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Syrienkrise fördert weiterhin Kinderarbeit im Libanon

Mit dem enormen Zuwachs an syrischen Flüchtlingen im Libanon verschlechterte sich in den vergangenen Monaten die wirtschaftliche Lage des Landes rigoros und die Kinderarbeitsrate nahm stetig zu. Jedoch sind nicht ausschließlich syrische Kinder davon betroffen. Inzwischen wirkt sich die wirtschaftliche Krise auch auf die Bürger des Landes, libanesische und palästinensische Familien, aus und zwingt auch deren Kinder zu arbeiten. Sie verrichten eine Arbeit, die sie physischen wie auch psychischen Gefahren aussetzt, ihnen ihre Kindheit entzieht und sie an einer Schulbildung hindert.

Doch bereits vor der syrischen Krise, vor dem massiven Flüchtlingsansturm, war die Kinderarbeitsrate im Libanon sehr hoch, in den letzten zwei Jahren gewann sie allerdings an unvorstellbaren Ausmaßen.

„Was man auf den Straßen von Hamra oder Gemmayzeh sieht, ist lediglich die Spitze des Eisbergs,” äußerte sich Andres Gonzales, der Landesvorsitzende der Organisation War Child, hierzu.

Eine exakte Zahl der Kinderarbeiter im Libanon wurde bisher noch nicht festgestellt, Schätzungen zufolge sollen es jedoch etwa 180 000 sein. Mitarbeiter der ILO hingegen befürchten, dass es sich inzwischen um die 300 000 Kinder handelt. 1)

Laut einer Studie der ILO und der Saint Joseph Universität im Jahr 2012 mussten 29,5 Prozent im Norden und 36,5 Prozent der Kinder in Beeka Arbeit verrichten – alle unter dem gesetzlichen Mindestalter, das in der Verfassung Libanons festgelegt wurde. Zwar ist Kinderarbeit im Libanon verboten, doch erweist sich die Umsetzung des Verbots als kompliziert, denn die Bevölkerung sieht Kinderarbeit als Teil ihrer Kultur und Tradition an. 2)

Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien wurde der Libanon von mehr als einer Million Flüchtlingen überschwemmt. Die meisten unter ihnen sind Frauen und Kinder, denn viele Männer sind in den Bürgerkriegen ums Leben gekommen. Oft reisen sie ohne Ausweise und Papiere ein und finden dadurch nur schwer eine legale Arbeit. Am Existenzminimum lebend sind die Familien deshalb äußerst abhängig von dem zusätzlichen Einkommen ihrer Kinder.

„Oft entwickeln sich die Kinder zu den Hauptfinanzierern der Haushalte. Dadurch sind sie gewaltigen Risiken und Verantwortungen ausgesetzt“, meint Anthony MacDonald, Vorsitzender des Kindesschutzes der UNICEF.

Auf der einen Seite heißen es die Kinder sehr willkommen, ihren Familien finanziell unter die Arme zu greifen und sie in solch einer Notlage unterstützen zu können, auf der anderen Seite jedoch scheinen auch keinerlei Alternativen zum Arbeitsalltag zu existieren, da die Schulen überfüllt sind und viele Flüchtlingskinder nicht mehr daran teilnehmen können. Der Staat ist dem großen Ansturm an schulbedürftigen Kindern nicht mehr gewachsen, ist unfähig, Schulregistrierungen ausreichend zu beaufsichtigen und kann nicht genügend finanzielle Mittel stellen. Also fällt die finanzielle Last eines Schulbesuchs direkt der Familie zu und erweist sich für Flüchtlinge als unmöglich tragbar.  1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. DailyStar: Solving Lebanon’s Child Labour Crisis – aufgerufen am 31.10.13
  2. Aktiv gegen Kinderarbeit: Neue Studie über Kinderarbeit im Libanon – aufgerufen am 31.10.13



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