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Neuer Anlauf im Kampf gegen Grabsteine aus Kinderarbeit

Ein Kind von rund 10 Jahren arbeitet mit Hammer und Meißel in einem Steinbruch.Ein Kind arbeitet im Steinbruch Hon Soc in Vietnams südlicher Provinz Kien Giang |  Bild: ILO Asia-Pacific Child Labour Photo Contest 2012_selected photo © ILO/Luu Van Tien [CC BY-NC-ND 2.0]  - flickrEin Kind von rund 10 Jahren arbeitet mit Hammer und Meißel in einem Steinbruch.

Ein Kind arbeitet im Steinbruch Hon Soc in Vietnams südlicher Provinz Kien Giang | Bild: ILO Asia-Pacific Child Labour Photo Contest 2012_selected photo © ILO/Luu Van Tien [CC BY-NC-ND 2.0] - flickr

Zwischen 50 und 80 Prozent der Grabsteine, die auf deutschen Friedhöfen stehen, stammen aus Indien. In dieser Branche ist Kinderarbeit weit verbreitet. So arbeiten allein dort etwa 100.000 Kinder in Bergwerken. 1)

Wenn Kinder Steine schleppen oder Sprengladungen an Granitblöcken befestigen, sehen sie oft stundenlang kein Tageslicht und werden großen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Schutzausrüstungen für die Augen, Ohren und die Hände fehlen meist gänzlich. Besonders fatal ist der fehlende Atemschutz: Viele der im Bergbau beschäftigten Kinder leiden an der Staublunge, die durch den Steinstaub im Bergwerk verursacht wird. Die Kinder, die illegal in Indiens Bergwerken unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, haben oft nur eine Lebenserwartung von 30 Jahren. 2) 3)

Die Arbeit in einer Fabrik oder im Bergwerk ist in Indien für Kinder unter 14 Jahren verboten. Dennoch sieht die Realität anders aus. Trotz der Bedingungen und Gefahrenhaben Minderjährige oft keine andere Möglichkeit: Sie müssen mithelfen, zum geringen Einkommen ihrer Familie beizutragen, anstatt zur Schule gehen zu können.  4) 5)

Welche Maßnahmen können westliche Länder und besonders Deutschland umsetzen, um Kinderarbeit zu verhindern?

Einige Bundesländer wie das Saarland, Bremen und Nordrhein-Westfalen hatten Gesetze verabschiedet, die verhindern sollen, dass Grabsteine, die von Kindern produziert wurden, auf Friedhöfe gelangen: Es müssen Zertifikate von Vereinen und Organisationen wie Xertifix oder Fair Stone e.V. vorliegen, die versprechen, dass der Stein zu 100 Prozent unter fairen und kinderarbeitsfreien Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Sie prüfen importierte Steine aus Ländern wie Indien, China und Vietnam genau und stehen für kinderarbeitsfreie Natur- und Grabsteine ein. 6)

In einigen anderen Bundesländern wie in Bayern ist es Gemeinden selbst überlassen, gesetzlich eben nur solche Grabsteine auf den Friedhöfen zuzulassen. 6)

Auch in Baden-Württemberg  gab es 2012 einen Gesetzesentwurf zur Zertifikatspflicht.  Dieser konnte nicht umgesetzt werden. Nun gibt es einen neuen Versuch im Kampf gegen Grabsteine aus Kinderarbeit im Südwesten Deutschlands:  Es gibt einen Gesetzesentwurf für ein mehrstufiges Verfahren, das Steinmetzen und Friedhofsträgern mehr Rechtssicherheit geben soll und mit Kinderarbeit produzierte Grabsteine verbannen soll. Steine, die nachweislich aus Europa kommen, gelten als frei von Kinderarbeit. Bei Grabsteinen aus anderen Ländern benötigt der Steinmetz ein Zertifikat, dass die Herstellung ohne Einsatz schlimmster Formen der Kinderarbeit im Sinne der Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation garantiert. Wenn ihm aber ein solches Siegel fehlt, muss er versichern, dass es ihm nicht bekannt ist, dass diese von Kindern hergestellt wurden. 7)

Der Kinderrechtsexperte Benjamin Pütter ist mit dem neuen Entwurf unzufrieden: „Nur wenige Kommunen werden sich daran halten, solange sie nicht müssen.“ Lösungen auf freiwilliger Basis würden nichts nützen. Das Gesetz müsse eine Zertifikatspflicht vorschreiben, und nicht nur vorschlagen. Er empfiehlt Baden-Württemberg, sich an Nordrhein-Westfahlen zu orientieren. Hier sind aus China, Indien, den Philippinen oder Vietnam importierte Grabmäler zertifikatspflichtig. Die Regeln sind streng und werden mit hohen Strafen geahndet. 7)

Solange ein konsequentes Zertifikatgesetz auf deutschen Friedhöfen nicht umgesetzt wird, werden wir eine der schlimmsten Formen von Kinderarbeit weiterhin fördern und unterstützen. Die Internetplattform siegelklarheit.de listet Zertifikate auf, die den Kriterien der fairen Steinproduktion entsprechen.

  1. Zeit: Grabsteine aus Kinderarbeit stehen auf deutschen Friedhöfen; Artikel vom 29.10.2013
  2. Bayerischer Rundfunk: Kinderarbeit bei Grabsteine: Gemeinden zögern bei Zertifikaten; Beitrag vom 12.06.2020
  3. Zeit: Steine schleppen statt spielen; Artikel vom 15.11.2017
  4. Zeit: Schuhe putzen für ein paar Rupies; Artikel vom 03.05.2010
  5. Epo: Hunterttausende Kinder schuften im indischen Bergbau; Artikel vom 30.04.2010
  6. Stein-Magazin: Grabsteine aus Kinderarbeit; Artikel vom 27.04.2018
  7. Zeit: In drei Stufen gegen Grabsteine aus Kinderarbeit; Artikel vom 19.11.2020



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