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Kinder arbeiten in Perus Kokainhandel

Kokablätter in der Hand |  Bild: n.v. © (c) Riopatuca | Dreamstime.com [Royalty Free]  - DreamstimeKokablätter in der Hand

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Auf den Landstraßen in den Bergen Perus sind die sogenannten Mochileros unterwegs: Peruaner, viele von ihnen Kinder, mit großen, schweren Säcken auf dem Rücken. Der Inhalt dieser Säcke: Kokablätter auf dem Weg in die Labore, wo sie zu Kokain verarbeitet werden sollen. Die minderjährigen Mochileros bringen sich mit ihrer Tätigkeit in große Gefahr – und sie sind nicht die einzigen Kinder, die in der Kokain-Produktionskette in Peru riskante Arbeit verrichten. 1)

Die Produktionskette der meistgehandelten Droge Südamerikas beginnt bei der Kokapflanze, einem bodennah wachsenden Strauch mit grün glänzenden Blättern. Peru ist eines der wichtigsten Anbauländer dieser Pflanze. Die Kinder erweisen sich als effiziente Erntehelfer auf den Kokaplantagen, da sie kleiner sind als ihre erwachsenen Kollegen und so näher an den Sträuchern sind. Die Ernte ist simpel: Die Blätter müssen abgerupft und in großen Beuteln gesammelt werden. Kinder sind also beliebte Hilfskräfte. Dennoch sind sie für diese Art der Arbeit nicht geschaffen. Wie jede Feldarbeit ist sie körperlich belastend, und nicht zu vergessen illegal: Sowohl die Beschäftigung Minderjähriger als auch der Anbau der Kokapflanze und der Verkauf an Kokainhersteller ist bestenfalls legale Grauzone, schlimmstenfalls ein schwerer Gesetzesbruch. Die Koka-Ernte ist also durchaus nicht gefahrenlos – und sie ist nur der Anfang einer Kette gefährlicher Arbeit. 2)

In so gut wie jedem Schritt der Kokainherstellung sind Kinder verwickelt. Und mit jedem dieser Schritte steigt die Gefahr, der die Kinder dabei ausgesetzt sind. Der nächste Schritt ist die Aufgabe der vorher erwähnten Mochileros (grob übersetzt: Rucksackreisende). Sie transportieren die geernteten Kokablätter über weite Strecken. Dabei müssen sie Umwege machen, um Polizeikontrollen aus dem Weg zu gehen, die zu Problemen führen könnten. Die Kinder sind jedoch genau aus diesem Grund perfekt für den Job: Als Minderjährige können sie nicht rechtlich verfolgt werden, sollten sie doch einmal in eine Kontrolle geraten. Der Schaden wird so kleinstmöglich gehalten. Doch besonders für die Kinder ist der Weg durch das Gebirge mit schweren Beuteln auf dem Rücken anstrengend. Das ist aber noch das kleinste Übel: Die Mochileros begeben sich auch in Todesgefahr. Raubüberfälle sind auf den Pfaden keine Seltenheit – und enden für viele mit einem grausamen Tod. 1) 2)

Mit den Kokablättern alleine ist aber noch nicht viel anzufangen – sie haben nicht den gewünschten Effekt der Droge. Um aus ihnen ein Rauschgift zu gewinnen, müssen sie weiterverarbeitet werden. Dieser Prozess beinhaltet hochgiftige Chemikalien wie Schwefelsäure oder Kerosin. Teils passiert das in von Drogenbanden kontrollierten Laboren, teils versuchen so auch Kokabauern, Geld dazuzuverdienen. Der Handel mit der fertigen Droge ist schließlich deutlich lukrativer als der mit der unverarbeiteten Pflanze. In beiden Fällen werden Kinder in das Hantieren mit der gefährlichen Substanz miteinbezogen. Geschieht dieser Prozess direkt auf den Grundstücken der Kokabauern, sind die Familien – und damit auch die Kinder – automatisch beteiligt. Doch auch die Drogenbanden beschäftigen Kinder in ihren Laboren. In jedem Fall ist die Arbeit sie riskant. Einerseits besteht natürlich die stets präsente Gefahr, erwischt zu werden. Die Kinder kommen aber auch in direkten Hautkontakt mit giftigen oder sogar ätzenden Substanzen. Aus mangelndem Wissen über die Gefahr dessen, was sie herstellen, probieren sie auch selber von dem Gemisch. Sie können sich dabei nicht nur vergiften; Frühkindlicher Kontakt mit Drogen erhöht auch das Suchtpotenzial und kann zu Drogenmissbrauch und Kriminalität im späteren Leben führen. 3) 4) 5)

Das Koka – und Kokaingeschäft mit all seinen Gefahren ist eines, von dem viele Bauern in Peru abhängig sind – mit anderen Handelsgütern können sie ihre Familie nicht unterstützen. Das muss aber nicht so bleiben. Es gibt Möglichkeiten, den Koka-Anbau und die Kinderarbeit in diesem Bereich zu reduzieren. In Kolumbien, dem ehemals größten Anbauland der Pflanze, haben sich bereits erste Erfolge gezeigt. So hat ein Projekt der CDEP gezeigt, das Eltern mit finanziellen Mitteln animierte, ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Auch international ist Hilfe möglich: Die Initiative „Kakao statt Kokain“ der Schokoladenmarke Zotter ermöglicht kolumbianischen Bauern den Umstieg von Koka auf  fair gehandelten Kakao. So könnten auch Kinder oder sogar ganze Familien es schaffen, sich von dem illegalen Geschäft unabhängig zu machen. 6) 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. AJ+: A Look At Children’s Role In Cocaine Production In Peru; hochgeladen am 07.05.2015
  2. CDEP: The Spillover Effects of Cocaine Labor Markets: Child Labor and Human Capital in Peru; Stand 13.10.2021
  3. 20 Minuten:  Sechs- bis Achtjährige in Peru helfen bei Kokainherstellung49267096053 ; Stand 13.10.2021
  4. NZZ: Bildstrecke Die Blutspur des Kokains führt nach Kolumbien Bildstrecke; Artikel vom 01.06.2021
  5. VoxDev: Making a Narco: Childhood exposure to illegal labour markets and criminal life paths; Artikel vom 05.03.2019
  6. Zotter: Kakao statt Kokain; Stand 13.10.2021



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