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Fett und Schön

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Hagere Frauen beherrschen die Titelseiten unserer Boulevardblätter und Modemagazine und bestimmen dadurch das Schönheitsideal der gesamten westlichen Welt. Dick gilt als unästhetisch. Für Mauretanien, ein Land der westlichen Sahara, gilt diese Sichtweise nicht. Dort gilt dick als schön. „Wenn eine mauretanische Frau keine fetten Beine hat und nicht fett ist, dann ist sie keine Frau“, berichtet ein mauretanischer Junggeselle. Dieses Schönheitsbild führt besonders in den ländlichen Regionen zu grausamen Missständen. „Eine dünne Frau ist ein Zeichen dafür, dass ihre Familie arm ist, in anderen Worten, ihre Familie kann sich eine Zwangsmästung nicht leisten”, berichtet Aminetou Mint Ely von der Association of Women Heads of Households. In Mauretanien werden häufig Zwangsmästungen, genannt „Labluh“ an jungen Frauen durchgeführt. Familien zwingen ihre Töchter dazu, sich auf Fütterungsfarmen mästen zu lassen, um innerhalb kürzester Zeit so schwer wie möglich zu werden. Dies gilt als gesellschaftlich erwünscht, da schwergewichtige Frauen vielfach als reich, hübsch und gesund betrachtet werden. Zwischen dem sechsten und neunten Lebensjahr beginnt die Zwangsernährung für junge Mädchen, bis sie fruchtbar sind, um heiraten zu können. Auf Fütterungsfarmen müssen die Mädchen etwa 10000 Kilokalorien täglich zu sich nehmen, bestehend aus zwei Kilo Brei aus Hirse, Öl und Butter, dazu Bohnen und Zucker. Anstatt Wasser trinken die Mädchen jeden Tag bis zu 20 Liter Kamelmilch. Im Alter von ungefähr 12 Jahren sollen die Mädchen zwischen 80-100 Kilogramm wiegen. Nur so haben sie eine Chance von einem älteren Mann geheiratet zu werden. Diese Heiraten werden von der Familie arrangiert, die Männer, die davon profitieren, könnten genauso gut die Großväter der jungen Mädchen sein. Die weiblichen Aufseher der Mastfarmen wenden verschiedene Techniken an, um die Mädchen zum weiteressen zu zwingen: „Wenn ein Kind nicht trinken will, bohrt die Aufseherin zwei Stäbe in sein Zahnfleisch. Die Schmerzen sind fürchterlich“, erklärt Fatimata M’baye, Anwältin für Kinder und Jugend. Wenn sich die Mädchen übergeben, müssen sie das Erbrochene trinken, damit keine Kalorien verloren gehen. Die gesundheitlichen Folgen für die Mädchen sind gravierend. Sie leiden an sämtlichen Krankheiten die Adipositas nach sich zieht, die Beschwerden reichen von Diabetes, über Rückenprobleme, bis hin zu massiven Herzproblemen. 1) 2) 3)

Es scheint ein fester Bestandteil menschlicher Kulturen zu sein, Schönheitsideale zu preisen denen der Großteil der Gesellschaft nicht entspricht. Im Westen, wo es Essen im Überfluss gibt, versuchen wir so dünn und sportlich wie möglich zu sein, in Regionen in denen Nahrungsmittelüberfluss ein Fremdwort ist, ist genau das Gegenteil der Fall. Paradox.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. VICE Doku, ab Minute 9.50: VICE on HBO Season One: Winners & Losers (Episode 5)
  2. Mästung von Mädchen in Mauretanien
  3. Je fetter, desto besser



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