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Kinder bei Gewinnung von Opium auf Schlafmohnfeldern beteiligt

Viele Kinder müssen in Afghanistan arbeiten, einige davon sind auch an der Opiumproduktion beteiligt. |  Bild: Poppy Fields in Afghanistan © UN Photo/UNODC/Zalmai [CC BY-NC-ND 2.0]  - United Nations Photo / Flickr

Viele Kinder müssen in Afghanistan arbeiten, einige davon sind auch an der Opiumproduktion beteiligt. | Bild: Poppy Fields in Afghanistan © UN Photo/UNODC/Zalmai [CC BY-NC-ND 2.0] - United Nations Photo / Flickr

Dass Heroin keine ungefährliche Droge ist, dürfte den wenigsten neu sein. Die hohe Abhängigkeits – und Todesrate unter Heroinkonsumenten ist allgemein bekannt. Auch dass der Handel mit dem Rauschgift keine schöne Angelegenheit ist, ist den meisten bewusst. Was im öffentlichen Bewusstsein weniger präsent ist: Das Opium, aus dem die Droge besteht, wird oft durch Kinderhände aus der Schlafmohnpflanze gewonnen.

Der Gigant schlechthin im Anbau von Schlafmohn ist Afghanistan. Das Land am Hindukusch führt den Markt seit Jahren an, und der Schlafmohn ist eines der wichtigsten Exportprodukte. Und das nicht grundlos: Die Blume ist beständig, ergiebig und vergleichsweise profitabel im Verkauf, was sie zu einem gewinnbringenden Erntegut macht. Ein Paradebeispiel für den afghanischen Schlafmohnanbau ist die Region Badakhshan. Hier sind Kinder auf den Mohnfeldern kein seltener Anblick: Über 200 Kinderarbeiter vermutet man alleine in dieser Region. Die Kinder ritzen die Oberfläche der Schlafmohnkapseln leicht an, bis eine milchige Flüssigkeit aus ihnen austritt – das Rohopium. Wenn diese getrocknet ist und eine braune Farbe angenommen hat, kann sie abgekratzt werden. Das extrahierte Rohopium wird weiterverkauft und in einer langen Produktionskette zu Heroin oder anderen Opioiden verarbeitet.  Diese Arbeit können Kinder leicht verrichten: Sie haben kleine Finger, die bei Feinarbeiten oft geschickter als die von Erwachsenen sind, und die nötigen Handgriffe sind schnell erlernt. Die Kinder tragen natürlich die bei Kinderarbeit üblichen negativen Effekte auf Bildungs- und Aufstiegschancen. Doch die Arbeit im Schlafmohnanbau birgt zusätzliche Gefahren: Sowohl der Anbau von Schlafmohn als auch Kinderarbeit sind in Afghanistan illegal. Die Arbeit muss daher schnell und mit immer wachsamen Augen verrichtet werden – in ständiger Angst, durch eine Polizeikontrolle erwischt zu werden. Zudem sind Kinder, die schon so früh mit dem Rauschgift in Berührung kommen, anfälliger für Drogenabhängigkeit im späteren Leben. Wählerisch zu sein, können sich viele afghanische Familien aber nicht leisten. Besonders durch die Covid-19 – Pandemie, wegen der Schulen schließen mussten und Armut und Arbeitslosigkeit weltweit stiegen, waren Familien gezwungen, mitsamt Kindern und Frauen die Arbeit zu verrichten, die den meisten Profit versprach – und somit zumindest eine ansatzweise finanzielle Absicherung.  1) 2) 3) 4)

Berüchtigt für sein Drogengeschäft ist auch Mexiko. Das Land ist einer der Hauptlieferanten des weltweit größten Drogenmarktes: die angrenzenden USA. Hier steigt der Bedarf an Heroin seit Jahren stark an. Dieser Bedarf muss gedeckt werden – und zwar durch mexikanischen Anbau. Die Opiumproduktion in Guerrero ist sogar so stark gestiegen, dass der Gouverneur Rogelio Ortega Martínez die Situation mit der in Afghanistan vergleicht. Diese steigende Abhängigkeit ist gefundenes Fressen für den mexikanischen Drogenmarkt. In Mexiko entstehen immer mehr Schlafmohnfelder – wie beispielsweise in El Calvario im Staat Guerrero. Diese befinden sich oft an steilen Hügeln und Bergen – für Erwachsene schwer zu bearbeiten. Kleine, abgelegene Orte wie El Calvario sind für den Schlafmohnanbau perfekt, denn hier gibt es wenig bis keine Staatspräsenz. Um Kontrolle der Saatgüter muss man sich also nicht sorgen – und auch nicht um illegale Kinderarbeit. Und Kinder sind für den Schlafmohnanbau auf den steilen Hügeln Mexikos geradezu die perfekten Erntehelfer: Geringe Körpergröße und Gewicht und kleine Hände machen sie zu schnellen und geschickten Arbeitern – für die Mohnbauern ideale Angestellte. Vom Staat werden die Plantagen kaum beobachtet, und sowohl für die Anwohner als auch für die Kinder ist die Kinderarbeit selbstverständlich. Sie ist profitabler als der Schulbesuch und oft auch besser bezahlt als legale Arbeitsgelegenheiten. Beide Seiten profitieren also auf der Oberfläche. Die Konsequenzen dieses Geschäfts sind daher zweitrangig, wenn man das eigene Überleben sichern muss. 3) 5)

Dass für Drogenkonsum Kinderleben gefährdet werden, ist eine harte Realität des Drogenmarkts. Die scheinbar eindeutige Lösung wäre das Aufhalten des Drogenkonsums. Doch für Opioid – Abhängige ist der Weg aus dem Konsum nicht nur sehr schwierig, sondern auch riskant. Auch Aufklärungs- und Abschreckungskampagnen haben nur begrenzt Wirkung gezeigt. Ein erfolgsversprechenderes Mittel, den Drogenkonsum einzudämmen, wäre, den gesellschaftlichen Umgang mit Drogenabhängigkeit zu verändern. Das heißt: Therapie und Hilfsangebote statt Stigmatisierung und Bestrafung. Um Kinderarbeit in der Drogenproduktion von vornherein zu verhindern, müsste man ihnen bessere Möglichkeiten als die Arbeit in Handel und Herstellung von Drogen geben, um zu verhindern, dass sie im Drogenanbau stecken bleiben. Hierfür helfen zum Beispiel Spenden und anderweitige Unterstützung an Organisationen, die in betroffenen Ländern agieren und Kinderarbeit verhindern, indem sie Familien ein Leben ermöglichen, ohne dass diese gezwungen sind, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken. 6)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. ZEIT online: Opium für das Volk ; Artikel vom 21.08.2021
  2. Radio Europe: With Schools Shut, Afghan Children Work The Poppy Field ; hochgeladen am 14.07.2020
  3. The New York Times: Young Hands in Mexico Feed Growing U.S. Demand for Heroin;  Artikel vom 29.08.2015
  4. relief web: Afghanistan: Students play truant to work in Helmand’s poppy fields; Artikel vom 18.03.2008
  5. Bundeszentrale für politische Bildung: Innerstaatliche Konflikte – Mexiko ; Artikel vom 09.12.2020
  6. Wikipedia – War on Drugs;  Stand 07.10.2021



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