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Unsere billigen Smartphones beruhen auf Kinderarbeit

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Das Smartphone ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – für soziale und berufliche Kontakte, die Informationsgewinnung und zur Unterhaltung ist es uns ein ständiger Begleiter. Ein elementares Material für die Herstellung von Smartphones und anderen Elektroartikeln ist Kobalt. Für den Abbau dieses Rohstoffs riskieren Menschen täglich ihr Leben – darunter tausende Kinder. Aus dem am 19. Januar 2016 veröffentlichten Bericht „This is what we die for“ von den Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Afrewatch ( African Resources Watch ) geht hervor, dass alle bedeutenden globalen Elektronikhersteller wie Sony und Apple keine kinderarbeitsfreie Produktion garantieren können. 1)

Kobalt wird für wiederaufladbare Batterien und Akkus verwendet, die für alle modernen Elektronikprodukte wie Smartphones, Laptops und auch Autos unabdingbar sind. Der Abbau des Kobalts in der Demokratischen Republik Kongo erfolgt unter menschenunwürdigen Bedingungen: Die Arbeiter schuften oft 12 Stunden täglich, manche sind über 24 Stunden untertage. Beim Abbau in den Minen sind sie von Einstürzen bedroht, das Auswaschen der Mineralien erfolgt unter der sengenden Sonne. Die meisten Arbeiter haben keine Sicherheitsausrüstung oder Schutzkleidung. Viele klagen über Probleme der Atemwege und extreme Rückenschmerzen – das alles für einen Hungerlohn von ein oder zwei Dollar pro Tag. Unter den Arbeitern befinden sich viele Kinder, manche sind nicht älter als sieben Jahre. Das Kinderhilfswerk UNICEF schätzte 2014, dass etwa 40.000 Minderjährige allein in den Minen des Südens in der DR Kongo arbeiten. Besonders für Kinder ist der Umgang mit Kobalt ohne Schutzkleidung extrem gesundheitsgefährdend. Durch die Arbeit bleibt vielen Kindern der Schulbesuch verwehrt. 2)

Das Kobalt wird über Zwischenhändler an das chinesische Unternehmen Huayou Cobalt, einer der größten Kobaltverarbeiter weltweit, verkauft. Batterie- und Akkuhersteller kaufen bei dem Unternehmen ein und beliefern international bekannte Unternehmen wie Apple, Dell, Lenovo, LG und Samsung, aber auch Daimler und VW. 3)

Die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen stehen in enormem Gegensatz zu dem Wohlstand, den diese Unternehmen mit ihrer glänzenden Welt aus modernster Technologie ausstrahlen. Die meisten der Unternehmen berufen sich auf eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kinderarbeit. Allerdings ist dies unnütz, solange die Lieferketten intransparent sind und keine Kontrolle der Arbeitsbedingungen erfolgt.

Dafür plädiert Amnesty International sowohl an die Unternehmen als auch an die Regierungen, für mehr Transparenz in den Lieferketten und Mindeststandards in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Sicherheit zu sorgen. 2)   „Globale Unternehmen dürfen sich nicht darauf berufen, dass sie angeblich nicht überprüfen können, woher wichtige Mineralien in ihrer Produktion kommen.“, so Verena Haan von Amnesty International Deutschland.“ Ein Bruchteil der Milliardenprofite pro Jahr könnte dafür investiert werden, die Arbeitsbedingungen in allen Herstellungsschritten zu überprüfen. 4)

Die Demokratische Republik Kongo ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt – und hat reiche Rohstoffvorkommen. Aus der DR Kongo stammt mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts. 5) Anstatt aber dem Land und der Bevölkerung zu nützen, erfolgt der Abbau unter enormer Ausbeutung, an der sich die korrupte Regierung, globale Unternehmen und letztlich auch wir als Konsumenten bereichern.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Amnesty International: Smartphone-Hersteller profitieren von Kinderarbeit – Stand 21.01.2016
  2. Amnesty International: Exposed: Child labour behind smart phone and electric car batteries – Stand 21.01.2016
  3. taz: Kongos blaues Wunder – Stand 21.01.2016
  4. Business& Human Rights Resource Centre: Amnesty Itl.& Afrewatch report exposes child labour behind smart phone& electric car batteries – Stand 21.01.2016
  5. Spiegel Online: Kobaltminen im Kongo: Kinderarbeit fürs Smartphone – Stand 21.01.2016



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3 Gedanken zu „Unsere billigen Smartphones beruhen auf Kinderarbeit“

  1. Momentan wird die Klimahysterie aufgebauscht und zu CO2-Einsparungen aufgerufen; aber reale Probleme wie dieses werden nicht thematisiert, leider!

    Unsereiner besitzt ein fast 10 Jahre altes Klapphandy (ohne Internetzugang),
    aber ein gebraucht erworbenes Laptop. Bin ich dann auch mit-schuldig an dem Elend der Kinderarbeit für unsere digitalisierte Welt?

  2. Wenn man sich für dieses Thema interessiert, gibt es dazu einen interessanten Buchtipp:
    „Das Coltan-Spiel“ von Tim Berger. Erhältlich bei Amazon.de.
    Ein spannendes Buch über die Lage im Kongo, seine natürlichen Reichtümer und deren Ausbeutung durch die westliche Welt. Ein faszinierender Polit-Thriller.

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