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Freistaat Bayern setzt auf nachhaltige Textilien – zertifiziert durch den Grünen Knopf

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Der Wirtschaftsausschuss des bayerischen Landtags hat entschieden. Der Freistaat wird seine Mitarbeiter in Zukunft nur noch in nachhaltig hergestellten Textilien kleiden. Die Qualität soll durch Siegel wie den Grünen Knopf sichergestellt werden. Entwicklungsminister Gerd Müller begrüßt diesen Schritt. „Ich freue mich sehr, dass Bayern vorangeht und bei der Textilbeschaffung auf Nachhaltigkeit setzt. Nur so kommt unsere Solidarität auch bei den Menschen an, die sie am dringendsten benötigen – die Näherinnen und die Färber in den Produktionsländern unserer Textilien.“

Der Grüne Knopf ist das staatliche Siegel für nachhaltige Textilien, er vereint 46 Sozial- und Umweltkriterien, die von Unternehmen eingehalten werden müssen. Das Neue: Ein großer Teil der Auflagen bezieht sich nicht nur auf das Produkt selbst, sondern auch auf die Lieferkette und das ganze Unternehmen. Wenn beispielsweise ein T-Shirt mit dem Grünen Knopf zertifiziert ist, müssen auch alle anderen Produkte des Unternehmens die Kriterien erfüllen. Ein Vorzeigeprodukt allein reicht nicht.  1)

Insgesamt beziehen sich 20 Kriterien des Grünen Knopfs auf das Unternehmen. Eine Firma muss sich zu ihrer Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette ihrer Produkte bekennen. Unternehmen sind verpflichtet, sich mit den Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Menschen und Umwelt zu beschäftigen und Praktiken mit negativen Folgen abzustellen. Ein wichtiger Faktor dabei ist Transparenz. Mindestens jährlich muss ein öffentlicher Bericht vorgelegt werden, in dem die systematische Abwägung von Risiken der eigenen Geschäftstätigkeit aufgezeigt wird. Für die Arbeitnehmer muss es einen fairen, einfach zugänglichen und transparenten Beschwerdeprozess geben. Ist die Beschwerde erfolgreich, muss das Unternehmen Wiedergutmachung an Mensch oder Natur leisten.

Im Gegensatz zu diesen allgemein formulierten Unternehmenskriterien sind die 26 Produktkriterien sehr konkret auf die einzelnen Schritte in der Herstellung von Textilien bezogen. Im Moment beziehen sich die Produktkriterien noch nicht auf die vollständige Lieferkette, sondern nur auf die Arbeitsschritte „Zuschneiden und Nähen“ und „Bleichen und Färben“. In Zukunft soll das Label um die Schritte „Weben und Spinnen“ sowie Faserproduktion/ Baumwollanbau“ erweitert werden.

Der Grüne Knopf führt eine verbindliche Obergrenze für Schwermetalle und das Verbot einzelner Chemikalien ein. Phthalate beziehungsweise Weichmacher werden für Kunstleder oder für Aufdrucke in Motiven auf T-Shirts verwendet, sind aber krebserregend. In Europa ist ihre Verwendung verboten. Durch den Grünen Knopf werden Unternehmen verpflichtet dieses Verbot in ihrer ganzen Lieferkette einzuhalten. Ein weiteres Beispiel sind Azofarbstoffe, diese sind zwar auch krebserregend, aber billiger als andere Färbemittel. Heute sind sie die weltweit am häufigsten in der Textilindustrie eingesetzten Farbstoffe.  2)  3)

Der Grüne Knopf garantiert ein Produkt, das vollständig ohne Kinder- oder Zwangsarbeit hergestellt ist. Jegliche Verstöße gegen die Konvention der ILO verwehrt Unternehmen das Siegel. Im Textilsektor ist Kinderarbeit weiterhin ein weit verbreitetes Problem. In vielen Produktionsländern sind Familien auf das Einkommen der Kinder angewiesen, um überleben zu können. In Bangladesch muss jedes zehnte Kind arbeiten. Kinderarbeit ist ein sich selbst verstärkender Teufelskreis. Durch die Arbeit wird den Kindern die Möglichkeit auf Bildung verwehrt, diese ist aber die Grundlage, um der Armut zu entkommen. Gelingt dies nicht, muss die nächste Generation auch wieder arbeiten, um ihre Eltern zu unterstützen.

Faire Bezahlung ist ein weiterer wichtiger Punkt des Grünen Knopfes. Diese hilft Kinderarbeit indirekt zu verhindern. Arbeiter/innen müssen mindestens den nationalen Mindestlohn oder den Industriestandard erhalten, sollte dieser höher sein. Bisher schuften viele für Hungerlöhne, die weder für die Miete noch für genug Essen reichen. „Am Ende des Monats wird das Geld knapp und reicht nur noch für ein wenig Reis“, berichtet Forida, eine 22-jährige Textilarbeiterin aus Bangladesch. Viele Textilfabriken im Land stellen Kleidung für große Konzerne wie H&M und Zara her.  4)

Der Grüne Knopf ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer faireren und nachhaltigeren Textilindustrie. Dabei ist es lobenswert, dass der Freistaat Bayern mit gutem Beispiel für seine Bürger vorangeht. Bisher ist das Label eher ein Tropfen auf dem heißen Stein, ob daraus mehr wird, ist abhängig von den Verbrauchern. Wenn mehr Leute bereit sind, über die Herkunft ihrer Textilien und die Arbeitsbedingungen in ihrer Produktion nachzudenken, wird sich der Knopf auch weiter verbreiten.

 

  1. BMZ: Minister Müller begrüßt Entscheidung des Freistaats Bayern zu nachhaltigen Textilien; Stand 10.07.2020
  2. Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Grüner Knopf; Stand 10.07.2020
  3. estherloveslife: Fashion Revolution: Schädliche Chemikalien in der Textilindustrie; Stand 28.04.2020
  4. Oxfam: Steuertricks und Dumpinglöhne in der Textilbranche; Stand 18.05.2020



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