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Grabsteine aus Kinderarbeit: Es wird immer noch zu wenig dagegen getan

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Wer einen indischen Steinbruch besucht, der trifft noch immer auf Kinder, die Steine schleppen oder Sprengladungen an Granitblöcken befestigen. Viele Hersteller schotten sich zunehmend ab und verweigern unangekündigte Kontrollen, um ihre Praktiken zu schützen. Finden angekündigte Kontrollen statt, sind natürlich keine Kinder mehr da. So ist es einfach zu behaupten, Kinderarbeit in Steinbrüchen wäre in Indien kein Problem mehr. Die indische Kinderrechtsorganisation Bachpan Bachao Andolan geht dennoch von 100.000 Minderjährigen in indischen Steinbrüchen und Ziegeleien aus. Ihre Lebenserwartung liegt zwischen 30 und 40 Jahren. Steinstaub und Temperaturen um die 40 Grad Celsius greifen ihre nicht geschützten Ohren, Augen und Atemwege an. Die Folgen sind Taubheit und Staublungen.

Um die Ausbeutung der Kinderarbeiter zu bekämpfen, setzen Hilfsorganisationen auf Siegel für fair produzierte Grabsteine. Länder wie das Saarland, Bremen und Baden-Württemberg haben ein friedhofrechtliches Verbot von Grabsteinen aus Kinderarbeit verhängt. Wer in Nordrheinwestfalen gegen eine solche Regelung verstößt, dem drohen 3.000 Euro Geldbuße. In anderen Teilen des Bundes sieht das anders aus. In Bayern beispielsweise verfügen nur etwas mehr als 300 von 2.000 Gemeinden über eine Zertifikationspflicht. Der Deutsche Naturwerkstein-Verband schätzt, dass 50 Prozent der Grabsteine auf deutschen Friedhöfen aus Indien stammen. Andere Experten sprechen von 80 Prozent.

Viele Kommunen halten die Grabstein-Zertifikate für unnötige Bürokratie. Steinmetzte argumentieren außerdem zu Recht, dass Kunden die günstigen Steine aus dem Ausland gegenüber den heimischen vorziehen. Weltweit ist wohl ein Rückgang von Kinderarbeit in Steinbrüchen zu beobachten, dennoch: Ob Pflastersteine, Steine zur Gartengestaltung, Grabmäler oder Einfassungen für Gräber – die Gefahr, dass nach Deutschland importierter Naturstein durch Kinderhände gewonnen oder bearbeitet wurde, bleibt real. Auch Länder wie China, Vietnam und die Philippinen sind betroffen.

Was die Zertifikate angeht, muss der Verbraucher vorsichtig sein. Ein großer Import-Export-Verband hat ein eigenes Zertifikat ins Leben gerufen und lässt die Kontrolleure ihre Besuche vorher ankündigen. Das ist natürlich nicht wirkungsvoll. Es gab auch darüber hinaus zahlreiche Versuche der Naturstein-Lobby, allzu strenge Regelungen zu verhindern. Wer nach einem verlässlichen Siegel sucht, ist beispielsweise bei Xertifix gut aufgehoben. Die Organisation setzt sich unteranderem für bessere Arbeitsbedingungen in Fabriken und Steinbrüchen und die Unterstützung von betroffenen Kinderarbeitern ein. 1) 2) 3) 4)

  1. BR: Kinderarbeit bei Grabsteinen: Gemeinden zögern bei Zertifikaten; Artikel vom 12.06.2020
  2. Stein-Magazin: Grabsteine aus Kinderarbeit; Artikel vom 27.04.2018
  3. WDR: NRW will keine Grabsteine aus Kinderarbeit mehr; Artikel vom 17.10.2019
  4. Xertifix.de; Zuletzt aufgerufen am 01.07.2020



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