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Nachweispflicht für Grabsteine aus Kinderarbeit soll in Freiburg gestrichen werden

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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In Freiburg will die Steinmetz-Lobby die Nachweispflicht für Grabsteine kippen. 2012 wurde in ganz Baden-Württemberg beschlossen, diese Nachweispflicht für kinderarbeitsfreie und faire Grabsteine in alle Friedhofssatzungen aufzunehmen. So wurde der Beschluss damals auch in die Satzung von Freiburg eingeführt.

Nun scheint sich die positive Entwicklung hinsichtlich eines verantwortungsvollen Umgangs mit den Grabsteinen jedoch umzudrehen. In Stuttgart und in Kehl haben Steinmetze gegen die vermeintlich aufwendige Nachweispflicht geklagt – und haben vor dem Verwaltungsgericht in Mannheim Recht bekommen. Laut Aussagen der Steinmetze ist die Klage darauf zurückzuführen, dass es keine unabhängigen und staatlich kontrollierten Siegel gäbe und somit „kinderarbeitsfreie-Steine“ nicht garantiert seien. Das würde auch für die in der Freiburger Friedhofssatzung genannten Zertifikate von Xertifix und Fair Stone zutreffen.

Dieses Gerichtsurteil ist kontraproduktiv, reiht sich jedoch in die sich mittlerweile anhäufenden Gerichtsurteile ein. Die Bildhauer- und Steinmetzinnung Freiburgs haben zwar noch nicht geklagt, haben jedoch auf die Gerichtsurteile verwiesen. Daraufhin gingen bereits die Kontrollen für Grabsteine zurück. Man wäre zurückhaltender bei den Kontrollen geworden, gibt der Leiter der Eigenbetriebs Friedhöfe in Freiburg, Martin Leser zu.

Wolfgang Jakob, Innungs-Obermeister, begrüßt die Gerichtsentscheidung aus Mannheim. Er selbst würde auch gerne die Nachweispflicht aus der Satzung streichen. Kinderarbeit müsse unterbunden und verboten werden. Aber „In einem Steinbruch kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen, da haben die Inder und Vietnamesen inzwischen längst große Maschinen.“, so würde es auch nichts schlimmes sein, die Nachweispflicht zu streichen. „Die wollen auch Geld machen.“ 1) , mit diesem Satz lässt Wolfgang Jakob, seinem Zweifel an den Zertifikaten der Organisationen, klar erkennen.

Kinderarbeitsexperte Benjamin Pütter, Mitbegründer von Xertifix, gibt zu bedenken, dass die Kontrollen dazu geführt haben, dass die Kinderarbeit in den Steinbrüchen deutlich zurück gegangen sei. Ein Riesenerfolg, der momentan dabei ist, vernichtet zu werden. Zudem bemängelt er an den Gerichtsprozessen, dass die Organisationen, die diese Zertifikate ausstellen, gar nicht angehört wurden, sich so also auch nicht verteidigen konnten. 1)

Der Gerichtsprozess spiegelt also ein ziemlich einseitiges Verhalten des Gerichts wieder. Und macht deutlich, dass eine optimale Lösung des Problems, aus Sicht der Steinmetze, noch nicht gefunden wurde.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Badische Zeitung: Steinmetz-Lobby will Nachweispflicht wegen Kinderarbeit kippen – aufgerufen am 10.09.2015



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Ein Gedanke zu „Nachweispflicht für Grabsteine aus Kinderarbeit soll in Freiburg gestrichen werden“

  1. Es ist unglaublich. Die Natursteinindustrie ist eher bereit eine Klagewelle gegen Satzungen der Kommunen zu führen, als eine Verbesserung der Kinder in Indien herbeiführen. In den Steinbrüchen vor Ort in Indien gilt nach wie vor zunächst das Geschäft, dann die Menschenrechte.
    Den vielen Menschen die sich für die Kinder in Indien einsetzen, möchte ich danken. Die Natursteinindustrie führt weiter Klagen, ohne zu belegen, dass es in den Steinbrüchen keine Kinderarbeit gibt.
    Viele Grüße
    J.Vans

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