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Kambodschas Arbeitskampf eskaliert! Mindestens drei Tote!

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Die seit mehreren Wochen andauernden Proteste für bessere Arbeitsbedingungen und eine deutliche Anhebung des Mindestlohns in Kambodschas Textilfabriken sind letzten Freitag eskaliert. Nach Angaben zweier im Land tätiger Menschenrechtler kamen mindestens drei Menschen ums Leben, viele weitere wurden verletzt. Militärpolizisten eröffneten in einem Vorort der Hauptstadt Phnom Penh das Feuer auf die Demonstranten, nachdem diese die Sicherheitskräfte mit Steinen, Flaschen und Benzinbomben attackierten.

Die Gewerkschaften riefen bereits eine Woche vor Neujahr zu landesweiten Massendemonstrationen auf. Sie fordern eine Anhebung des Mindestlohns auf umgerechnet 120 Euro pro Monat und eine allgemeine Verbesserung der teilweise menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Die Regierung möchte sich auf diese Forderung nicht einlassen, und bietet nur eine Anhebung um 20% auf den aktuellen Mindestlohn von 60 Euro. 1) 2)

Die derzeit garantierten Mindestlöhne reichen für die Arbeiter zum Überleben mittlerweile nicht mehr aus. Die meisten der in den Textilfabriken beschäftigten Arbeiter müssen mit ihren geringen Löhnen ganze Familien auf dem Land miternähren. In einem der ärmsten Länder Asiens leben 80% der 15 Millionen Einwohner in ruralen Gegenden. In den ländlichen Regionen müssen die meisten Siedlungen ohne funktionierende Abwasser-Versorgung auskommen, vielfach auch ohne Trinkwasser-Anschlüsse und ohne Strom. 3) Nichtsdestotrotz zählt die Textilindustrie mit ihren 3,7 Milliarden Euro Exporterlösen zu den größten und wichtigsten Wirtschaftszweigen des verarmten Landes. Insgesamt sind über 600.000 Menschen in der Bekleidungsindustrie beschäftigt, mindestens 450.000 nähen für Weltkonzerne wie Gap, Nike, H&M, Adidas und Puma. Nachdem die Konfliktparteien keine Einigung erzielen konnten, wurde der Streik vorübergehend für beendet erklärt. Die Problematik bleibt jedoch weiterhin bestehen. 4)

Wie ein vor kurzem erschienener Bericht des Wall Street Journals Deutschland aufzeigte, sind zum Zeitpunkt ihrer Anstellung viele der in Kambodscha beschäftigten Textilarbeiter minderjährig. Und das obwohl Kambodscha die Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation ratifiziert hat, die besagt, dass Jugendliche unter 18 von Arbeiten, die ihre Gesundheit oder Sittlichkeit gefährden, fern gehalten werden müssen. Viele Arbeitgeber fälschen die Altersangaben auf den Arbeitspapieren ihrer Angestellten, aber mindestens ebenso verbreitet ist es, dass Minderjährige aufgrund ökonomischer Zwänge selbst ein verfälschtes Geburtsdatum bei ihrer Einstellung angeben. Aufgrund mangelnder staatlicher Kontrollen innerhalb der Produktionsbetriebe und einem ausgeprägten Arbeitermangel in Kambodschas Textilfabriken, fällt es vielen Unternehmern leicht, potentiell minderjährige Bewerber einzustellen. Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Beschäftigte, darunter auch Jugendliche, unter anderem mit giftigen Klebstoffen in Berührung kommen, die als extrem gesundheitsgefährdend gelten. Wie so oft, geben sich die betroffenen Firmen ahnungslos. 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. FAZ: Aufstand der Unterbezahlten  
  2. FAZ: Kambodschas Armee feuert auf Textilarbeiter
  3. BR: Der harte Kampf für mehr Wohlstand – nicht mehr verfügbar
  4. Handelsblatt: Textilarbeiterinnen in Kambodscha arbeiten wieder
  5. WSJ Deutschland: In Kambodscha arbeiten Kinder im Akkord



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