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Kinderarbeit im Produkt: Was tun als Verbraucher?

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Für viele unserer Produkte werden Kinder ausgebeutet. Erst vor Kurzem bewies eine britische TV-Dokumentation, dass z.B. in Textilfabriken in Bangladesh bis heute Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten; in Fabriken, in denen die einfachsten Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten werden. Wenn wir die Waren kaufen, von denen wir mit großer Wahrscheinlichkeit wissen, dass sie unter Kinderarbeit hergestellt wurden, dann ist unser Konsum eine indirekte politische Handlung. Jeder übernimmt beim Einkauf die Verantwortung für die Produktionsbedingungen. Nur – wie kann der Konsument diese Verantwortung nutzen und positiven Einfluss auf die Unternehmen nehmen?

Die naheliegendste Waffe der Konsumenten ist der Boykott. Jeder Verbraucher kann dieses Mittel nutzen, um seine Forderungen deutlich zu machen. Ob es jedoch den gewünschten Effekt hat, ist strittig: Gegner befürchten, dass ein Boykott eher zum Nachteil der Kinderarbeiter verliefe. Denn häufig sind die Jungen und Mädchen aus armen Familien gezwungen, zu arbeiten, um zu überleben. Ihre Familien verdienen nicht genug Geld und sind auf die finanzielle Unterstützung ihrer Töchter und Söhne angewiesen. Sollten diese ihre Arbeit verlieren, fiele eine wichtige Einkommensquelle der Familie weg. Aus der Not heraus müssten sich die Kinder dann eine andere Tätigkeit suchen, sich im Notfall sogar prostituieren. Erst durch faire Löhne und Arbeitsbedingungen für die ArbeiterInnen wären die Familien nicht weiter auf das Einkommen der Kinder angewiesen. „Die Arbeit soll bleiben, aber die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden“, erklärt Frau Burckhardt von der Organisation Femnet. 1) Zudem ergaben ökonomische Forschungen zu Boykotten, dass die durch den Boykott ausgelöste verminderte Nachfrage die Unternehmen dazu bewegen könnte, ihre Gewinnverluste auszugleichen, indem sie größere Mengen für einen niedrigeren Preis verkaufen. Die Löhne würden in diesem Fall weiter sinken und die Armut steigen. 2)

Doch trotz der berechtigten Einwände kann ein öffentlicher Boykott auch als ein deutlicher Appell an die Unternehmen verstanden werden, die Forderungen nach fairen Arbeitsbedingungen umzusetzen, die auch einen Fortschritt zur Überwindung der Kinderarbeit bedeuten – denen die Unternehmen eventuell sogar nachkommen müssten, um ihre abgesprungenen Kunden wiederzugewinnen. Und führt die Produktion einer Ware tatsächlich zum Tod von Menschen, wie z.B. bei der Sandstrahlung von Jeans, ist der Boykott wohl auf jeden Fall gerechtfertigt.

Werden soziale Standards zur Voraussetzung für den Einkauf, müssen die Unternehmen nachziehen, um im Konkurrenzkampf nicht unterzugehen. Nur 12 Cent mehr für ein Produkt wird uns das Berechnungen von Ver.di zufolge kosten. 3) Neben dem Boykott gibt es aber weitere Möglichkeiten, die Unternehmen zur Einhaltung von sozialen Standards zu drängen.

Oberste Regel ist, seine Erwartungen ständig öffentlich zu machen. Jeder bewusste Konsument sollte in den Geschäften nachfragen, unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt wurden. Diese Frage kann der Kunde schriftlich oder telefonisch auch direkt an die Unternehmen stellen. Es muss deutlich werden, dass dem Verbraucher die Einhaltung von sozialen Standards enorm wichtig ist.

Durch Flashmobs, andere Aktionen oder im täglichen Gespräch können weitere Personen angeregt werden, ihr Einkaufsverhalten zu reflektieren.

Es gibt bereits eine Vielzahl von Produkten, die unter besseren Bedingungen und ohne ausbeuterische Kinderarbeit produziert werden. Inzwischen steigen auch große Konzerne in den fairen Handel ein und verwenden teilweise fair abgebaute Rohstoffe. Diesen Trend kann der Konsument beschleunigen, indem er sich ausschließlich für fair gehandelte Produkte entscheidet. Grundsätzlich sollte der Verbraucher vor jedem Einkauf abwägen, ob dieser tatsächlich nötig ist. Weniger Einkaufen spart Geld – und gleicht die höheren Kosten für fair gehandelte Waren aus.

Doch nicht nur jeder einzelne Verbraucher kann etwas bewegen. Im Gegenteil: Großverbraucher haben noch eine größere Nachfragemacht. Auch Kantinen oder Krankenhäuser können ausschließlich faire Produkte beziehen. Um das zu erreichen, sollte man die Institutionen auf ihren möglichen Beitrag zur Überwindung von sozialen Missständen aufmerksam machen. Auch der Staat oder Kommunen sind Großverbraucher. Es ist wichtig, als bewusster Konsument seinen politischen Willen zu bekunden, damit auch soziale Kriterien bei öffentlichen Ausschreibungen und Einkäufen berücksichtigt werden.

Zusätzlich jedoch ist es wichtig, dass Projekte oder Kampagnen zur Überwindung der Kinderarbeit Unterstützung finden.

Natürlich liegt die Umsetzung der sozialen Standards nicht nur an Unternehmen. Es müssen gleichzeitig auch die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, z.B. in den Produzentenländern Schulen gebaut oder eine geeignete Infrastruktur errichtet werden. Gleichzeitig müssen aber auch die Löhne der Konsumenten angepasst werden, damit sich jeder die fairen Produkte leisten kann.

Jeder kann einen Beitrag zur Überwindung der Missstände leisten. Wir haben die Möglichkeit. Wir müssen sie nur nutzen.

  1. Zeit.de: Billige Kleidung: Nachfragen statt boykottieren ; erschienen am 26. November 2012; aufgerufen am 26. März 2014
  2.  Freitag: Made in Bangladesch: Kaufen oder nicht?; erschienen am 07. Dezember 2012; aufgerufen am 26. März 2014
  3.  Zeit.de: Billige Kleidung: Nachfragen statt boykottieren ; erschienen am 26. November 2012; aufgerufen am 26. März 2014 



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