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Ausbeutung in Indien: Kinder armer Familien profitieren nicht von Gesetzesänderung

Kinderarbeit ist in Indien weit verbreitet und gefährdet die Entwicklung von Kindern und JugendlichenKinderarbeit ist in Indien weit verbreitet und gefährdet die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen |  Bild:  © Samrat35 - DreamstimeKinderarbeit ist in Indien weit verbreitet und gefährdet die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen

Kinderarbeit ist in Indien weit verbreitet und gefährdet die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen | Bild: © Samrat35 - Dreamstime

Vergangenen Dienstag verabschiedete das Oberhaus des indischen Parlaments eine Änderung zum Kinderarbeitsgesetz. Um den Einsatz von über zehn Millionen Kindern zu bekämpfen, wird die Rechtsprechung nun strenger werden. Kinder in Indien werden vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt, aber auch im industriellen Sektor sind sie oft beliebte Arbeitskräfte, da ihre kleineren Hände feine Arbeiten verrichten können. Kinder sind außerdem leichter zu kontrollieren als Erwachsene und vor allem kostengünstiger. Besonders die Schulbildung der Kinder leidet unter der Arbeit. 1)

Das verbesserte Gesetz wurde vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) begrüßt und verbietet Arbeit in jeglicher Form für Kinder bis 14 Jahre. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren sollen ebenfalls besser geschützt werden. Sie dürfen künftig keine gefährlichen Arbeiten mehr verrichten. Damit soll auch der Anteil der vorzeitigen Schulabgänger verringert werden. Aufgrund der hohen Kinderarbeitsquote ist es wenig verwunderlich, dass ein großer Teil der in Indien lebenden Kinder gar nicht oder unregelmäßig eine Schule besucht. Über 39 Prozent der Jungen und knapp 33 Prozent der Mädchen brachen einer Studie der Datenbank U-DISE zufolge in den Jahren 2013 und 2014 ihre Schulausbildung ab. Eine Untersuchung des indischen Bildungs-Informations-Zentrums ASER kam zu dem Ergebnis, dass 2014 jeden Tag nur etwa 71 Prozent der eingeschriebenen Schüler tatsächlich den Unterricht besuchten. Durch die Abhängigkeit vieler Familien von dem Einkommen ihrer Kinder ist auch die hohe Zahl an Analphabeten unter den Jüngsten der Gesellschaft bedingt. Die jungen Erwachsenen haben später schlechtere Berufschancen und geraten in einen Teufelskreis aus Armut und Perspektivlosigkeit. 2)

An dem verschärften Gesetz ist kritisch zu betrachten, dass Kinder jeden Alters weiterhin „verschiedene Formen der Arbeit“ verrichten dürfen, wenn dies nach der Schule in Familienbetrieben geschieht. In vielen Industriezweigen ist es üblich, große Teile der Produktion auszulagern. 3) Beispiele hierfür sind die Teppich- sowie die Zigarettenindustrie. Das bedeutet, dass Arbeiter von ihrem Zuhause aus Produkte fertigen. Da nicht nachprüfbar ist, ob Kinder in ihren Familien helfen oder illegal als externe Arbeiter von Firmen beschäftigt werden, wird die Ausbeutung von Kindern weiterhin möglich sein. Auch die Unterscheidung von gefährlicher und nicht-gefährlicher Arbeit bei Kindern ist mehr als zweifelhaft. Die Entwicklung von Jugendlichen über 14 Jahre wird auch durch ungefährliche Beschäftigung gehemmt. Hinzu kommt, dass die Gesetzesänderung die Liste der gefährlichen Arbeitsfelder für Kinder verkürzen wird. UNICEF und weitere Kinderrechtsaktivisten kritisierten diese Schlupflöcher scharf. Besonders arme Familien seien auf das Einkommen ihrer Kinder angewiesen und werden diese weiterhin arbeiten lassen, wenn dies vom Gesetz geduldet wird. 1)

Auch wenn die Verschärfung des Kinderarbeitsgesetzes sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung ist und einige Kinder und Jugendliche besser schützen wird, geht es eindeutig nicht weit genug. Der in Indien anerkannte Artikel 32 der „Konvention über die Rechte des Kindes“ der Vereinten Nationen spricht Kindern das Recht zu, vor wirtschaftlicher Ausbeutung und jeglichen Arbeitsformen geschützt zu werden, die in irgendeiner Weise gefährlich sind oder Gesundheit, Bildung und Entwicklung der Kinder beeinträchtigen. Diesen Artikel sollte das indische Parlament schnellstmöglich und umfassend umsetzen, da das Land sonst Gefahr läuft, sich seiner eigenen Zukunft zu berauben. 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. UNICEF: UNICEF concerned about amendments to India’s Child labour Bill; 25. Juli 2016
  2. Business Standard: Child Labour Amendment Bill: Welcome move, but concerns persist; 24. Juli 2016
  3. Radio Vatican: Indien: (Fast) vollständiges Verbot von Kinderarbeit; 22. Juli 2016



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