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Kindersoldaten in Zentralafrika – Lage verschlimmert sich!

„Während die Welt wie gebannt auf die Syrien-Krise schaut, bahnt sich in der Zentralafrikanischen Republik eine Katastrophe an.“ – GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Seit der gewaltsamen Regierungsübernahme der islamisch geprägten Rebellengruppe Seleka im März 2013 herrscht Bürgerkrieg in der Republik. Die öffentliche Ordnung, das Schulsystem wie auch die wirtschaftlichen Strukturen scheinen vollkommen in sich zusammenzubrechen. 4,6 Millionen Menschen sind davon betroffen, also beinahe die gesamte zentralafrikanische Bevölkerung. Politische Morde, Folterungen, Rechtlosigkeit, Übergriffe auf bestimmte Glaubensrichtungen sowie die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten haben in den letzten Monaten stark zugenommen. Es sind bereits 206 000 Flüchtlinge, darunter 100 000 Kinder, gemeldet, die in den Nachbarländern Zuflucht suchen. Zusätzlich verschärft sich die Lage um humanitäre Mittel. 1,6 Millionen Menschen benötigen lebensnotwendige Hilfsgüter. Die Situation der 100 000 unterernährten Kinder sei sehr kritisch. 1) Allerdings scheinen diese stark alarmierenden Zustände kein wirkliches Interesse in der Weltbevölkerung auszulösen. Die UN drohen mit Sanktionen gegen die Führungsriege der Seleka und befürworten ansonsten die Absicht der Afrikanischen Union (AU), die eine Eingreiftruppe von 3 600 Polizisten in der Republik stationieren will. Jedoch ist weitaus mehr Ausstattung und Personal vonnöten, um die Lage zu entschärfen. 2)

In Zentralafrika existierte bereits vor der Machtergreifung der Seleka ein hohes Maß an Kinderarbeit. In dem Zeitraum von 1999 bis 2007 waren 47% der Kinder zwischen fünf und 14 Jahren dazu gezwungen Arbeit, zu verrichten. Der Anteil an Kindersoldaten in der Republik ist jedoch noch um einiges erschütternder. 3) In dem von gewaltsamen Konflikten geprägten Land wachsen Kinder und Jugendlichen mit einer unvorstellbaren Brutalität auf. Oft ist eine Zwangsrekrutierung der Kinder gar nicht erst vonnnöten, da sie, aufgrund von fehlenden Zukunftsperspektiven, auch freiwillig in die bewaffneten Gruppen eintreten. 4) Dort werden sie als Überbringer von Nachrichten, Köche, Gepäckträger und für Putzdienste missbraucht. 5) Zu Beginn der Aufstände im Dezember 2012 verschlimmerte sich die Lage drastisch. Über 2000 Kinder wurden von bewaffneten Gruppen zwangsrekrutiert und für ihre eigenen Zwecke eingesetzt.

Nach Schätzungen von UNICEF gibt es weltweit 250 000 Kindersoldaten, von denen 120 000 in Afrika leben. Hier werden sie zu den unterschiedlichsten Zwecken eingesetzt, verrichten jedoch allerorts dasselbe. Ihre Tätigkeiten reichen vom Wachehalten bis zum Foltern und Töten. Der sexuelle Missbrauch ist speziell bei Mädchen sehr hoch. Kinder sind deshalb als Soldaten so „beliebt“, weil sie leicht manipulierbar, gehorsam und vor allem in großer Zahl vorhanden sind. Oft sind es Waisen, die völlig auf sich allein gestellt sind, Schutz suchen, und deshalb sehr anfällig auf die Versprechungen der Gruppen reagieren. Die leichte Waffenbeschaffung in Afrika macht die hohe Anzahl der Rekruten überhaupt erst möglich. Kindersoldaten haben es sehr schwer sich nach ihrem Dienst wieder in die Gesellschaft einzugliedern, da sie oft als Außenseiter und Mörder gelten. Nicht selten rutschen sie in die Drogenabhängigkeit ab und sind unfähig auf eigenen Beinen zu stehen. 6) Mithilfe von unterstützenden Projekten, versuchen Hilfsorganisationen diesen Zuständen präventiv und nachhaltig entgegenzuwirken.

The International Medical Corps Organisation ist eine globale, menschenfreundliche und nicht Profit-orientierte Hilfsorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Leben zu retten und weltweite Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Durch Entwicklungshilfe und medizinische Versorgung versuchen ihre Mitarbeiter in über 70 Staaten weltweites Leiden zu vermindern. Ihr Hauptziel ist es durch eine nachhaltige Förderung, selbstständige Staaten zurückzulassen, die auch lange Zeit nach dem Programm auf eigenen Beinen stehen können. 7)
In der Zentralafrikanischen Republik versucht die Organisation derzeit alles Nötige um noch nicht betroffene Kinder vor diesem Schicksal zu bewahren und bereits betroffenen Kindern einen Ausweg zu bieten. Neben dem Auffinden und Aufnehmen von Kindersoldaten, leisten sie psychologische Hilfe, medizinische Versorgung und eine allumfassende Aufklärung über die Bürgerrechte der Kinder. Durch Reintegrationsprogramme versuchen sie die traumatisierten Kinder wieder in die Gesellschaft einzugliedern um ihnen dort neue Wege aufzuweisen. Präventiv dazu gründen sie Schutzorganisationen innerhalb der Gemeinden, die zu einer Festigung der Sicherheit der Kinder dienen sollen. Ergänzend unterstützen sie Schulen hinsichtlich der Ausstattung und der sportlichen sowie auch kreativen Aktivitäten. Sie schaffen dort Treffpunkte an denen sie sich ausruhen, Freundschaften schließen und ins Gespräch kommen können. Die Organisation tritt auch persönlich mit den Kindern in Kontakt, indem sie sie dazu ermuntert, sich selbst und eigenständig Gedanken über ihre Zukunft zu machen.
“This project has helped to give a glimmer of hope to these children who have been at the frontline of the conflict and will ensure the future protection of many more,” kommentiert Mohamed Condetto Toure, der internationale Medical Corps Beamte. 8)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Entwicklungspolitik online: Zentralafrika: Attentate, Folter und Rechtlosigkeit greifen um sich, aufgerufen am 03.09.13
  2. Frankfurter Allgemeine: Ein Somalia mitten im Regenwald, aufgerufen am 06.09.13
  3. Wikipedia: Zentralafrikanische Republik, aufgerufen am 05.09.13
  4. Krone: Zentralafrikanische Republik stürzt ins Chaos, aufgerufen am 05.09.13
  5. Trust: Providing a Fresh Start for Child Soldiers in Central African Republic, aufgerufen am 05.09.13
  6. UNICEF: Kindersoldaten – Opfer und Täter zugleich, aufgerufen am 06.09.13
  7. Wikipedia: International Medical Corps, aufgerufen am 09.09.13
  8. Trust: Providing a Fresh Start for Child Soldiers in Central African Republic, aufgerufen am 05.09.13



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