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Ehemalige Kindersoldaten dienen nun dem US-Militär

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Das britische Unternehmen für Sicherheits- und Risikomanagement „Aegis Defence Services“ soll Söldner aus Sierra Leone einstellen, um im Irak zu arbeiten. Dies berichtete ein ehemaliger Vorstand der Firma. Jene wurden aus Kostengründen rekrutiert, ohne zu überprüfen, ob sie jemals als Kindersoldaten aktiv waren.  James Ellery, Direktor der Firma von 2005 bis 2015, spricht von einer Verpflichtung gegenüber Sierra Leone, die Arbeitslosigkeit zu verringern und gleichzeitig Kosten für die US-Präsenz im Irak zu reduzieren. Da man sich die Soldaten aus Europa nicht leisten kann, schaut sich das Unternehmen seit 2011 in Afrika nach Arbeitskräften um. Davor wurden britische, amerikanische und nepalesische Sicherheitskräfte eingestellt.

In Vertragspapieren stehen die Kosten für die afrikanischen Soldaten. 16 Dollar pro Tag ist ihr Lohn. Während die Firma Kindersoldaten mobilisierte, war Ellery gleichzeitig auch als Stabschef der UN-Mission in Sierra Leone tätig. Die Mission bezweckte die Demobilisierung von Kindersoldaten und deren Reintegration in einen friedlichen Alltag. 1)

Ein dänischer Filmemacher stellte in seiner Dokumentation „The Child Soldier´s New Job“ heraus, dass sich unter den schätzungsweise 2.500 Sicherheitskräften aus Sierra Leone auch viele Kindersoldaten befinden.
Mads Ellesøe möchte den Westen auf die Konsequenzen der Kriegsprivatisierung aufmerksam machen. Die Firme Aegis verfolgt wie jedes andere Unternehmen wirtschaftliche Interessen. Auf der Suche nach den billigsten Arbeitskräften wird man bei ehemaligen Kindersoldaten fündig. Hinter der Ungleichverteilung des Gehalts für militärische Einsätze steckt ein verinnerlichter Rassismus. Gleiche Risiken werden ungerecht vergütet.

Detaillierte Zeugenaussagen berichten von der Zeit der Kindersoldaten im Bürgerkrieg, während Dokumente die Anstellung dieser bei Aegis bezeugen. Jedesmal wenn Gibrilla Kuyateg eine Waffe in der Hand hält, erinnert ihn das an seine Vergangenheit. Gibrilla wurde mit 13 Jahren von Rebellen, die seine Mutter töteten, entführt. Er beschreibt, wie er Gliedmaßen anderer Menschen amputieren musste. Nicht immer hatte er scharfe Instrumente dafür zur Verfügung. Außerdem wurde ihm beigebracht, eine AK-47 zu benutzen, welche er in seinem Alter kaum tragen konnte.
Kindersoldaten wurden im Bürgerkrieg von Sierra Leone rekrutiert, misshandelt und vergewaltigt und desweiteren dazu gezwungen, Menschrechtsverletzungen wie Sexualsklaverei, Vergewaltigungen und Mord durchzuführen. 2)
Der Krieg dauerte von 1991 bis 2002 und war einer der gewalttätigsten Konflikte der postkolonialen Ära in Afrika. 3)

Aegis wurde im Jahr 2002 von Tim Spicer gegründet. Schon damals stand er im Mittelpunkt des Skandals „arms to Africa“. Sein damaliges Unternehmen Sandline war dafür da, Sanktionen für Waffenimporte nach Sierra Leone zu umgehen.
Im gleichen Jahr endete auch der Bürgerkrieg im Land. Die internationale Gemeinschaft spendete Millionen von Dollar für die Demobilisierung von 75.000 Kriegern, darunter mehr als 7.000 Kinder. Doch auch wenn die Bürger des Landes durch die UN-Mission profitierten, bleibt es immer noch eines der weltweit ärmsten. Und dieses Land wird wie auch Kenia und Uganda seit 2009 für militärische Aktionen im Irak ausgebeutet.

Ellery begründet das Nichtüberprüfen der Angestellten folgendermaßen: Würde man Arbeit suchende, ehemalige Kindersoldaten ausschließen, käme dies einer Bestrafung für deren Vergangenheit gleich. UN-Regulationen besagen, dass Kindersoldaten für ihre Taten nicht verantwortlich gemacht werden dürfen. Deswegen dürfen sie gemäß der Menschenrechte nicht bei ihrer Arbeitssuche diskriminiert werden. 1) Die UN-Mission wird dadurch jedoch zunichte gemacht.

In den Gesichtern der Menschen, welche in der Dokumentation zu sehen sind, sieht man deren Ausweglosigkeit. „Seit meiner Kindheit besteht mein Leben aus Waffen“ – und es gibt keine Alternative.
Es existiert ein großer Unterschied zwischen dem, was wir uns im Westen unter Kriegen vorstellen und dem, was wirklich passiert im 21. Jahrhundert. Nicht nur für die jungen Menschen, auch für die Sicherheit könnte es nichts Schlimmeres geben, als die Rekrutierung und Ausbeutung der Kindersoldaten. Von missbrauchten Kindersoldaten werden diese nun zum Teil der US-Army, zu „Beschützern“ der amerikanischen Bürger. 4)

Anstatt ehemalige Kindersoldaten, die eine grausame Vergangenheit im Krieg hinter sich haben, aus Geldmangel wieder in den Krieg zu befördern, sollten ihnen faire, friedliche Jobs angeboten werden, wie damals von der UN-Mission vorgesehen. Hier sieht man einmal mehr, wie einst gute Ziele im Sinne der Humanität und des Mitgefühls mit den Jahren hinter wirtschaftlichen Interessen des Westens verloren gehen.

  1. theguardian.com: UK firm ´employed former child soldiers´ as mercenaries in Iraq – Stand 17.04.2016
  2. youtube.com: UK private military firm hired ex child soldiers from Sierra Leone for Iraq ops – Stand 17.04.2016
  3. bpb.de: Der Weg zum Frieden – Stand 09.08.2007
  4. vimeo.com: The Child Soldiers New Job Trailer – Stand 16.04.2016



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