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Bangladesch: Sexuelle Ausbeutung von Kindern kennt keine Grenzen

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Kinderprostitution ist ein Milliardengeschäft. Weltweit werden rund 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen zum Sex gezwungen, schätzt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF). Der Massentourismus hat dazu geführt, dass immer mehr Kinder auch von Reisenden sexuell missbraucht werden. Dabei geht der Trend zu immer jüngeren Kindern. Nach einer Studie der Freien Universität Berlin reisen jedes Jahr etwa 400.000 Deutsche als Sex-Touristen ins Ausland. Touristen machen aber nur einen Bruchteil der Kunden aus, die Kinder in Asien oder Lateinamerika sexuell missbrauchen, die meisten Täter sind Einheimische. 1) 2)

Bangladesch ist eins der wenigen muslimischen Länder, in denen Prostitution legal ist. Das Gesetz besagt, dass eine Frau nur dann eine Prostituierte sein kann, wenn sie volljährig ist und nachdem sie eine eidesstattliche Erklärung unterschrieben hat, mit der versichert wird, dass sie keine andere Arbeit finden kann und freiwillig handelt. Trotz solcher Gesetze hat das kriminelle System verschiedene Wege gefunden, diese zu umgehen. Die Mädchen werden von Menschenhändlern an Zuhälter für 200 bis 1000 Euro verkauft, je nach Alter, Aussehen und Jungfräulichkeit. Diese Leute zwingen sie dann, eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben. Dies gelingt unter der Aufsicht von korrupten Behörden. Die Mehrheit der Prostituierten in Bangladesch lebt in Bordellen, wobei eine geringere Anzahl von Kindern in Hotelzimmern, Parks, Bahnhöfen und Bushaltestellen sowie in Mietwohnungen ausgebeutet wird. 3) 4)

Im Bezirk Tangail befindet sich das Bordell Kandapara, das älteste und zweitgrößte Bordell des Landes. In den letzten 200 Jahren hat sich das Bordellviertel in eine Stadt innerhalb der Stadt entwickelt, umgeben von einer Mauer. Der Mikrokosmos soll über seine eigenen Regeln und Machthierarchien verfügen, die sich stark von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden. Wie der Wächter berichtet: „Am untersten Ende der Rangordnung stehen jene Kinderprostituierten, die nicht hier geboren, aber von ihren bettelarmen Familien an Menschenhändler verkauft wurden. Im Alter von 12 bis 14 Jahren werden sie nach Kandapara gebracht und in die Obhut einer älteren Prostituierten gestellt. Hier haben sie keine Rechte, nur Schulden. Sie dürfen das Bordell nicht verlassen, müssen ihren gesamten Verdienst an die Frau, bei der sie leben, abtreten. Die wieder zahlt einen hohen Beitrag an jene Zuhälter, denen die Kinderprostituierte gehört – nur das Geld, mit dem sie sich und das Mädchen ernährt, darf die Unterkunftgeberin behalten.“ Den jüngsten von ihnen werden manchmal Steroide wie Oradexon gegeben, eine kostengünstige und schnelle Methode, um den Körper reif aussehen zu lassen. Oradexom wird in großen Mengen von Landwirten verwendet, um Tiere vor dem Verkauf praller erscheinen zu lassen. Jedoch macht es süchtig und hat schwerwiegende Folgen für die Gesundheit, vor allem für Leber und Nieren. Dabei werden Drogen und Alkohol in großen Mengen verzehrt, weil es ihnen bei der Arbeit hilft. Die Folgen für die sexuell missbrauchten Kinder sind weitreichend. Schwere psychische Erkrankungen wie Traumata. Oft haben sie nicht einmal genug Geld zu Essen, oder sich eine Gesundheitsfürsorge zu leisten, deshalb sind sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV/AIDS weit verbreitet. So ist die Lebenserwartung sehr gering. 2) 5) 6) 7)

Anfangs ist es ihr Traum, die Schulden abzubezahlen (laut Schätzungen der Hilfsorganisationen dauert es fünf Jahre) und frei zu sein, nichtsdestotrotz bleiben die meisten lebenslang im Bordell tätig. Sie glauben, dass es nicht mehr möglich ist ein Teil der Gesellschaft zu werden. Bis vor kurzem konnten die Frauen sich nicht außerhalb des Bordells aufhalten, durften keine Schuhe tragen und auf dem Friedhof beerdigt werden. Nun haben sie sich beim Bürgermeister durchgesetzt, auf einem Friedhof begraben zu werden, jedoch lässt die Stigmatisierung und Ausgrenzung nicht nach. Letztendlich sind sie sich dessen bewusst, so lässt diese Hoffnungslosigkeit die Frauen wie Geister leben. Die Prostitution hat so nicht nur Kontrolle über ihren Körper, sondern auch über ihren Kopf. 2) 7)

 

  1. Humanium: Kindheit in Bangladesch – ausgebeutet zwischen Prostitution und Werkstätten, Artikel vom 6.3.2017
  2. Spiegel Online: Bordell in Bangladesch, Frauen leben wie Geister, Artikel vom 1.8.2012
  3. Spiegel Online: Bordell in Bangladesch, Frauen leben wie Geister, Artikel vom 1.8.2012
  4. Lifegate: From Bangladesch brothels, the voices of the prostitutes trapped in the prison of sexual slavery, Artikel vom 19.2.2019
  5. Lifegate: From Bangladesch brothels, the voices of the prostitutes trapped in the prison of sexual slavery, Artikel vom 19.2.2019
  6. Woman: Erschütternd: das Kinderbordell in Bangladesch, Artikel vom 16.6.2016
  7. Der Wächter: Ergreifende Fotos enthüllen, wie es in einem legalen Bordell in Bangladesch zugeht, Artikel vom 15.3.2017



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