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„Kinderarbeit für bunte Sterne“

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Immer mehr Städte in Deutschland schränken das Böllern zum Jahreswechsel ein. In der Tübinger Altstadt sind dieses Jahr erstmals Feuerwerkskörper verboten. Auf der Burg in Burghausen und auf dem Bamberger Domplatz ist das Zünden von Silvesterkrachern ebenfalls nicht gestattet. Mailand untersagt das Feuerwerk dieses Jahr in der kompletten Stadt und schließt sich damit Paris an, wo es schon seit 2011 ein solches Verbot gibt. 1)

Die meisten Feuerwerkskörper werden auf der Basis von Schwarzpulver hergestellt. Um Lichteffekte zu erzielen, werden weitere chemische Substanzen beigefügt. Die Herstellung ist arbeitsintensiv, da viele Arbeitsschritte Handarbeit sind. Aufgrund mangelnder Schutzkleidung und einem unsicheren Arbeitsumfeld gibt es zahlreiche Unfälle in den Fabriken. 2)

Die Hauptproduzenten der Feuerwerkskörper sind China und Indien, die mit ihren Produkten 97% des Weltmarktes decken.

Die Stadt Liuyang in China ist mit 1700 Fabriken der größte Fabrikant. In Liuyang arbeitet ein Drittel der Bevölkerung in der Feuerwerksproduktion. Dieses Jahr starben im September bei einer Explosion in Südchina 12 Menschen, 33 wurden verletzt. Die chinesischen Medien berichten allerdings nur über große Unglücke, die meisten Unfälle gelangen demnach nie an die Öffentlichkeit.

Die Stadt Sivakasi in Südindien wird auch die „Feuerwerk Hauptstadt“ genannt. Mehr als 90% der aus Indien stammenden Feuerwerkskörper werden hier in über 800 Werken produziert. Circa 70 000 Kinder arbeiten in Indien in der Feuerwerksindustrie. Laut dem Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi fangen die Kinder schon mit fünf Jahren an. Zehn bis Zwölfjährige arbeiten bis zu 13 Stunden am Tag – sechs Tage die Woche. Sie verdienen nur einen Bruchteil von dem, was die erwachsenen Arbeiter bekommen, sind aber bei ihrer Arbeit einer extremen Gefahr ausgesetzt. Nur ein kleiner Funke genügt für eine Explosion mit verheerenden Folgen. 2014 sind in Indien mindestens 27 Menschen bei Unfällen in der Feuerwerksindustrie ums Leben gekommen. Die verschärften staatlichen Kontrollen der Fabriken verändern an der Lage der Kinder wenig, denn sie arbeiten jetzt von Zuhause aus.

Die gesundheitlichen Folgen bei der Arbeit mit Feuerwerkskörpern sind gravierend. Der direkte Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwarzpulver oder Schwefel kann Verätzungen, Tuberkulose, Asthma, Kopf- und Augenschmerzen zur Folge haben. 3)

Auch für Tiere und die Umwelt ist das Böllern eine Belastung. Plastikteile von Raketen beispielsweise verrotten nicht in der Natur und bleiben Jahrzehnte lang als Reste zurück.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie schätzt, dass dieses Jahr genauso viel für Böller ausgegeben wird, wie im Vorjahr – 124 Millionen Euro. Um das Geld, das in das Feuerwerk investiert wird und sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflöst, sinnvoll zu nutzen, gibt es mittlerweile viele Spendenaktionen wie „Brot statt Böller“ oder „Moneten statt Raketen“.

Und wer trotzdem nicht ganz auf die bunten Lichter verzichten kann, sollte wenigstens auf die Herkunft der Böller achten.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. merkur-online.de: Diese Städte verbieten Silvesterfeuerwerk – aufgerufen 30.12.14
  2. kurier.at: Kinderarbeit für bunte Sterne; aufgerufen 23.03.2018
  3. netzfrauen.org: Der bittere Beigeschmack vom Feuerwerk – aufgerufen am 30.12.14



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