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Nigeria verzweifelt: Noch immer keine Spur von den enführten Mädchen

 |  Bild:  © Hikrcn - dreamstime

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Die Entführung der Schulmädchen
Vor mehr als 3 Wochen hat die radikalislamistische Terrorgruppe Boko Haram eine staatliche Schule im Nordosten Nigerias überfallen. Mit einem Lastwagen fuhren die Terroristen vor die Schule in der Stadt Chibok und zwangen die Schülerinnen, die in einem Haus neben der Schule schliefen, mit zu kommen. Einige wenige Mädchen schafften es zu diesem Zeitpunkt zu fliehen. Die Täter überwältigten die Soldaten, die während der Examenszeit für Schutz und Sicherheit sorgen sollten. 1)
Nur einen Tag später berichtete das Militär fälschlicherweise, der Großteil der entführten Schülerinnen sei erfolgreich befreit worden. Details über die Befreiung wurden nicht bekannt gegeben. 2)
Am folgenden Tag widersprachen sowohl Eltern als auch die Direktorin der Schule wütend dieser Meldung. Das Schicksal der Schulmädchen war also weiterhin im Unklaren. 3)
Jetzt, mehr als drei Wochen später, hat sich die Terroristengruppe – in manchen Quellen auch als Sekte bezeichnet – zu der Entführung bekannt. Am Montag veröffentlichte sie ein knapp eine Stunde dauerndes Video, in dem der Terror-Chef Abubakar Shekau spricht. Er kündigt an, dass er die Mädchen zum Verkauf, zur Versklavung oder zur Zwangheirat freigeben wird. „Ich werde sie auf dem Markt verkaufen, so Gott es will.“ Örtlichen Medienberichten und Nichtregierungs-organisationen wie Borno Yobe People zufolge sollen die Mädchen nach dem Überfall in den dichten Sambisa – Wald gebracht worden sein. Der Wald liegt im Grenzgebiet zu Kamerun und dem Tschad. Viele der Schülerinnen habe man bereits – auch mit Kämpfern der Sekte – zwangsverheiratet. Der „Brautpreis“ liege bei 2000 nigerianischen Naira – umgerechnet ca. 9 Euro. Auch das US- Außenministerium geht davon aus, dass mittlerweile viele Mädchen außer Lande gebracht worden sein. 4) 5) Bislang konnten von den über 200 Schülerinnen, die zwischen 12 und 17 Jahre alt sind, um die50 fliehen, genaue Angaben gibt es aber keine. 6) Im Video sagt der Terrorist weiterhin: „Ich habe gesagt, dass die westliche Bildung aufhören muss, Mädchen, ihr müsst die Schule verlassen und euch verheiraten.

Der Staat ist machtlos
Den Behörden ist es bislang nicht gelungen, die Mädchen ausfindig zu machen. Protest und Wut richtet sich gegen die Sicherheitskräfte und gegen die Regierung mit Präsident Goodluck Jonathan. Ihnen wird Unfähigkeit und Untätigkeit vorgeworfen. In mehreren großen Städten, zum Beispiel in Abuja, Lagos und Kano sind in den letzen Tagen mehrere tausend Leute auf die Straße gegangen. Auf einer Pressekonferenz vor ein paar Tagen gab der Präsident zu, immer noch keinerlei Informationen über den genauen Aufenthaltsort der Mädchen zu haben. Auch der Einsatz von Flugzeugen und Hubschraubern mit Wärmekameras hat bisher keine Erfolge erzielt. 7) Obama hat angesichts der Entführung „internationales Mobilisierung“ gegen die „Terrororganisation“ gefordert. Die USA sendet nun Polizei und Militärexperten nach Nigaria um bei der Suche zu helfen. 8)

