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Hört die Kinderarbeit auf US-Tabakplantagen von Philip Morris nun endlich auf?

Tabak wird getrocknet. |  Bild:  © Tandemich - Dreamstime.com

Tabak wird getrocknet. | Bild: © Tandemich - Dreamstime.com

Die USA sehen sich selbst gerne als eines der modernsten Länder der Welt. Ein Land, in dem jeder frei sein und sich selbst verwirklichen kann. Die Realität sieht jedoch oft gänzlich anders aus. Zum Beispiel in der Tabakindustrie. Eigentlich sollte es in einem Industriestaat, der sich selbst als das perfekte Land sieht, keine ausbeuterische Kinderarbeit geben. Für den Tabakriesen Philip Morris International jedoch arbeiteten bis letztes Jahr viele Kinder, manche davon nicht einmal zehn Jahre alt, auf den Tabakfeldern, obwohl Philip Morris sich strikt gegen Kinderarbeit ausspricht.

Ende letzten Jahres wurde durch einen Bericht von Human Rights Watch bekannt, dass es in den USA viele Kinder und Jugendliche gibt, die auf US-Tabakplantagen arbeiten. Diese klagten oft über Übelkeit, Schwindelanfälle und den Drang, sich zu übergeben. Das sind alles Symptome einer Tabakvergiftung, die bei Missachtung einiger Regeln bei der Pflege der Tabakpflanzen vorkommen. Die sogenannte „Green Tobacco Sickness“. Zusätzlich kam es vor, dass die Kinder aggressiven Pestiziden ausgesetzt waren. Viele der Minderjährigen arbeiteten 50 bis 60 Stunden die Woche, teilweise in extremer Hitze. Auf Dauer führen diese Umstände dazu, dass die Kinder anfälliger für bestimmte Krankheiten sind und empfindlicher auf bestimmte Chemikalien sowie Nikotin reagieren. 1)

Philip Morris, der größte Zigarettenproduzent der Welt, reagierte mit einer Veränderung in seiner Lieferkette. Statt wie bisher die Blätter direkt von den Bauern zu beziehen, arbeitet der Konzern nun mit Drittfirmen zusammen. Vor allem mit den weltgrößten Firmen dieser Sparte, Alliance One International und Universal Corporation wird Philip Morris in Zukunft zusammenwirken. Dieser Schritt zwingt die Zulieferer dazu, die strikte Unternehmenspolitik von Philip Morris bezüglich Kinderarbeit anzunehmen und so potentiell viele Kinder vor den ausbeuterischen Bedingungen, denen sie jetzt ausgesetzt sind, zu schützen. 2)

Der Schritt von Philip Morris wird durchaus als positiv aufgefasst. Auch wenn das Unternehmen durch diesen Schritt die Verantwortung einfach weitergibt und sich ihr so entzieht. Doch auch wenn die Lieferanten es ernst meinen und die Plantagen kontrollieren, ist das nur einer von vielen nötigen Schritten, um ausbeuterische Kinderarbeit in den USA zu beseitigen. Es wird noch genug Zigarettenhersteller geben, die auch Tabak von Bauern beziehen die Kinder beschäftigen. Es bräuchte in den USA endlich ein Gesetz, welches Kinderarbeit verbietet. Auch Marken wie Altria und R.J. Reynolds sprachen sich für eine Verschärfung des Arbeitsrechtes aus. Zwar wollen sie nur ein Verbot auf Plantagen für Jugendliche unter 16 Jahren, doch selbst diese Regelung wäre ein Anfang. Philip Morris spricht sich übrigens für ein komplettes Verbot von Kinderarbeit aus, das heißt von Arbeitern unter 18. Ein Gesetzesvorschlag von 2011, der von der Obama Regierung vorgelegt wurde, und zumindest allen Kindern unter 16 Jahren die Arbeit auf Tabakfeldern verbieten sollte, wurde von den Republikanern und landwirtschaftlichen Lobbygruppen blockiert. 3)

Im April dieses Jahres veröffentlichten über 60 Nichtregierungsorganisationen einen offenen Brief, in dem sie sich gegen Kinderarbeit auf amerikanischen Tabakplantagen aussprechen und für ein Verbot plädieren. 4)  Ob es ohne den offiziellen Widerstand von Philip Morris dieses Mal möglich sein wird, ein Gesetz zu verabschieden, welches die Kinderarbeit auf US-amerikanischen Tabakfeldern verbietet, bleibt abzuwarten. Einer Branche, die in der Vergangenheit mit allen Mitteln versuchte, und es in Entwicklungsländern immer noch versucht, selbst kleinen Kindern das Rauchen schmackhaft zu machen, darf in dieser Hinsicht nicht vertraut werden. Selbst in der heutigen Zeit versuchen die großen Zigarettenfirmen immer noch, die Gesundheitsschäden, die durch den Zigarettenkonsum entstehen können, herunterzuspielen oder zu vertuschen. Deshalb wird sich wohl erst wenn das Medieninteresse abgenommen hat und sich Aktivisten oder NGOs mit dem Thema beschäftigten, herausstellen, ob es den Marken wirklich um den Schutz der Kinder geht, oder nur um die positive Publicity, die sie im Moment mit solchen Forderungen bekommen.

  1. Human Rights Watch: US: Ban Hazardous Child Labor in Tobacco Farming – zuletzt aufgerufen am 08.09.15
  2. Human Rights Watch: US: Tobacco Giant’s Move Could Reduce Child Labor – zuletzt aufgerufen am 08.09.15
  3. The New York Times: A Ban on Child Labor in Tobacco Fields – zuletzt aufgerufen am 08.09.15
  4. Human Rights Watch: NGO letter supporting Children Don’t Belong on Tobacco Farms Act – zuletzt aufgerufen am 08.09.15



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