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Fairtrade-Siegel: Halten sie, was sie versprechen?

 |  Bild: . © n.V. [.]  - -

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70 Millionen Kinder arbeiten weltweit in Fabriken, Minen oder Plantagen unter ausbeuterischen Bedingungen-häufig zugunsten des Wohlstands des Westens. Elend und Not sind die täglichen Begleiter dieser Kinderarbeiter, sowie mangelnde Bildung und gesundheitliche Beschwerden. Im Zuge des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer der Sklaverei, erinnerte der Bundesentwicklungsminister Müller daran, dass Kinderarbeit moderne Sklaverei und immer noch ein Teil unserer Wirklichkeit sei. Zudem betonte er, dass die Corona-Pandemie die bereits prekäre Situation verschärfe und lauf UNICEF zusätzlich Hundertausende von Kinderarbeiter hervorbringe. 1)

Trotz der derzeitigen weltweiten Pandemie, steigt der Konsum vor allem in westlichen Staaten stetig an. Der sozial und ökologisch verantwortliche Bürger setzt hierbei auf fair gehandelte Lebensmittel, nachhaltige Mode oder Spielzeug, die am besten ohne Kinderarbeit produziert wurden. Viele Verbraucher verlassen sich beim Einkauf daher auf Zertifikate und Gütesiegel, die den ausbeutungs-und kinderarbeitsfreien Handel garantieren. Zu den bekanntesten Fair-Handelsunternehmen gehören beispielsweise Fairtrade, UTZ Certified, die GEPA oder Rainforest Alliance. Spezielle Prüfzeichen existieren auch für Blumen, Teppiche, Natursteine und dem Tourismus. (Weitere Zertifikate und Siegel findet man hier auf der Website.)

Das Fairtrade-Siegel, beispielsweise kennzeichnet Waren, bei deren Herstellung bestimmte soziale sowie ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden. Hinzu kommt, dass die Waren aus fairem Handel stammen. Die Fairtrade Standards beinhalten, dass Bauern und Bäuerinnen fair entlohnt werden und oft auch eine zusätzliche Prämie erhalten für Gemeinschaftsprojekte. Des Weiteren setzt Fairtrade auf demokratische Organisationstrukturen, Umweltschutz und sichere Arbeitsbedingungen. Dazu gehört auch das Verbot von Zwangs-und Kinderarbeit im Fairtrade-System. Hierbei setzt das Unternehmen vorallem auf die Prävention und Aufklärung von Kinderarbeit. Beim Verstoß gegen das Verbot, verpflichtet sich Fairtrade sofortige Maßnahmen zu ergreifen, wie das Informieren von örtlichen Behörden und Kinderschutzorganisation, um das Kindeswohl zu schützen. In besonders schlimmen Fällen werden Produzenten und Händler suspendiert oder dezertifiziert. Damit diese Kriterien eingehalten werden, kontrolliert das unabhängige Zertifizierungsunternehmen FLOCERT vor Ort, ob Produzenten und Händler die Fairtrade Standards erfüllen. 2)

Nicht alle Fairtrade-zertifizierten Produkte sind zu 100 Prozent fair gehandelt. Bei sogenannten „Mischprodukten“, wie beispielsweise Schokolade, müssen lediglich nur 20 Prozent der Rohstoffe gemessen am Nettogewicht des Endprodukts aus einer Fairtrade-Quelle bezogen werden, damit sie das Fairtrade-Siegel bekommen. Das bedeutet, dass sofern Rohstoffe als Fairtrade-Variante verfügbar sind, diese verwendet werden müssen. Ähnlich läuft es beim „Mengenausgleich“. Hier können die Produzenten „faire“ mit „nicht-fairen“ Rohstoffen mischen, wenn sie dabei genauso viel vom fairen Rohstoff einkaufen, wie sie „fair“ gelabelte Produkte an den Kunden verkaufen. Für den Konsumenten hat dies zufolge, dass das Endprodukt nicht zwangsläufig die „fair“ gekauften Rohstoffe beinhaltet. Dies kann jedoch der Verpackung entnommen werden. 3)

Andere Fair-Handelsunternehmen wie die GEPA, importieren „faire“ Rohstoffe und Produkte vor allem von Produzenten aus Ländern des globalen Südens, die auf dem Weltmarkt benachteiligt werden. Das GEPA Fair Plus-Siegel findet man auf Lebensmittel, Textilien oder Baumaterialien. Hierbei setzt das Unternehmen insbesondere auf die Bio-Landwirtschaft, denn nicht alle der als „fair“ zertifizierten Waren tragen sind auch automatisch bio. Die Standards und Kriterien der GEPA, wurden von Fairtrade übernommen und in manchen Fällen sogar ausgeweitet. So setzt sich das Unternehmen das Ziel, mit dem Fairen Handel die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, die aufgrund regionaler und nationaler Wirtschafts- und Sozialstrukturen ihres Landes sowie der Weltwirtschaft benachteiligt sind. Kontrolliert wird ebenfalls durch FLOCERT, aber auch durch andere Zertifizierungsunternehmen, wie Naturland Fair und dem Institut für Marktökologie (IMO). Im Bezug auf fehlende Transparenz, die Anwendung des Mengenausgleichs und den Rechte von Leih-und Wanderarbeitern erntet die GEPA ab und an Kritik. Das Unternehmen setzt sich jedoch intensiv mit der Kritik auseinander und gelobt Verbesserung.  4)

Zertifikate und Labels sind ein wichtiges Instrument bei der Bekämpfung der Kinderarbeit. Auch wenn sie Kinderarbeit niemals zu 100 Prozent ausschließen können und im Bezug auf den Anteil der als „fair“ zertifizierten Rohstoffe Kritik ernten, ermöglichen sie den Verbrauchern Produkte aus nachhaltigem und Fairen Handel zukaufen. Daraus resultieren zum einen gerechtere Wirtschaftsbeziehungen zwischen Produzenten, Händlern und dem Konsumenten und zum anderen eine faire Entlohnung von Bauern und Arbeitern. Mit den existenzsichernden Löhnen können diese wiederum die Schulbildung ihrer Kinder finanzieren und somit Kinderarbeit und Armut entgegenwirken. Denn so müssen die Kinder vielleicht nicht auf Plantagen, in Minen oder Fabriken arbeiten. Aus diesen Gründen sollten wir als Verbraucher verstärkt als „fair“ zertifizierte Produkte kaufen. 5)

Letztendlich liegt es an Regierungen, Kinderarbeit und Ausbeutung politisch zu regulieren und wirksame Maßnahmen zu ergreifen gegen jede Form der Zwangsarbeit in den Lieferketten. Bis die Kinderarbeit jedoch vollständig bekämpft werden kann, sind Siegel und Labels eine vernünftige Möglichkeit ausbeuterische Kinderarbeit aus unserem Alltag zu verbannen.

  1. Augsburger Allgemeine: Entwicklungsminister Müller warnt vor Zunahme von Kinderarbeit durch Pandemie; Artikel vom 25.03,2021
  2. Fairtrade: Fairtrade-Siegel; Stand vom 21.04.2021
  3. Utopia: Fairtrade-Siegel: das Siegel für fairen Handel; Artikel vom 25.10.2020
  4. Utopia: GEPA fair+ und GEPA – The Fair Trade Company; Artikel vom 07.02.2018
  5. Terre des hommes: Der Faire Handel; Stand vom 21.04.2021



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