Zum Inhalt springen

Die Schiffsabwrackung in Bangladesch eine der weltweit tödlichsten Arbeiten

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In keinem Land der Welt werden mehr Schiffe abgewrackt als in Bangladesch. 2019 wurden dort mehr als 60 Prozent aller Hochseeschiffe entsorgt. Mit schätzungsweise 25 Prozent der Gesamtarbeiter machen Kinder dort einen enormen Teil der in diesem Sektor aktiven Arbeitskraft aus. 1) 2)

Große Handelsschiffe und Kriegsschiffe haben in der Regel nach 25-30 Jahren ausgedient, da ihre Wartung für die prominenten Reedereien, welche vor allem aus den USA und Europa stammen, zu teuer wird. Diese Schiffwracks können allerdings nicht auf See zurückgelassen werden und die Reedereien wollen nicht dafür bezahlen, sie im Hafen zu halten. Also landen Sie in Schiffsabwrackwerften in Ländern wie Pakistan, Indien und Bangladesch, wo Sie von Hand in einem langwierigen Prozess von hunderten Arbeitern demontiert werden. Der Stahl und die Metalle, die in diesen Giganten enthalten sind, werden dann über Zwischenhändler weiterverkauft. 3) 4)

Barfuß und ohne jeglichen Schutz der tödlichen Arbeit ausgesetzt

Die Arbeitsbedingungen in den zahlreichen Schiffsabwrackwerften an den Küstenorten Bangladeschs sind erschreckend. Die ausschließlich männlichen Arbeiter zerlegen dort, oft barfuß ohne jegliche Schutzausrüstung und nur mit Schneidbrenner und Vorschlaghammer bewaffnet, die gigantischen Schiffe. Diese geben außerdem nicht ohne weiteres nach. Sie wurden gebaut, um heftigen Meeresstürmen standzuhalten und Tausende von Tonnen schwere Fracht zu transportieren. Deshalb benötigen 150 Arbeiter durchschnittlich 8 Monate zur kompletten Zerlegung eines Schiffes und für große Tanker oft sogar bis zu ein Jahr. 4) 2)

Außerdem verbergen sich zwischen ihren „Eingeweiden“ zahlreiche hochgiftige chemische Substanzen wie beispielsweise Asbest, dessen Herstellung und Verwendung in Deutschland schon seit 1993 wegen seiner krebserzeugenden Wirkung verboten wurde. Bei ihrer Tätigkeit geraten die Arbeiter, welche fast ausschließlich aus Migranten bestehen, täglich direkt mit diesen Stoffen in Berührung. Dies wirkt sich selbsterklärend negativ auf ihre Gesundheit und Lebenserwartung aus. Neben diesen giftigen Substanzen besteht auch stets das Risiko einer Gasexplosion oder von fallenden Stahlplatten begraben zu werden. Tag für Tag kommt es zu schweren Unfällen, die in vielen Fällen auch tödlich enden. 5) 4) 2)

Kinder arbeiten unter denselben gefährlichen Konditionen wie ihre erwachsenen Pendants. Da die Kinderarbeiter nicht die körperliche Kraft besitzen und sich in der Wachstumsphase befinden, sind sie dementsprechend sogar noch anfälliger für Unfälle und Krankheiten. Die Inhaber von Bangladeschs Abwrackwerften behandeln zudem Kinderarbeiter noch erniedrigender, indem sie ihnen oft nur zwei magere Mahlzeiten am Tag und einen mit anderen Kinderarbeitern geteilten Schlafplatz als Vergütung für ihre Arbeit zusichern. Die Kinderarbeiter werden auf täglicher Basis nach dem Ende ihrer 11-12 Stundenschicht ausbezahlt. Falls Sie erkranken sollten und deshalb nicht auf der Arbeit erscheinen, erhalten sie auch keinerlei Bezahlung. Ihr Job kann desweiteren jederzeit von dem Arbeitgeber gekündigt werden. Sie besitzen keinerlei Vertrag und sind nirgendwo erfasst oder registriert. 2) 3)

In Bangladesch existieren keine offiziellen Zahlen über die exakte Zahl der durch die prekären Bedingungen getöteten Kindern vor, allerdings schätzen NGOs, die Zahl aller Todesfälle (Erwachsener- und Kinderarbeiter) auf mehrere Hundert pro Jahr. Die mangelnde Registrierung von Kinderarbeitern lässt eine viel höhere Dunkelziffer als durchaus wahrscheinlich erscheinen. 3)

