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Ghanas versklavte Kinder

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Menschenhandel ist ein Unrecht, das gegen Männer, Frauen und Kinder verübt wird. Die Bedingungen unter denen die Opfer arbeiten müssen, sind meist unmenschlich und die moderne Form der Sklaverei. So lautete die Stellungnahme des ghanaischen Parlaments zu einem Beitrag über den Bericht über Menschenhandel der Vereinigten Staaten von 2014. Die Parlamentsmitglieder zeigten sich besorgt über den Umfang von Menschenhandel in Ghana. Besonders junge Mädchen werden für Haushaltsarbeiten weit weg von ihrem Zuhause verschleppt. Die Parlamentarier forderten eine bessere Ausstattung der Anti-Menschenhandel Einheit der Polizei.

Ghana gilt nicht nur als Quelle und Transitland für Menschenhandel, sondern auch als Ziel von Verschleppungen. Dem Bericht zufolge ist in Ghana intra-staatlicher Menschenhandel jedoch geläufiger als transnationaler. Besonders in der Volta-Region und den ölreichen westlichen Regionen werden viele Kinder zur Arbeit gezwungen. Dort müssen sie auf Fischerbooten, in fremden Haushalten oder in der Landwirtschaft arbeiten. Zahlreiche Jungen und Mädchen werden auch zum Betteln gezwungen oder müssen in den heimischen Goldminen schuften. 1)

Nach Angaben des US-amerikanischen Arbeitsministeriums gab es 2010 geschätzte 2,7 Millionen Kinderarbeiter in Ghana. Das entspricht einem Anteil von 43 Prozent aller ghanaischen Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren. Die meisten von ihnen arbeiten in der Landwirtschaft, der Fischerei oder in kleinen Mienen. 2)

In Zentralghana, einer der ärmsten Regionen des Landes, gibt es die höchste Rate an Kinderarbeit und Menschenhandel. Hier liegt auch der Volta-See. Er ist mit 8.502 Quadratkilometern der größte Stausee der Welt. Umgeben ist der Stausee von vielen ärmlichen Fischerdörfern. Ghanas florierende Fischindustrie wird getragen von rund 50.000 arbeitenden Kindern, von denen ein Großteil verkauft oder verschleppt wurde, um als Sklaven zu schuften. 3)

Kinderarbeit und Menschenhandel sind bekannte Phänomene in Ghanas Fischerei Sektor. Sie sind in einem engen Zusammenhang mit traditionellen Ansichten und enormer Armut zu sehen. Manche Eltern geben ihre Kinder für die unglaublich geringe Summe von 50 US-Dollar weg. Dabei ist die Gefahr, dass sie einander niemals wieder sehen, sehr groß. Die Todesrate von Kinderarbeitern in der Fischerei ist erschreckend hoch. Eltern, die zu solchen Maßnahmen greifen, haben häufig keine andere Wahl, als ihre Kinder wegzugeben. Die meisten der Kinderarbeiter stammen aus Familien mit vielen Kindern, die allein von der Mutter versorgt werden. Die Väter sind meist selbst auf Fischerbooten, während Frauen und Kinder ohne Geld für Essen oder Schulgebühren zurückbleiben. Diese schutzlosen Familien werden gezielt von Agenten angesprochen, die versprechen, Sorge für die Kinder zu tragen und eine kleine Entschädigungssumme bieten. Doch anstatt den Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen, werden diese zu extrem gefährlicher Arbeit gezwungen. 2)

Die Versklavung am Volta See ist grausam. Kinder ab dem Alter von vier Jahren werden gezwungen, unter brutalen Bedingungen zu arbeiten. Sie arbeiten täglich 14 Stunden mit sehr wenig Essen, Bekleidung oder sonstigen notwendigen Utensilien. Die Kinder werden regelmäßig geschlagen und gezwungen, mehr als ihr eigenes Gewicht in Fisch zu ziehen oder in die Tiefen des Sees zu tauchen, um Netze zu entwirren. Viele haben aufgeblähte Bäuche, sind mit Narben übersät, haben Hautkrankheiten und offene Wundstellen. Die Sklavenhalter lassen die Kinder erbarmungslos arbeiten und sogar die Kleinsten werden noch zum Tauchen geschickt, was häufig zum grausamen Tod durch Ertrinken führt. 4)

Für die versklavten Kinder besteht in Ghana wenig Grund zur Hoffnung. Die Anti-Menschenhandel Einheit hat seit 2014 keine Haushaltszuweisung bekommen. Die Spezialeinheit kann seitdem nur durch lokale und internationale Spenden ihren Kampf gegen den Menschenhandel finanzieren. Durch mangelndes Budget konnte keine Ausbildung für Spezialisten angeboten werden. Die Zahl der Experten, die Menschenhändler identifizieren, verfolgen und verurteilen könnten, ist in Ghana entsprechend gering.

Die amtlichen Statistiken von 2009 berichten von 140 Investigationen, 20 Anklagen und lediglich sechs Verhaftungen. Neuere Zahlen gibt es nicht, da das Ministerialamt, das die staatlichen Bestrebungen gegen Menschenhandel beaufsichtigt, ebenfalls kein Budget für die Sammlung von Daten erhält.

Auch die beiden landeseigenen Auffanglager konnten aufgrund von fehlender Finanzierung nicht weiter betrieben werden. Traumatisierte Kinder, die aus den Fängen von Menschenhändlern befreit werden, können nicht von staatlicher Seite aus beschützt werden. Die mangelhafte Haushaltszuweisung in Ghana schadet somit den Verletzlichsten, die am dringendsten auf Hilfe angewiesen sind. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. GhanaWeb: Parliament expresses concern over human trafficking – aufgerufen am 20.5.2015
  2. Friends of the Nation Ghana: Overview of Child Labor and Trafficking (CLaT) in Ghana’s Fisheries – aufgerufen am 20.5.2015
  3. Pulse: Slavery: Ten Boys Rescued From Slavery On Ghana’s Lake Volta – aufgerufen am 21.5.2015
  4. International Justice Mission: IJM Announces Expansion into Ghana to Help End Child Slavery on World’s Largest Reservoir – aufgerufen am 21.5.2015



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