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Kinder als Kameljockeys: Der Handel mit pakistanischen Kindern geht weiter

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Trotz mehrerer Gesetze gegen Menschenhandel in Nahostländern, die unter anderem darauf abzielen, den Einsatz von Kindern als Kameljockeys zu verhindern, geht der Handel mit Kindern in Pakistan weiter.

Shaheen Ahmad ist Vater von drei Kindern und lebt in Rahim Yar Khan, Pakistan. Vor kurzem hat er seinen Sohn verkauft. Seine Familie hat kaum Geld, um für die nächsten Monate zu sorgen. Für seinen Sohn würde er im Gegenzug eine gute Geldsumme erhalten. Dieser soll als Kameltreiber arbeiten, der Händler hatte Shaheen Ahmad versprochen, sein Kind würde ein gutes Leben führen können. Nachdem Ahmad die Erfahrungen von anderen Familien aus der Gegend, die im verbotenen Kinderkameltreiber-Handel involviert waren, hörte, bereute er seine Entscheidung. Drei- bis zehnjährige Kinder werden dazu gebracht, an Kamelrennen in abgelegenen Regionen des Nahen Ostens teilzunehmen. Dabei erleiden die Kinder oft Qualen und psychische Traumata. Ahmad fürchtet, dass auch sein Sohn dies erleiden muss. Er spricht außerdem über den wachsenden Handel mit jungen Mädchen, die zur Prostitution gezwungen werden. Ihnen wird zunächst Arbeit und Bildung versprochen, bevor sie ins Ausland geschickt und ihnen ihre Pässe abgenommen werden.

Obwohl es mittlerweile Gesetze gegen Menschenhandel gibt, wird dieser, solange Armut in einem solchen Ausmaße vorhanden ist, nur schwer bekämpft werden können. 1) Ein oder mehrere Kinder zu verkaufen, gilt für viele Familien als einziger Ausweg. Sie sind nicht in der Lage, ihre Kinder zu ernähren oder hoffen einfach nur, dass diese ein besseres Leben haben würden. Einem Bericht der Asiatischen Entwicklungsbank zufolge sind seit 2011 die Lebenshaltungskosten um 10 Prozent gestiegen, wodurch noch mehr Pakistani in Armut verfallen sind. Weizen stieg um 10 Prozent, Reis um 13,1 Prozent, Eltern können ihren Kindern kaum eine Mahlzeit am Tag bereitstellen. Vereinzelt kommt es auch vor, dass Eltern ihr Kind für einen Sack Mehl verkaufen. Forderungen nach einem sozialen Sicherungsnetz für Arme werden laut, um Beschäftigung zu schaffen und die Inflation zu kontrollieren. 2)

Als bis 2009 der Druck von verschiedenen NGOs auf Regierungen in Nahost gewachsen ist, wurden als Konsequenz strenge Gesetze gegen den Einsatz von Kindern in Kamelrennen eingeführt. Die pakistanische Regierung ratifizierte zudem die „Prevention and Control of Human Trafficking Ordinance“, welche jeglichen Handel mit pakistanischen Kindern für unmenschliche Sportarten verbietet, wozu auch die Kamelrennen gehören. Kinder werden dabei auf den Rücken des Kamels geschnürt, durch deren Angstschreie wird die Geschwindigkeit der Kamele gepusht. Dabei erleben die Kinder nicht nur psychische Traumata, sondern auch ihre Organe können verletzt werden.

Der öffentlichen Wahrnehmung nach ist der Einsatz von Kindern in Kamelrennen kein akutes Problem mehr. Die Rehabilitationszentren für ehemalige Kinder-Kameljokeys sind mittlerweile geschlossen. Die Kinder sollen finanziell entschädigt werden. Viele Zahlungen stehen jedoch noch aus. Die jeweiligen Behörden sind teilweise so korrupt und ineffizient, dass das Geld nicht bei den Kindern landet. Dies bedeutet, dass viele Familien erneut in illegale Aktivitäten im Gegenzug für Geld involviert sein werden. Um den Menschenhandel effektiv bekämpfen zu können, müsste die hohe Armut und Rückständigkeit in den jeweiligen Regionen angegangen werden. Die Familien sind oft so verzweifelt, dass als einzige Lösung der Verkauf ihrer eigenen Kinder an Menschenhändler in Frage kommt. Genauso erging es auch Shaheen Ahmad. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. TheNews: Child trafficking from southern Punjab continues – zuletzt aufgerufen am 03.03.17
  2. NEWS.VA: ASIA/PAKISTAN – Extreme poverty leads to human trafficking and the selling of children to compensate for the debts – zuletzt aufgerufen am 22.07.2014. 



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