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Primark: In Kleider eingenähter Hilferuf

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Die irische Billigmodekette Primark ist erneut scharfer Kritik ausgesetzt: Eine Kundin aus Belfast in Nordirland meldete, sie habe in einer Hose der Modekette eingenäht einen Hilferuf entdeckt. Diese in chinesischen Schriftzeichen verfasste Klage stammt womöglich von einer Arbeitskraft aus einem chinesischen Gefängnis. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art: In den vergangenen Tagen hatten zwei weitere Kundinnen von Primark ähnliche Hilferufe in ihre Kleider eingearbeitet entdeckt. 1)

„SOS! SOS! SOS!“ stand groß und gut sichtbar in lateinischen Buchstaben auf dem Zettel. „SOS, wir sind Gefangene im Xiangnan-Gefängnis in Hubai, China.“ Darunter folgte die Botschaft weiter in chinesischen Schriftzeichen. Darin beklagt sich die Arbeitskraft über die unverhältnismäßigen Arbeitszeiten von 15 Stunden täglich. „Die Arbeit, die wir erledigen, ist vergleichbar mit der harten Arbeit von Ochsen und Pferden“, heißt es auf dem Zettel und: „Was wir essen ist sogar schlechter als Schweine- und Hundefutter“. Schließlich appelliert die Arbeitskraft mit deutlichen Worten an die internationale Gemeinschaft, China für diese unmenschliche Arbeitsbedingungen anzuklagen. In der Nachricht befand sich außerdem ein Gefangenenausweis eines Gefängnisses. 2) 3)

Es ist der dritte Vorfall dieser Art gegen die Billigmodekette Primark. Erst kürzlich entdeckte eine weitere Kundin aus Swansea, Wales, in ihrem Kleid einen Zettel mit der Nachricht: „forced to work exhausting hours“ – „zur Arbeit bis zur Erschöpfung gezwungen“. Eine zweite Kundin fand in ihr Kleid eingenäht einen Zettel mit der Aufschrift: „degrading sweatshop conditions“ – „erniedrigende Bedingungen in einem Ausbeuterbetrieb“. 3)

Karen Wisínska, die Kundin, die diese dritte Botschaft einer Arbeitskraft in ihrer Hose entdeckt hat, hatte das Kleidungsstück bereits vor drei Jahren in einer Primark-Filiale gekauft. Ihr zufolge hat sie die Hose jedoch nie getragen und daher erst vor kurzen den eingenähten Hilferuf entdeckt. Daraufhin kontaktierte sie die Hilfsorganisation Amnesty International. „Es ist ein entsetzlicher Bericht”, meint Patrick Corrigan, Programmdirektor von Amnesty in Nordirland. Er merkt jedoch auch an, dass es ist schwer auszumachen ist, ob die eingenähte Botschaft wirklich authentisch ist. „Die Angst ist jedoch, dass es sich erst um die Spitze des Eisbergs handelt”, sagt Corrigan. 2)

Primark reagierte bereits kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Das Unternehmen kündigte der britischen BBC gegenüber eine „sofortige, detaillierte“ Untersuchung der Vorfälle an. In einem offiziellen Statement äußert das Unternehmen jedoch auch Zweifel an der Echtheit der Botschaften und merkt an, eine eigene Untersuchungskommission habe seit 2009 bereits neun Inspektionen bei dem Zulieferer durchgeführt und dabei weder Zwangs- noch Gefängnisarbeit entdeckt. 4) 2)

Natürlich ist es schwer zu sagen, wie echt die Botschaften in den Primark-Kleidern sind. Doch trotz der berechtigten Zweifel zeigt die große Medienpräsenz dieser Vorfälle, wie ernst diese drei Vorfälle genommen werden. Obwohl die Echtheit der Botschaften nicht ausgemacht ist, erscheinen diese wahrscheinlich und nicht unglaubwürdig – vor allem angesichts früherer Vorwürfe gegen Priamark und wegen der erstaunlich billigen Produkte, die die Modekette verkauft. Primark machte in den vergangenen Jahren bereits häufiger negative Schlagzeilen. Das Unternehmen geriet vor allem in scharfe Kritik, als sich herausstellte, dass es seine Produkte in der Fabrik Rana Plaza in Bangladesh hatte produzieren lassen. Die Fabrik war vor über einem Jahr eingestützt, dabei verloren über 1 100 Menschen ihr Leben, mehr als 2 500 Menschen wurden verletzt. In der Fabrik sollen zuvor auch Kinder für Primark gearbeitet haben. 5) Bereits im April 2012 veröffentlichte SOCOM (Centre for Research on Multinational Corporations) und der ICN (India Committee of the Netherlands) eine Studie, in der Primark als Abnehmer der indischen Textilfabriken KPR Mill und SSM India genannt wird. In beiden Fabriken litten die ArbeiterInnen der Studie zufolge unter den schlechten Arbeitsbedingungen. Außerdem wurden in den Betrieben auch Kinder entdeckt, die Kleider für die Billigkette Primark anfertigten. 6)

 

Mehr Informationen zu Primark findet ihr hier.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spiegel Online: Billigmodekette Primark: Arbeiter nähen Hilferufe in Kleidung ein; erschienen am 26.06.2014; aufgerufen am 26.06.2014
  2. BBC: Primark investigates claim of ‚cry for help‘ note in trousers; erschienen am 25. Juni 2014; aufgerufen am 26. Juni 2014
  3. Süddeutsche Zeitung: Primark-Kunden finden eingenähte Hilferufe in Kleidung; erschienen am 25. Juni 2014; aufgerufen am 26. Juni 2014
  4. Primark.comPress statement; 25-06-14; aufgerufen am 13.03.2018
  5. Human Rights Watch: Bangladesh: Rana Plaza Victims Urgently Need Assistance; erschienen am 23. April 2014; aufgerufen am 26. Juni 2014
  6. Siehe: Aktiv gegen Kinderabeit: Primark



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3 Gedanken zu „Primark: In Kleider eingenähter Hilferuf“

    1. Hallo Nina,
      vielen Dank für den Hinweis.
      Die Echtheit der Hilferufe wurde von Anfang an angezweifelt – so dokumentieren wir es auch in unserem Artikel. Wichtig erscheint uns allerdings in erster Linie nicht, ob es sich bei den Botschaften tatsächlich um Fälschungen handelt, sondern das Medienecho, welches die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben großer Unternehmen in diesem Zusammenhang thematisiert und dadurch eine Sensibilisierung der Öffentlchkeit bewirken kann.

      Liebe Grüße,
      das earthlink-Team

  1. Duch den Artikel, haben eine Schulekolegin und ich uns für eine PowerPoint Präsertation enschdieden das Thema Kinderarbeit hervorzuheben. Der Artikel ist unserer Meinung nach sehr Aufschlussreich und zu diesem Thema sollte es mehr Berrichte geben, da es ein sehr wichtiges Thema für die Nation ist.
    Lg. Lisa ( LWS- Glandorf kl. 10)

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