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Zwangsverheiratungen syrischer Flüchtlingsmädchen steigen

 |  Bild:  © Kmiragaya - Dreamstime.com

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Der seit über drei Jahren herrschende Konflikt in Syrien führte zu einer bisher kaum beachteten Entwicklung: Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen stieg die Anzahl der Kinderehen syrischer Mädchen, welche nach Jordanien geflohen sind, deutlich an. Jedes dritte Mädchen wird bereits im jungen Alter verheiratet. Bevor der Krieg in Syrien und die damit verbundene Flüchtlingskrise ausbrach, waren 13 Prozent der Mädchen in Syrien bei ihrer Heirat unter 18 Jahre. Aktuell sind es 32 Prozent. Der Anteil der Frühehen innerhalb der syrischen Flüchtlingsgemeinde beläuft sich insgesamt auf 25 Prozent. 1)

Es gibt mehrere Gründe, warum Kinderehen so häufig eingegangen werden. Einerseits geschehen diese aufgrund traditioneller Aspekte. Da Kinderehen schon über Generationen vollzogen werden, würde ein Abweichen von dieser Tradition einen Ausschluss von der jeweiligen Gemeinde bedeuten. Zudem werden in Syrien sowie in vielen anderen Ländern Mädchen als eine Art Last wahrgenommen, da sie im Vergleich zu Jungen und Männern weniger „wert“ sind. Man versucht somit, die Mädchen so früh wie nur möglich zu verheiraten. Sogenannte Zwangsehen werden vor allem dann angestrebt, wenn Familien in großer Armut leben. Durch die Heirat der Tochter können Familienausgaben reduziert werden. Wenn eine Mitgift oder ein Brautgeld üblich ist, stellt die Zwangsheirat der Tochter eine Einkommensquelle für arme Flüchtlingsfamilien dar. Zuletzt werden junge Mädchen verheiratet, da die Familien sich um die Sicherheit ihrer Töchter sorgen, vor allem wenn sie sich in Gegenden mit einem hohen Risiko an sexuellen Übergriffen aufhalten. Die Mädchen werden demnach „zum Schutz“ verheiratet. 2)

Zwar konnte der Anteil der Kinderehen in Syrien im weltweiten Vergleich bereits vor der Krise als hoch angesehen werden, jedoch hat sich diese für Syrien typische Tradition infolge der Flüchtlingskrise noch weiter verschärft. Weltweit  gesehen werden Schätzungen des internationalen Bündnisses gegen Zwangsverheiratung von Mädchen „Girls not Brides“  zufolge  jedes Jahr 14 Millionen Mädchen unter 18 Jahren verheiratet.

Was sind die Konsequenzen von solchen Frühehen? Nicht nur sind die Mädchen einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt und werden mit großer Wahrscheinlichkeit arm bleiben, sondern auch ihr Bildungsstand ist infolge einer frühen Ehe vermindert. Als Minderjährige haben sie keine oder zumindest kaum Entscheidungsmöglichkeiten über ihr Leben und ihre Gesundheit und haben lediglich beschränkten Zugang zu gynäkologischer  Gesundheitsversorgung. Darüber hinaus sind sie häufig Opfer häuslicher Gewalt. Eine der häufigen Folgen von Kinderehen sind auch frühe Schwangerschaften. Für Mädchen unter 15 Jahren gibt es eine fünf Mal höhere Wahrscheinlichkeit bei der Geburt des Kindes zu sterben als für Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Am häufigsten von Frühehen betroffen sind Mädchen, die keine Schule besuchen. Für sie ist das Risiko einer Zwangsheirat im Vergleich sechs Mal höher. 3)

Immer wieder gibt es jedoch auch Widerstand der Eltern oder eines Elternteils, die eigene Tochter schon in so jungen Jahren zu verheiraten. Organisationen wie Save the Children engagieren sich in Jordanien für Sensibilisierungsprogramme mit Kindern, Jugendlichen und Eltern, um Zwangsverheiratungen zu unterbinden. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. epo: Zwangsverheiratung syrischer Flüchtlingsmädchen – zuletzt aufgerufen am 21.07.2014
  2. girlsnotbrides: Why does child marriage happen? – zuletzt aufgerufen am 21.07.2014
  3. epo: Zwangsverheiratung syrischer Flüchtlingsmädchen – zuletzt aufgerufen am 21.07.2014
  4. presseportal: Zu jung zum Heiraten“ – zuletzt aufgerufen am 21.07.2014



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