Boko Haram = „Westliche Bildung ist Sünde“
Das radikalislamistische Terrornetzwerk Boko Haram kämpft seit Jahren für einen islamischen Gottesstaat im Norden Nigerias. Das Gebiet ist mehrheitlich muslimisch geprägt. Der Norden gilt als Machtbasis der Vereinigung. Anhänger von Boko Haram lehnen jegliche Art von nicht islamischerBildung ab und verüben regelmäßig Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Schulen und Kirchen. Im Kampf gegen die Terrorgruppe wirkt die Regierung leider machtlos: Insgesamt sollen bei Gewalt-exzessen und Anschlägen des Terrornetzwerkes schon mehr als 6000 Menschen getötet worden sein. 3) So sind sie beispielsweise auch für einen Bombenschlag vor knapp einem Monat in der Hauptstadt Abuja mit weit über 200 Toten verantwortlich. 9) Der Name der Terrorvereinigung macht Programm: Sie verüben etliche Anschläge auf Schulen, genau die Orte, wo eben die verhasste „(westliche) Bildung“ vermittelt wird. Juli 2013: Boko Haram überfällt ein Internat im Ort Mamudo, Schüler und Lehrer werden in einen Raum gedrängt, der dann in Brand gesetzt wird. 22 Tote 10) Februar 2014: Anschlag auf eine Schule im Ort Buni Yani, 59 Jungen sterben. Nach diesem Massaker kündigt der Terror- Chef weitere Anschläge auf Schulen an „Wir werden die Lehrer vor den Augen ihrer Schüler töten und den Studenten sagen, dass sie den Koran studieren sollen“. 11) Experten warnen vor dem wachsenden Einfluss des Terrornetzwerkes: „Boko Haram agiert zunehmend kriegerisch“, schreibt der Thinktank World Policy Institute in New York. „Sie war bislang vor allem in nördlichen Regionen tätig. Jetzt greift sie auch bevölkerungsreichere Gegenden an.“

Online Petition
Eine 23-jährige nigerianische Studentin namens Ify Elueze, die in Deutschland studiert, startete vor kurzem eine Onlinepetition, die unter www.change.org/saveourgirls mittlerweile mehr als 400.000 Unterstützer hat. Die Petition fordert Staatschef Goodluck Jonathan auf „sicherzustellen, dass alle Schulen ein sicherer Ort des Lernens sind, geschützt vor Attacken“ 12) Auch auf Twitter drücken betroffene Familien unter dem Hashtag #bringbackourgirls ihre Trauer und Wut aus.

Kinderhandel allgemein
Kinderhandel ist die Anwerbung, Übersendung, Unterbringung oder Entgegennahme Minderjähriger mit dem Zweck der Ausbeutung. Dabei werden Gewalt, Drohung oder Zwang angewendet. Oft werden die Erziehungsbeauftragten des betroffenen Kindes bedroht oder mittels Geld bestochen. Es gibt viele Arten der Ausbeutung: als billige Arbeitskraft, Prostitution, Pornografie, Diebstahl, Drogenhandel, Betteln. Regionen der Welt, in denen Kinderhandel vermehrt vorkommt, sind vor allem West- und Südafrika, südliches und südöstliches Asien, Zentral- und Südamerika und Osteuropa.  Mehr über Kinderhandel hier.

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche.de, 30.04.2014: Entführte Mädchen in Nigeria: verkauft für neun Euro, aufgerufen am 06.05.2014
  2. Spiegel.de, 16.04.2014: Nigeria: Boko Haram hat Schulmädchen in ihrer Gewalt, aufgerufen am 06.05.2014
  3. Spiegel.de, 17.04.2014: Nigeria: Terroristen von Boko Haram halten entführte Schülerinnen fest, aufgerufen am 06.05.2014
  4. Berliner-Zeitung.de, 07.05.2014: Zwangshochzeiten im Sambisa Wald, aufgerufen am 07.05.2014
  5. Focus.de, 29.04.2014: Boko Haram verkauft entführte Mädchen an heiratswillige Islamisten, aufgerufen am 07.05.2014
  6. Welt.de, 05.05.2014: Boko Haram will Mädchen auf Markt verkaufen, aufgerufen am 06.05.2014
  7. Faz.net, 05.05.2014: Boko Haram will entführte Mädchen verkaufen, aufgerufen am 07.05.2014
  8. N24.de, 07.05.2014: Barack Obama erklärt Boko Haram den Krieg, aufgerufen am 07.05.2014
  9. SpiegelOnline.de 15.05.2014: Mehr als 200 Tote nach Anschlag befürchtet, aufgerufen am 07.05.2014
  10. Süddeutsche.de, 06.07.2013, Dutzende Tote bei Brandanschlag auf Internat, aufgerufen am 07.05.2014
  11. Blick.ch, 26.02.2014, Rebellen töten in Nigeria 59 Schüler, aufgerufen am 07.05.2014
  12. Welt.de, 05.05.2014: Boko Haram will Mädchen auf Markt verkaufen, aufgerufen am 06.05.2014



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