Ausbeutung der armen Kinderarbeiter durch Abwrackwerften Besitzer

Bangladesch-Flagge: © David_Peterson [Pixabay License] – pixabay
Der Hauptfaktor, welcher Kinder dazu drängt, diesen gefährlichen Job auf sich zu nehmen und unter ausbeuterischen Verhältnissen zu arbeiten, ist die starke Armut, welche in Bangladesch herrscht. Der Schulbesuch ist nach wie vor zu teuer für arme Familien aus den ländlichen Regionen, die für die Schuluniformen und den Transport aufkommen müssen. Die Bildungsausgaben können in bestimmten Regionen Bangladeschs ein Drittel des gesamten Familieneinkommens ausmachen. Da das Bildungssystem nicht unbedingt unmittelbare Aussichten auf qualifiziertere Arbeitsplätze und ein höheres Einkommen bietet, sind die ärmsten Familien, die Tag für Tag um das überleben kämpfen, nicht in der Lage, langfristig an die Zukunft ihrer Kinder zu denken. Die Inhaber von Abwrackwerften nutzen diese Situation der armen Familien schamlos aus und rekrutieren vorzugsweise Kinderarbeiter, da sie im Vergleich zu den Erwachsenen eine billigere Arbeitskraft darstellen, die leicht zu kontrollieren ist. 2)

Europäische Reedereien unterstützen Kinderarbeit

Obwohl es möglich wäre, Schiffswracks in Europa oder anderen Industrieländern ordnungsgemäß zu entsorgen, beharrt die überwiegende Mehrheit der europäischen Reedereien darauf, ihre Schiffe an den Stränden Südasiens kostengünstig und in einer für die lokalen Arbeiter hochgradig gefährlichen Weise abwracken zu lassen. Diese Reedereien unterstützen damit unmittelbar die Ausübung von Kinderarbeit und deren Ausbeutung. 6)

Laut der NGO „Shipbreaking Platform“, welche sich mit der Problematik der Schiffsabwrackung auseinandersetzt, belegte Deutschland 2017 den traurigen Spitzenplatz als das Land, das die höchste Zahl von Schiffen zur unsauberen und gefährlichen Abwrackung nach Südasien schickte. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung der Regierung von Bangladesch, der Reedereien und der westlichen Industriestaaten können die Arbeitsbedingungen in den Werften von Bangladesch verbessert werden. Darüber hinaus sind strengere internationale Gesetze und Normen der Europäischen Union erforderlich, damit die in den Werften arbeitenden Kinder wieder in die Schule geschickt werden können, sodass der brutale Kreislauf der Ausbeutung gestoppt werden kann. 6)

  1. statista.com: Länder mit den meisten Schiffsverschrottungen weltweit im Jahr 2019 ; stand 15.06.2020
  2. shipbreakingplatform.org: Childbreaking Yards Child Labour in the Ship Recycling Industry in Bangladesh; aufgerufen am 15.06.2020
  3. industriall-union.org: Cleaning up shipbreaking the world‘ s most dangerous job; stand 15.06.2020
  4. salon.com: Shipbreaking: World’s most dangerous job?; stand 15.06.2020
  5. umweltbundesamt.de: Asbest; stand 15.06.2020
  6. weser-kurier.de: Deutschland ist Abwrack-Weltmeister; stand 15.06.2020



Umfrage
Was bewirkt unsere Arbeit?
Um zu erfahren, was unsere Kampagne "Aktiv gegen Kinderarbeit" bewirkt, bitten wir dich um Antwort auf zwei kurze Fragen:

Hast du hier Neues erfahren?

Willst du möglichst nur noch Produkte ohne ausbeuterische Kinderarbeit kaufen?

Anregungen, Kritik oder sonstige Anmerkungen:




2 Gedanken zu „Die Schiffsabwrackung in Bangladesch eine der weltweit tödlichsten Arbeiten“

  1. Very good work. Child labour is very common in Bangladesh, India and Nepal. It is rightly mentioned in this article that child labour is not registered. Therefore, estimating the number of child working in these industries by ngo’s and other organisations in is a difficult task. Engaging in child labour also means a child is in contact with criminal activities (informal work) which keep their life at stake. As mentioned in this article, reason for children involving in child labour is due to the fact that high poverty rate prevails in Bangladesh. Education is expensive. To prevent exploitation of children one must ensure that basic shelter, food clothing. Education, books, skill training should be affordable by everyone.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert