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„100% Baumwolle – Afrikas Kindersklaven“

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Kinderarbeit in Mali ist verboten, es herrscht Schulpflicht bis zum 16. Lebensjahr. Eine Schule in Niamala wurde „neu ausgestattet“. Der Direktor zeigt stolz: zwei Globusse, Schreibhefte und Buntstifte. Dabei wäre selbst dies nicht nötig gewesen. Im Klassenzimmer verläuft der Unterricht so gut wie nie. Stattdessen werden die Kinder auf die Baumwollplantagen getrieben.  1) Die Fernsehdokumentation „100 Prozent Baumwolle. Afrikas Kindersklaven“, die 3sat vergangenen Freitag ausgestrahlt hat, klärt auf.  (Mehr dazu hier – nicht mehr verfügbar)

Weiche, weiße Baumwollbällchen werden gepflückt, sie sehen wie Wattebausche aus. Die Kinder tragen Säcke um ihren Bauch, in denen sie sie sammeln. Beobachtet werden sie vom Direktor selbst. Die Bezahlung für neun Stunden Arbeit: ein Bonbon. 1)

Baumwolle gilt als „naturnah“, schont die Umwelt und ist angenehm. Die weltweite Nachfrage ist hoch. Verbraucher ahnen oft nichts von Kinderarbeit und modernem Sklavenhandel. Dabei arbeiten allein in Mali, der Elfenbeinküste und Burkina Faso je eine Million Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren. Arme Familien verkaufen ihre Kinder oft an die Baumwollbarone. “Kinder sind billig, einfach zu bekommen und leicht zu formen”, erklärt Alexandre Soho von der Internationalen Arbeitsorganisation. 2)

Die Plantagenbesitzer halten sich nicht an das Verbot der Kinderarbeit. Der Präsident des Verbands der Baumwollwirtschaft, Bakary Togola, versteht nicht, was daran schlecht sein soll: „Die Welt kommt nicht voran, wenn nur die Alten und nicht auch Kinder arbeiten.“

Auch in Burkina Faso treffen die Journalisten auf einer Baumwollplantage Jungen. Sie erzählen ihnen, dort seit längerem für umgerechnet zwölf Euro im Monat zu arbeiten – 200 Kilometer von ihrem Heimatdorf entfernt. 3)
Die Kinder werden jedoch nicht nur bei der Ernte eingesetzt. Auch bei der Aussaat und beim Einsatz von Pestiziden und anderen Chemikalien sind sie einbezogen. Die World Health Organisation (WHO) schätzt, dass es im Baumwollanbau zu jährlich bis zu zwei Millionen Vergiftungen bei Menschen kommt. 40.000 davon enden tödlich.  4)

Kinder sind zudem gefährdeter als Erwachsene. Ihre Organe sind noch nicht vollständig ausgebildet, sie können die Schadstoffe nicht abbauen. Die dünne Kinderhaut ist außerdem sehr durchlässig für die Gifte, denen sie ständig ausgesetzt ist. Chronische Augenentzündungen, Nieren- und Leberprobleme und Atemwegserkrankungen sind praktisch vorprogrammiert

Ein französisches Unternehmen, das etwa 40 Prozent seiner Baumwolle aus Afrika importiert, äußert sich in der Dokumentation: „Ausbeutung bekümmert uns natürlich. Aber wir sind nur ein kleines Rädchen im großen Getriebe.“

Wieder einmal werden hier Verhältnisse deutlich, die schockieren: Auf der einen Seite die Kinder, die angelockt, ausgebeutet, illegal gehandelt, gezwungen werden, für einen Hungerlohn zu arbeiten und dabei ihre Gesundheit, wenn nicht sogar ihr Leben aufs Spiel setzen. Auf der anderen Seite die Erwachsenen, die wegschauen oder vorgeben, machtlos zu sein. 1)

Seit 2007 gibt es in Deutschland eine Alternative für kritische Konsumenten, die nicht auf Baumwollprodukte verzichten möchten. Das Fairtrade Certified Cotton-Siegel garantiert faire Arbeitsbedingungen und langfristige Handelsbeziehungen. Gleichzeitig wird Kinderarbeit ausgeschlossen. Doch Vorsicht! Das Siegel bezieht sich nur auf die Baumwollproduktion. Die weitere Verarbeitung der Baumwolle ist nicht mit einbezogen.  5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Focus: Ein Bonbon je Arbeitstag Kindersklaven auf Afrikas Baumwollfeldern – abgerufen am 11.11.2013
  2. Finanznachrichten: 100% Baumwolle – Afrikas Kindersklaven – abgerufen am 11.11.2013
  3. Focus: Ein Bonbon je Arbeitstag Kindersklaven auf Afrikas Baumwollfeldern – abgerufen am 11.11.1013
  4. People for Future – abgerufen am 11.11.2013
  5. ci-romero: Grünemode Fairtrade – nicht mehr verfügbar



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2 Gedanken zu „„100% Baumwolle – Afrikas Kindersklaven““

  1. Das ist doch echt scheiße. Da versucht man auf einen möglichst hohen Baumwollanteil zu achten um der Umwelt „etwas Gutes“ zu tun. Und dann hat das natürlich auch wieder einen Haken.
    Wo kann ich nun Kleidung kaufen die ganz sicher nicht aus Kinderarbeit stammt? Deren Herstellung von der Aussaat bis zum Verkauf fair und nachhaltig ist? Deren Qualität und Preis stimmt?

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