangsarbeit. 3)

Nach dem Zerfall der Sovietunion verstaatlichten zahlreiche der neu entstandenen Staaten ihre wichtigsten Industrien – die Ausbeutung der Arbeiter blieb dabei oftmals erhalten. Auch in Usbekistan wurde zunächst noch am alten Modell festgehalten. Jedes Jahr im September und Oktober wurden staatliche Angestellte aus sämtlichen Berufsgruppen auf die Felder gezwungen, um per mühsamer Handarbeit zur Baumwollernte beizutragen. Dazu gehörten u.a. Lehrer, Ärzte und Buchhalter. Bis zu 60 Kilogramm mussten manche Feldarbeiter täglich pflücken – erst dann durften sie mit der Arbeit aufhören. Als 2012 der bekannte Kleiderhersteller H&M in Verbindung mit Baumwolle aus Usbekistan unter Druck geriet, trat zudem zutage, dass unzählige Kinder auf den Plantagen schuften müssen. Nach einem großen, internationalen Aufschrei verbot die Regierung schließlich offiziell die Beschäftigung Minderjähriger und leitete drei Jahre später umfangreiche Reformen ein. 3)

Gemäß der ILO gelang es Präsident Shavkat Mirziyoyev, ca. zwei Millionen Kinder und eine halbe Million Erwachsene aus systembedingter Zwangsarbeit zu befreien. Die Erfolge gehen auf eine 2015 eingeleitete Neuordnung der Landwirtschaft zurück. Die Reform beinhaltet die gewerkschaftliche Organisation der Arbeiter sowie die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns. „Viele der (Baumwoll-) Pflücker wurden weit über dem Mindestlohn bezahlt“, so Jonas Astrup vom ILO Monitoring Project. 2) 4) Die Vergütung mit fairen Gehältern ist ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Kinderarbeit, denn sie ermöglicht es den Familien, ihren Nachwuchs zur Schule zu schicken, anstatt ihn bei der körperlich anstrengenden Tätigkeit auf den Feldern helfen zu lassen. Nur so kann der Teufelskreis der Armut durchbrochen und Kinderarbeit innerhalb künftiger Generationen verhindert werden.

  1. World Population Review: Cotton Production by Country 2022; Stand Juni 2022
  2. ILO: Uzbek cotton is free from systemic child labour and forced labour; Artikel vom 01.03.2022
  3. History of Yesterday: How Soviet Engineering Led to Modern Day Cotton Slavery; Artikel vom 15.09.2022
  4. YouTube: ILO in Action: An end to child labour and forced labour in Uzbekistan’s cotton harvest; Beitrag vom 13.09.2021



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