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1 Million Kinder arbeiten in Afghanistan

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In Afghanistan ist Kinderarbeit allgegenwärtig. Jahrzehntelanger Krieg und Armut zwingen unzählige Kinder dazu, harte Arbeiten zu erledigen um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Für die meisten afghanischen Kinder sind eine normale Kindheit und Schule ein weit entfernter Traum. 1)

Die Formen der Kinderarbeit im Land sind vielfältig. Viele arbeiten in den unzähligen Kohle- oder Salzbergwerken, aber auch die Goldwäscherei ist weit verbreitet. In den Großstädten wie Kabul suchen sich die Kinder verschiedenste Beschäftigungen, um an ein wenig Geld zu kommen. Sie waschen Autos, verkaufen Plastiktüten, transportieren Waren von A nach B oder machen viele andere Jobs.

Die Kinder, die in den Kohlebergwerken arbeiten, sind leicht zu erkennen: Ihre Gesichter und Klamotten sind mit Ruß übersäht. Kinder arbeiten entweder direkt im Bergwerk oder sie bringen die Kohle zum weit entfernten Markt. Da Schutzkleidung fehlt, haben sie oft langfristige Gesundheitsprobleme. Auch in Salzminen versuchen viele Geld zu verdienen. Mehr als 1000 Kinder arbeiten allein in einer bestimmten Mine in den Bergen der Provinz Takhar, im Norden des Landes. Die Besitzer lassen illegal minen, sie zahlen keine Steuern an die Regierung. Für die Arbeiter bedeutet das nicht nur extrem niedrigen Lohn, sondern auch, dass sie erbarmungslos ausgenutzt und ihre Rechte völlig missachtet werden. Regierungsoffiziere werden bestochen, damit sie schweigen. Im Bestreben, Gold zu finden, sieben Kinder Sand an den Ufern der Flüsse. Gute Augen und kleine, bewegliche Finger sind für diese eintönige Arbeit notwendig. Vor allem im Herbst und im Winter versuchen viele Kinder hierbei ihr Glück, denn zu dieser Zeit ist der Wasserspiegel niedriger als sonst. Eine weitere Tätigkeit, in welcher viele Kinder beschäftigt sind, ist das Herstellen von Ziegelsteinen. Die meisten Kinder hier helfen ihren Eltern bei der Arbeit. Nari zum Beispiel ist ein sechs Jahre altes Mädchen. Sie hat die Aufgabe, die Ziegelsteine zum Trocknen umzudrehen. „Ich verdiene 10 Afs am Tag. Davon kauf ich mir was zu essen.“ sagt sie. Der Besitzer der Ziegelsteinfirma sagt, er stelle nur Erwachsene an. Diese sind dann selbst verantwortlich, ob sie ihre Kinder arbeiten lassen. Wenn sie den Kindern die Arbeit verbieten würden, würden die Familien ihre Arbeit hier aufgeben. Die Arbeit in den Ziegelbrennereien ist besonders gefährlich. Die hohe Bleikonzentration im Ton ist äußerst schädlich für die Augen. Auch Verbrennungen und Gelenkschäden stehen an der Tagesordnung. 2)

In den Städten wie Kabul ist das Straßenbild versehen mit Kindern, die versuchen, ein paar Afghani dazu zu verdienen. Die Kinder müssen ihre Familien beim Geldverdienen unterstützen. Viele der Kinder gehen als sogenannte „Spandi’s“ auf die Straße. Sie laufen zwischen den im Stau stehenden Autos herum und wedeln mit ihren Henkelbüchsen aus Blech vor den offenen Fenstern, damit ein bisschen Rauch in die Autos kommt. In den Blechdosen befinden sich Kräuter, die brennen. Der Aberglaube besagt, die brennenden Kräuter vertreiben böse Geister. Arsu, ein Mädchen aus Kabul, verdient damit bestenfalls 200 Afghani an einem Tag. Das sind ca. 2,50 Euro. Doch wenn sie Pech hat, bekommt sie weniger als die Hälfte. Sie kann mit ihren acht Jahren weder schreiben noch lesen. Sie ist jeden Tag von 6 Uhr in der Früh bis 9 Uhr abends auf den Straßen. Mit ihren sechs Geschwistern und ihren Eltern teilt sie sich ein einziges Zimmer. Der Vater ist Schuhputzer, der Bruder verkauft Kaugummis. Die Familie kann es sich daher nur leisten, eins der 6 Geschwister in die Schule zu schicken. 3)

Insgesamt arbeiten über eine Million Kinder unter 18 Jahren in Afghanistan. Es gibt aber keine offizielle Statistik über die tatsächliche Zahl. Das Problem sei – so die Kinderrechtsorganisation „Save The Children Deutschland E.V.“ – dass nur rund 6 % aller Kinder eine Geburtsturkunde in Afghanistan haben. Außerdem geschieht die meiste Kinderarbeit versteckt. Es gibt extrem viele Waisenkinder in Afghanistan. Das ist eines der traurigen Resultate des jahrelang andauernden Krieges. Die alltägliche Kinderarbeit hat weitreichende Auswirkungen für das ganze Land. Sobald Kinder körperliche Arbeit leisten anstatt zur Schule zu gehen, lernen sie weder schreiben noch lesen. Sie werden also nie einen geistig anspruchsvollen Beruf erlernen können. Die Kinder arbeiten meist solange, bis ihre Körper die Belastung nicht mehr ertragen können. Betteln bleibt dann meist der einzige Ausweg. Der Teufelskreis schließt sich, wenn die Kinder der nächsten Generation wieder arbeiten müssen, um die Eltern zu unterstützen. Die wirtschaftliche und soziale Situation im Land kann sich somit nicht weiterentwickeln.
Viele Menschenrechtskommissionen kritisieren, die Regierung setze sich nicht genügend für die Rechte von Kindern ein. Obwohl Afghanistan die UN-Kinderrechtskonvention, welches ein Übereinkommen über die Rechte der Kinder ist, unterzeichnet hat, sind bisher keine durchgreifenden Maßnahmen erfolgt. Bisherige Hilfsprojekte dauerten maximal ein Jahr. Die Regierung habe die Verantwortung für die Sicherheit der Kinder, so Kritiker.
Die traurige Wahrheit ist aber, dass die Bekämpfung der Aufständischen zurzeit noch im Vordergrund steht. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Rawa.org, 24.März 2014: Over a million Afghans engaged in child labour, aufgerufen am 15.04.2014
  2. Rawa.org, 09.11.2013: No childhood for most children, aufgerufen am 15.04.2014
  3. Morgenpost, 14.04.2014: Die Sehnsucht nach Frieden, aufgerufen am 15.04.2014
  4. Dw.de, 12.06.2014, Arbeit statt Schule in Afghanistan, aufgerufen am 15.04.2014



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