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Goa – Sonne, Strand und billiger Sex?

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In den 60er Jahren war Goa ein beliebtes Urlaubsziel für Hippies, die sich unbekleidet in die Wogen des kristallklaren Meeres stürzten und bis in die Morgenstunden wilde Partys feierten. Noch heute ist der indische Bundesstaat ein beliebtes Reiseziel, das jedoch in letzter Zeit zunehmend auch eine andere Art von Touristen anlockt: Sextouristen. Die Flower-Power-Bewegung ist vermutlich nicht zuletzt der Grund, warum sich diese zweifelhafte Form des Reisens in Goa etablieren konnte.

Die Nachfrage der Sextouristen nach jungen Frauen – meist minderjährige – hält ein zerstörerisches System am Laufen. Doch diese Menschen wissen häufig nicht einmal, welche Auswirkungen ihr Handeln hat und dass sehr viele der Mädchen sich nicht freiwillig zum Sex mit den Freiern anbieten. Viele werden zur Ware von Menschenhändlern, die sie mit dem Versprechen nach Goa locken, dort eine bessere Arbeit zu finden. Gut organisierte Banden und die  russische Mafia schmuggeln Kinder aus Ländern wie Nepal, Bangladesch, Russland und Rumänien über die Grenze nach Goa. 1)

Diese sind leichte Opfer für Menschenhandel, Schätzungen zufolge verschwindet im Durchschnitt  alle 8 Minuten ein Kind in Indien. 2) Wie groß die Zahl der prostituierten Kinder ist, kann nur geschätzt werden, sie liegt aber wohl bei über einer Million. 3)

Sex Tourismus verspricht schnelles Geld. Freier sind meistens bereit, sehr große Summen für ein gutes Erlebnis zu zahlen. Doch die negativen Effekte, die das Ganze mit sich bringt, sind verheerend. Die lokale Kultur mit ihren traditionellen Werten wird zerstört und Gewalt, vor allem gegenüber Kindern, Drogenkonsum und illegale Geschäfte nehmen zu. 4)

Vor einigen Jahren ließ die Polizei in einer großen Aktion sämtliche Bordelle schließen. Das Geschäft mit dem Sex hat sich seitdem jedoch nur verlagert. Die jungen Mädchen warten in Schönheitssaloons, Spas, Begleitagenturen 5) oder so genannten Friendship Clubs auf Kundschaft. Auch das Internet entwickelt sich mehr und mehr zu einem interessanten Markt.

Trotz steigenden Reichtums leben noch immer 30% der indischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze, seit etlichen Jahren ist sogar wieder eine steigende Tendenz zu beobachten. 6) Familien sehen oft keinen anderen Ausweg, als ihre Töchter in die Prostitution zu zwingen.

Die untergeordnete Rolle der Frau  in der indischen Gesellschaft spielt eine wichtige Rolle. Die Tradition der Mitgift für die Hochzeit ihrer Tochter stellt viele Eltern vor eine Herausforderung, Verschuldung ist keine Seltenheit. Viele arme Familien setzen deswegen darauf, dass sich die Töchter ihre Mitgift selbst verdienen, so etwa durch Prostitution.

Die Polizei jedoch verschließt meistens die Augen vor Menschenhandel, lässt Händler unbestraft frei und unternimmt nichts gegen illegale Bordelle, solange sie durch korrupte Geschäfte davon profitiert. 2)

Von einigen Seiten wird das Problem der Kinderprostitution in Goa sogar verleugnet. Die Gesetzeslage in Indien ist dürftig. In dem so genannte Goa Children’s Act von 2003 wurde bereits kurz nach der Erlassung das „shall“ zum „may“ 7) und bisher wurden in den wenigen Fällen, die tatsächlich vor Gericht landeten, alle Angeklagten freigesprochen. 8)

Es gibt jedoch eine Organisation in Goa, die der Kinderprostitution den Kampf angesagt hat: Children’s Rights in Goa (CRG). Diese versucht mit verschiedenen Kampagnen Bewusstsein zu wecken, macht Werbung für verantwortungsvollen Tourismus und bietet arbeitenden Kindern die Möglichkeit, nebenbei zumindest Grundkenntnisse des Lesens und Schreibens zu erlernen. 9)

Initiativen wie diese, und auch Bemühungen der Regierung, das dreckige Image abzustreifen, indem sie beispielsweise Werbung mit Frauen in Bikinis verbietet 10), lassen auf eine Verbesserung der Situation in Goa hoffen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Times of India: Tourism boosts human trafficking in Goa
  2. Truthout: Trafficking of Children and Women in India
  3. Wikipedia: Prostitution in India
  4. Strategies to protect children from sextourism and trafficking: Lessons learnt from Goa
  5. Wikipedia: Begleitagentur
  6. Index Mundi: Population below poverty
  7. The Times of India: Sex tourism will bring doom upon state
  8. BBC News: Goa – new paedophile’s paradise?
  9. Children’s Rights Goa (nicht mehr aufrufbar)
  10. Spiegel Online: Bikini-Verbot: Goa bemüht sich um ein neues Image



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